Austausch Per Zufall auf „Deutschland“ geklickt

Willich · Die beiden US-Amerikanerinnen Alyson Vu und Rhiannon Shook nehmen am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teil. Für ein Jahr leben sie in Willich und besuchen hier die Schule.

 Willichs Bürgermeister Josef Heyes (links) und der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer mit Alyson Vu (2.v.l.) und Rhiannon Shook, die am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teilnehmen.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes (links) und der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer mit Alyson Vu (2.v.l.) und Rhiannon Shook, die am Parlamentarischen Patenschafts-Programm teilnehmen.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Was machen Sie eigentlich?“, fragt unverblümt Alyson Wu den Bürgermeister. Die 17-Jährige, die einen asiatischen Namen hat (ihre Mutter ist Chinesin, ihr Vater Vietnamese) und in Michigan aufwuchs und jetzt in Houston (Texas) wohnt, sitzt im Büro von Willichs Bürgermeister Josef Heyes. Dabei ist auch der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer – er antwortet lächelnd: „Das ist unser Donald Trump von Willich.“

Bei dem Termin, zu dem Josef Heyes eingeladen hat, lernt Alyson gleich die 18-jährige Rhiannon Shook aus Jackson, im US-Bundesstaat Michigan gelegen, kennen. Die beiden jungen Damen sind unabhängig voneinander bereits seit wenigen Monaten in Gastgeberfamilien in Willich untergebracht, Alyson bei Monika Weber und Stefan Hoffmanns in Anrath, Rhiannon bei Oliver und Angelika Daniel in Wekeln. Die beiden Stipendiatinnen sind für ein Jahr eine Art US-Botschafterinnen, nehmen am Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) teil, das seit 1983 der amerikanische Kongress und der deutsche Bundestag jungen Leuten (Schülern, aber auch Berufstätigen) ermöglicht.

„Es ist das erste Mal, dass wir für etwa ein Jahr eine junge Amerikanerin aufgenommen haben, dies war wirklich eine gute Idee“, sagt Monika Weber, die von Alysson begeistert ist. Die junge Amerikanerin, die Mitte des Jahres ihren High-School-Abschluss gemacht hat und nach ihrer Rückkehr in die USA mit dem Medizin-Studium beginnen möchte, war im September ohne deutsche Sprachkenntnisse nach Willich gekommen. Mittlerweile kann sie sich schon gut verständigen, lernt unter anderem Deutsch in einer elften Jahrgangsklasse des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums, übt in ihrer Freizeit fleißig die Grammatik und ist vielseitig interessiert. So hilft sie stundenweise in der katholischen Anrather Bücherei aus, spielt in der Freizeit Bratsche und beim TV Anrath Badminton.

„Ich habe zufällig auf einen Deutschland-Button im Internet gedrückt, mich schlau gemacht und wollte danach dieses Land mit seiner Kultur unbedingt mal kennenlernen“, erzählt Alyson, die „Anrath sehr klein und süß“ findet, von der Natur und dem vielen Grün begeistert ist, oft mit dem Fahrrad fährt und auch das Essen schätzen gelernt hat: „Hier gibt es nicht nur Wurst und Kartoffeln, sondern viele leckere Sachen.“ Was die 18-Jährige nicht so schätzt: dass es hier viel kälter als im heimischen Houston ist. Mit der Gastgeberfamilie hat sie bereits einige Touren, so nach Düsseldorf oder Köln, unternommen, bald geht es nach Kärnten.

Die 18-jährige Rhiannon Shook kommt mit der Tochter ihrer Gastgeberfamilie, Paula Daniel (18), ins Bürgermeister-Büro. „Meine älteren Geschwister Johanna und Leon, die schon mal länger in den USA waren, sind ausgezogen, es war meinen Eltern wohl zu ruhig im Haus“, erzählt Paula, die noch einen jüngeren Bruder (Moritz, 11) hat, schmunzelnd. Auch Rhiannon, die derzeit in einer Klasse elf, Paula geht dort in die Zwölf, des Schiefbahner St.-Bernhard-Gymasiums unterrichtet wird, hatte sich für Deutschland entschieden, ihren High-School-Abschluss gemacht und möchte, wenn sie wieder zuhause ist, Geschichte und Politik studieren und „vielleicht später mal in einem Museum arbeiten“.

Auch Rhiannon ist sehr interessiert, schätzt die deutsche Mentalität und zeigt sich beeindruckt von den bisher unternommenen Touren durch die größeren Nachbarstädte; im „Haus der Geschichte“ in Bonn war sie auch schon. Sie will jetzt erst einmal die deutsche Sprache lernen. Großes Heimweh haben die zwei jungen US-Amerikanerinnen nicht. Regelmäßig bleiben sie über das Internet mit ihren Familien verbunden.

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