Internet-Blog Willicherin hat die EU im Blick

Willich · Vera Nentwich mag den europäischen Gedanken, trotzdem gibt es viele Dinge, die ihr widersprüchlich erscheinen. Deshalb setzt sie sich in einem Internet-Blog mit dem Thema auseinander.

 Mal eben über die Grenze: Die Willicher Autorin Vera Nentwich genießt es, schnell ins Ausland fahren zu können.

Mal eben über die Grenze: Die Willicher Autorin Vera Nentwich genießt es, schnell ins Ausland fahren zu können.

Foto: Fotografie Thomas Nentwich

Einen Blog schreiben heute viele, und die Themen sind äußerst verschieden. Ein Blog ist eine Internetseite, auf der der Blogger Gedanken niederschreibt oder Sachverhalte protokolliert. Zudem können Leser das Geschriebene abonnieren und kommentieren. Die Willicherin Vera Nentwich hat sich für ihre Webseite jetzt ein Thema ausgesucht, das viele schon beschäftigt hat: die Europäische Union.

Der Grund dafür ist ganz einfach, „es betrifft uns alle“, sagt Nentwich. Sie selbst unterstütze den europäischen Gedanken, dennoch würden nicht selten Entscheidungen getroffen, bei denen sie das Gefühl habe, es doch nicht so ganz nachvollziehen zu können. Statt das Thema zu ignorieren und es an sich vorbeiziehen zu lassen, entschied Nentwich sich dazu, die Schwierigkeit mit der EU doch mal genauer unter die Lupe zu nehmen und dies in ihrem Blog zu thematisieren. Angefangen hat sie damit schon 2013. Der Reiz habe darin gelegen, mit Menschen im Netz zu kommunizieren und zu sehen, was passiert, berichtet sie. Das Ziel sei es jetzt, die EU und Europa zu erkunden und gefühlte Widersprüche aufzuklären.

Aufgewachsen ist Nentwich in Grefrath, was zehn Kilometer von der Grenze zu den Niederlanden entfernt ist. Es war also selbstverständlich für sie, dass die erste Mofatour nach Venlo ging, sie mal eben nach Paris fahren konnte und sich auch in anderen Ländern zu Hause fühlt.

Gestaltet sind die Einträge wie eine Art Entdeckungsreise, die mehrere Stationen und Fragen mit sich bringt. Nentwichs Auseinandersetzung mit der EU verbreite sich im Netz, sagt die Bloggerin. Unter dem Titel „Artikel aus der Welt der Autorin“ veröffentlichte Nentwich ihre bisherigen Texte, darunter auch vier zur EU. Die europäischen Werte, Geldfragen und wie man überhaupt Kontakt zur EU aufnehmen kann, sind dabei nur ein paar Aspekte, die die Willicherin anspricht. Gehöre man zu den Menschen, die mit dem abstrakten Begriff Europa nur wenig anzufangen wissen, sei man hier genau richtig, sagt Nentwich.

„Gerade kämpfe ich mich noch ran und beschreibe das Thema EU“, erklärt Nentwich. Neben den üblichen Informationsquellen wie Internet und Zeitungsartikeln stöbert die Autorin auch in den Archiven der EU oder führt persönliche Gespräche mit Menschen, die ihr tiefere Einblicke geben. Darunter zum Beispiel die Leiterin des Europabüros im Rhein-Kreis Neuss, Ruth Harte, oder Autorenkollegin Ioana Orleanu. Geplant sei es, nach Brüssel und Straßburg zu reisen, um auch hier mehr Wissen und Verständnis zu erlangen.

Doch der Blog der 61-Jährigen ist nicht das einzige, was sie in ihrem Leben beschäftigt. Zudem ist sie Kabarettistin, Autorin mehrerer Bücher, und sie betreibt einen Podcast. Was sie davon am liebsten macht? „Alles“, sagt sie. Sie sei keine Person, die nur eine Sache machen könne, es mache alles einfach so viel Spaß. „Ich finde es auch immer spannend, neue Sachen auszuprobieren“, erklärt sie.

Der Einfluss ihrer Heimat ist in Nentwichs Leben groß. Als sie 1994 nach Willich zog, begann sozusagen ein neues Leben für die Autorin, die als Junge zur Welt kam und sich daher selbst oft als „Frau mit männlichem Migrationshintergrund“ beschreibt. „Der Ort, an dem man seine zweite Pubertät durchlebt, spielt dann natürlich eine wichtige Rolle“, erklärt sie und lacht.

Die EU ist also nicht das einzige Thema, das die Autorin beschäftigt. Sie lernte Menschen von der Stadtverwaltung kennen, brachte sich ein in die Diskussion um den Willicher Marktplatz ein und beteiligte sich bei Kunst im Kern. „So habe ich doch einen sehr engen Bezug zu Willich, und das hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich heute traue, einfach mal einen Abgeordneten anzusprechen“, erklärt die Autorin.

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