Flecht-Workshop beim Hegering Alt-Willich Körbe sollen Enten vor Feinden schützen

Willich · Bei einem Flecht-Workshop fertigten Jäger und Nicht-Jäger gemeinsam Brutkörbe für Stockenten, die darin im Frühjahr ihren Nachwuchs aufziehen können. Dazu hatte der Hegering Alt-Willich eingeladen. Was die Körbe für Enten bringen.

 Nicole Janßen, Vorsitzende des Hegerings Alt-Willich, zeigt, wie ein fertiger Brutkorb mit (Keramik-)Ente aussieht. Stockenten sind Bodenbrüter, entsprechend gefährdet sind ihre Gelege.

Nicole Janßen, Vorsitzende des Hegerings Alt-Willich, zeigt, wie ein fertiger Brutkorb mit (Keramik-)Ente aussieht. Stockenten sind Bodenbrüter, entsprechend gefährdet sind ihre Gelege.

Foto: Norbert Prümen

„Wir nehmen jetzt vier Weidenstöcke und setzen sie hier ein“, sagt Harry Enzerink. Dabei greift der Niederländer zu seinem eigenen Flechtwerk und zeigt, wie die Stöcke einzuarbeiten sind. Was bei dem geübten Korbflechter kinderleicht aussieht, gestaltet sich für die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmern dann doch schon etwas schwieriger. Aber kurze Zeit später ist das Grundgerüst für das neue Element eingearbeitet, und die sechs Frauen und fünf Männer sind mit dem Einflechten der Anflugschneise für die Enten beschäftigt.

„Ohne Akkuschrauber zu arbeiten ist schon eine Hausnummer“, sagt Teilnehmer Markus Kaules lachend. Das Arbeiten mit den Weiden sei schon „etwas tricky“, fügt Susanne Siepen an, die ebenfalls zu der Teilnehmerschar der Entenkorbflechter gehört. In dem großen Raum auf dem Willicher Sterkenhof dreht sich an diesem Tag alles um das Korbflechten. Allerdings wird nicht irgendein Korb geflochten: Es geht um die Herstellung von Körben für Stockenten.

Die Idee zu dem Workshop hatte Nicole Janßen, Vorsitzende des Hegerings Alt-Willich.  Durch eine Freundin nahm sie selbst an einem solchen Kurs in Belgien teil. „Ich habe mir gedacht, das wäre auch etwas für uns, und habe die Jägerschaft angesprochen, ob ein Interesse bestünde, was der Fall war“, sagt Janßen. Bei der Jägerschaft gehört schließlich auch das Hegen und Pflegen unabdingbar zu den Aufgaben der Jäger.

Gerade im Frühjahr finden Stockenten wenig Deckung – ein solcher Korb ist ein gutes Brutangebot. Stockenten sind eigentlich Bodenbrüter, aber sie brüten auch auf den Stöcken von Weiden. Ein Verhalten, dem sie ihren Namen verdanken. „Wenn die Tiere im frühen Frühjahr mit der Brut beginnen, werden die Bodengelege oft unwissentlich durch Menschen zerstört, die durch sie hindurchlaufen. Dazu kommen Räuber wie Ratten, Marder, Füchse und Rabenkrähen, die es auf die Eier abgesehen haben“, erklärt Janßen. Greifvögel holen sich sogar die ausgewachsenen Tiere aus dem Nest. Mit einem Entenkorb sind die Tiere sicher: Der Brutkorb schützt vor Feinden. Zudem werden die Körbe auf eigens konstruierten Halterungen aus Holz oder Metall im Wasser aufgebaut.

 Beim Workshop lernten die Teilnehmer, die Weidenruten richtig miteinander zu verflechten, so dass ein sicherer Brutkorb entsteht.

Beim Workshop lernten die Teilnehmer, die Weidenruten richtig miteinander zu verflechten, so dass ein sicherer Brutkorb entsteht.

Foto: Norbert Prümen

Inzwischen haben die Teilnehmer, zu denen auch eine Nicht-Jägerin und ein weiterer Nicht-Jäger gehören, denen der Naturschutz am Herzen liegt, die Einflugschneisen fertiggestellt. „Das ist quasi wie eine kleine Landebahn für die Enten, von wo aus sie den Korb ansteuern“, erläutert Janßen. Die Tiere landen auf dem vorgebauten Weidengeflecht und laufen durch einen etwas verengten Bereich in den ein Stückchen tiefer liegenden Brutraum. Durch die Verengung können Krähen nicht in den Brutraum gelangen, weil sie dort mit den Federn beim rückwärtigen Verlassen hängen bleiben würden. „Das wissen die Vögel und versuchen es erst gar nicht“, sagt Janßen.

„Ich bin zwar keine Jägerin, aber mir ist es wichtig, auch etwas für die Tiere zu tun. Meinen Korb schenke ich im Anschluss dem Hegering Alt-Willich, der ihn dann entsprechend aufstellen wird“, sagt Andrea Fraas. Karin Schneller überlegt, wo in ihrem Jagdrevier ein guter Platz für das handgefertigte Modell wäre. Janßen freut bei der Aktion die gute Zusammenarbeit nicht nur unter den verschiedenen Hegeringen, sondern auch unter Jägern und Nicht-Jägern. „Die Natur und deren Schutz liegt uns allen am Herzen.“ Dafür setze man sich gemeinsam ein, könne dadurch auch gegenseitige Vorurteile abbauen.

Bis die Körbe erstmals eingesetzt werden, dauert es allerdings noch ein wenig. Ende Januar, Anfang Februar werden sie in den Jagdrevieren, die über Wasserbereiche verfügen, aufgestellt. Die Stockente legt die ersten Eier schon im März, was ihr auch den Beinamen Märzente eingebracht hat. Wichtig ist es, den Korb und die Einflugschneise mit dem Gras der Umgebung ein wenig auszupolstern, damit die Körbe angenommen werden. Aber zunächst einmal werden die Körbe den Winter über kopfüber aufgehangen. Das ist wichtig, damit keine Katze oder ein anderes Tier hineingeht – denn dann würden die Stockenten aufgrund des Geruches die Körbe nicht mehr annehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort