Der Nabu Willich appelliert Jungvögel nicht mitnehmen

Willich · Der Nabu Willich bittet darum, junge, gerade flügge gewordene Singvögel zu lassen, wo sie sind. Die Eltern versorgen sie. Was man noch beachten sollte.

 Jungvögel wie diese Meise werden von ihren Eltern versorgt. Menschen sollten sie lassen, wo sie sind.

Jungvögel wie diese Meise werden von ihren Eltern versorgt. Menschen sollten sie lassen, wo sie sind.

Foto: Sven Schalljo

Der Naturschutzbund Krefeld-Viersen (Nabu) bittet darum, Jungvögel nicht mitzunehmen, auch wenn sie möglicherweise hilflos und verlassen wirken könnten. „Wir erhalten zurzeit jeden Tag mehrere Anrufe von Menschen, die Jungvögel gefunden und mitgenommen haben. Wir bitten darum, dies keinesfalls zu tun. Junge, gerade flügge gewordene Vögel werden noch von ihren Elterntieren versorgt und brauchen die Hilfe des Menschen nicht“, betont Monica Sandrock von der Naturschutzorganisation in Willich.

Viele Menschen würden auch die Verantwortung, die mit der Aufzucht der Vögel einhergeht, stark unterschätzen. „Die Prägung funktioniert auch in diesem Alter noch. Wenn man einen jungen Vogel aufzieht und regelmäßig füttert, dann ist diese sehr stark. Zunächst einmal ist die Aufzucht sehr aufwendig. Die Tiere brauchen sehr oft Futter. Man muss nachts regelmäßig aufstehen und Futter geben. Dies darf auch nicht scharfkantig sein. Es braucht zum Beispiel Regen- oder Mehlwürmer, bestimmte Raupen oder dergleichen. Diese müssen zerkleinert und dann verfüttert werden. Dafür müssen sie in den Schnabel gelegt werden. Den Tieren dann beizubringen, überhaupt selbst ihre Beute aufzupicken, ist bereits eine Herausforderung“, erläutert sie.

Noch schwieriger sei aber, die dauerhafte Verantwortung zu bewältigen. „Wir hatten mal einen Mann, der eine junge Schwalbe aufgezogen hatte. Er rief uns an und fragte, was er tun könne. Nach acht Jahren wolle er endlich einmal in Urlaub fahren, aber die Bindung des Vogels sei so stark, dass ein Wegfahren nicht möglich sei. Mit ins Flugzeug könne er das Tier aber natürlich auch nicht nehmen. Man muss sich bewusst sein, wie groß die Verantwortung ist, die man übernimmt“, betont Sandrock.

Ein anderer habe einen Rabenvogel großgezogen. „Er fragte, ob es andere Stellen gebe. Er brauche Hilfe bei der Versorgung. Der Vogel sei ausgewachsen, aber jetzt sei er stets da. Ich hatte ihn zuvor gewarnt, und er meinte seinerzeit, dass er das schon hinbekomme“, erzählt die Naturschützerin.

Wer einen Jungvogel finde, der solle ihn einfach an Ort und Stelle lassen. „Sitzt das Tier auf dem Boden, dann kann man es, wenn man helfen will, auf einen etwas höher gelegenen Ast setzen. Damit ist der junge Vogel vor einigen Feinden sicherer. Aber die Versorgung übernehmen die Eltern“, sagt Sandrock, die auch noch einen weiteren Appell anschließt: „Die Anrufe beginnen oft um 7 Uhr morgens und enden teils erst um 22 Uhr. Wir sind keine städtische Stelle, sondern Ehrenamtler. Ich bitte darum, das, auch im Notfall, im Kopf zu haben“, sagt sie. Viele Bürger würden Ansprüche formulieren, die hanebüchen seien.

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