Stadt Willich Werden Raucher zu Ruhestörern?

Stadt Willich · Mit dem Wonnemonat Mai ist das neue Nichtraucherschutzgesetz eingezogen. Bei Wirten, Rauchern und Nichtrauchern gehen die Meinungen auseinander. Kritiker fürchten Umsatzeinbußen für Wirte und Beschwerden von Anwohnern.

 Am Stehtisch haben sich Edelgard Perone (r.), Paula Petroll und Christian Arendes eingefunden, die alles andere als begeistert sind, dass sie nach draußen müssen, um eine Zigarette zu rauchen.

Am Stehtisch haben sich Edelgard Perone (r.), Paula Petroll und Christian Arendes eingefunden, die alles andere als begeistert sind, dass sie nach draußen müssen, um eine Zigarette zu rauchen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Vor dem Willicher Bistro "Peter 2" sind am Abend des 1. Mai Stehtische aufgestellt, auf denen Aschenbecher stehen. Etliche Kippen in den gläsernen Schalen zeigen: Hier wurde im Laufe des Abends schon kräftig geraucht. Wie auf Kommando kommt ein ganzer Schwung Besucher aus dem Bistro heraus und positioniert sich samt Getränken an den Tischen, um eine Zigarette zu rauchen. "Ich habe meinen Gästen extra draußen die Tische mit Aschenbechern hingestellt, damit sie rauchen können. Einige haben Verständnis, andere nicht. Aber innen darf seit dem 1. Mai ja nicht mehr geraucht werden", sagt Bistro-Wirt Francesco Tinelli, der gerade das Raucherclub-Schild abnimmt. Das kennzeichnete sein Bistro bislang als solches, in dem geraucht werden durfte. Innen auf der Theke sind nur Biergläser zu sehen. Einen Aschenbecher sucht man vergeblich. Nirgends kräuselt sich Rauch zur Decke.

Diese Bild bietet sich auch in den anderen gastronomischen Betrieben. Genau wie bei "Peter 2" sind Stehtische auf den Straßen zu sehen. Auch beim "Black Jack" steht eigens für die Raucher ein Tisch vor der Kneipe. Ein ungewohntes Bild. Am Stehtisch haben sich Edelgard Perone, Paula Petroll und Christian Arendes eingefunden, die alles andere als begeistert sind, dass sie nach draußen müssen, um eine Zigarette zu rauchen. "Dass man jetzt zum Rauchen raus muss ist verrückt. Der Ärger ist doch vorprogrammiert, gerade jetzt im Sommer inmitten der Stadt. Die Raucher gehen hinaus, rauchen und unterhalten sich. Das stört garantiert die Anwohner rundherum, besonders, wenn es spät ist", bemerkt Perone.

Arendes denkt schon an den Winter, wo er sich keineswegs vorstellen kann, für jede Zigarette in die Kälte zu gehen. "Die Wirte werden es sicherlich am Umsatz merken. Viele gehen dann nämlich bestimmt nicht mehr in die Kneipe für ein Bierchen", ist sich der junge Mann sicher. "Leute, die jahrelang nicht in eine Kneipe gegangen sind, weil dort geraucht wurde, gehen jetzt bestimmt nicht auf einmal in Kneipen, weil dort nicht mehr geraucht werden darf. Aber viele rauchende Kneipengänger verzichten bestimmt auf ein Kneipenbier", mutmaßt Petroll.

Dass das Rauchen in der Lokalität verboten ist macht die Gastronomie "Hött" schon an der Eingangstür klar. Hier prangt nämlich unübersehbar ein Rauchen-Verboten-Schild. Was einige Wirte bemängeln ist die schlechte Informationspolitik von Seiten des Hotel- und Gaststättenverbandes. "Es kursieren Gerüchte von 5000 Euro Strafe für einen Wirt, wenn in seiner Lokalität geraucht wird. Wir haben keinerlei schriftliche Informationen", sagt "Peter 2"-Wirt Tinelli.

In Kempen herrscht die gleiche Stimmung, wenngleich die Außengastronomie in der autofreien Fußgängerzone fest zum Bild gehört. Eigens aufgestellte Stehtische wie in Willich gibt es hier nicht. Die Raucher sitzen gemütlich in Sesseln und auf Stühlen. Nichtsdestotrotz sehen es viele Raucher als Eingriff in die Privatsphäre an. Und selbst Nichtraucher äußern sich negativ zur neuen Regelung. "In der Kneipe ist es mir egal, ob geraucht wird oder nicht. Im Restaurant ist ein Rauchverbot sinnig, aber in einer Kneipe?", meint Nichtraucher Thomas Lichters, der draußen direkt neben Rauchern sitzt und sich dadurch nicht gestört fühlt.

(tref)
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