Stadt Willich Willich: Dorgarthen, Stoll und Nicola verlassen SPD-Fraktion

Stadt Willich · Die drei SPD-Stadtverordneten Theresa Stoll, Martin Dorgarthen und Detlef Nicola haben ihre Fraktion verlassen, behalten aber ihre Ratsmandate und treten auch nicht aus der SPD aus. In einem Pressegespräch in der Wohnung von Theresa Stoll erklärten sie und Detlef Nicola (der erkrankte Martin Dorgarthen war telefonisch zugeschaltet) gestern Mittag ihre Beweggründe: Nach einem Jahr Kampf um Veränderung ziehen sie die Konsequenzen und verlassen die SPD-Fraktion. Die politische Arbeit sei zum Erliegen gekommen, die gegenwärtige Fraktionsspitze stehe für politischen Stillstand. Der Austritt aus der Fraktion ist für Martin Dorgarthen kein Schnellschuss. sondern das Ende eines langen Prozesses. Er habe sich zum zweiten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden wählen lassen, um zu versuchen, ein Bindeglied zwischen den zerstrittenen Gruppen in der Fraktion zu sein. Als ihm das nicht gelang, hatte er im Oktober das Amt zur Verfügung gestellt. Bei der Fraktionssitzung am Montag sei es auch nicht gelungen, diesen Posten neu zu besetzen. Die "drei Rebellen" lassen sich nicht auf persönliche Empfindlichkeiten oder Frust über mangelnde Chancen auf irgendwelche Posten reduzieren.

Theresa Stoll, seit vielen Jahren politisch aktiv und von ihrer Heimat Sozialdemokratie voll überzeugt, fehlt die Sacharbeit. Die SPD finde außer in Kleinigkeiten in Willich nicht statt. Als Problemfelder sieht Nicola etwa die dramatisch verschlechterte Verkehrssituation. Die Neersener hätten in den Stoßzeiten kaum eine Chance, mit dem Auto aus dem Ort zu kommen. Theresa Stoll hatte nach der Schließung des Krankenhauses ein Ambulatorium ins Gespräch gebracht und mit Kämmerer Willy Kerbusch vorbesprochen. Zwei Etagen im Casino waren angedacht - doch von den Plänen habe sie, seitdem sie nicht mehr Obfrau im Planungsausschuss ist, nichts mehr gehört. Als sie in der Frühphase der Pläne für den Markt mit dem Ausschussvorsitzenden Pakusch Stillschweigen vereinbart hatte, habe sie von Fraktions- und Parteispitze Prügel bezogen, wichtige Informationen nicht weitergegeben zu haben. Auch vom Anbau an Haus Hinzen auf dem Markt höre man nichts mehr. Mit dem Hannengelände und dem Krankenhaus-Grundstück stünden große Aufgaben vor dem Stadtrat. Doch die Fraktionsspitze, selber nur mit knapper Mehrheit gewählt, sei viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Am 22. Juni hat es ein 13-er-Gespräch mit der Fraktion gegeben. Stoll erklärt, sich dort für den jungen Hendrik Pempelfort eingesetzt zu haben. Die "drei Rebellen" seien nicht gegen junge Nachwuchskräfte in der Fraktion. Doch die damals neu beschworene "Gemeinschaft" sei zwei Wochen später wieder hinfällig geworden, als sich die Fraktion zu acht - ohne Rebellen - traf. Nicola, selber elf Jahre Parteivorstand, sieht die Spitzen gefordert. Bernd-Dieter Röhrscheid und Dietmar Winkels fühlten sich immer angegriffen und nähmen ihre Schwächen nicht wahr. Dafür würde man den "Rebellen" vorwerfen, nicht genügend mitzuarbeiten. Dabei sei der Vorstand verkleinert worden. Die drei wollen aber die Tür nicht vollends zuschlagen, sondern sind für neue Gespräche durchaus offen.

(RP)
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