Stadt Willich Wahlefeldsaal : Saalkarneval droht das Aus

Stadt Willich · Größere Abend-Veranstaltungen anderer Vereine im Wahlefeldsaal darf es derzeit nicht geben. Nur die Neersener Sebastianus-Bruderschaft darf dort feiern. Karnevalsvereine fürchten um ihre Existenz.

 Da war die Welt der "Schlossgeister" in Neersen noch in Ordnung. Im Februar hielten sie im Wahlefeldsaal noch eine Karnevalssitzung.

Da war die Welt der "Schlossgeister" in Neersen noch in Ordnung. Im Februar hielten sie im Wahlefeldsaal noch eine Karnevalssitzung.

Foto: Kaiser

Weit reichende Konsequenzen könnte der Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Düsseldorf für Vereine haben, wonach bis zur Entscheidung in der Hauptsache im Neersener Wahlefeldsaal keine lauten und störenden Veranstaltungen mehr stattfinden dürfen. Schlimmstenfalls könnte es sogar zur Auflösung von Brauchtumsvereinen führen. "Wir hängen total in der Luft und wissen nicht, ob und wie es weitergeht", sagt der Vorsitzende der Neersener Karnevalsgesellschaft "Schlossgeister", Detlev Nicola. Gestern Abend hielt der Vorstand eine Krisensitzung.

Wie berichtet, hatte eine direkte Anwohnerin gegen eine von den Sebastianus-Schützen bereits im Mai 2010 erwirkte erweiterte Nutzungsgenehmigung geklagt. Die Klage ist derzeit beim Düsseldorfer Verwaltungsgericht anhängig. Per Eilbeschluss hatte es das Gericht untersagt, bis zur Entscheidung dort laute und störende Veranstaltungen durchzuführen. Ein neues Lärmschutzgutachten wird gerade in Auftrag gegeben.

Für Detlev Nicola, der auch als SPD-Mitglied dem Rat angehört, ist dies der "Gau für das Neersener Brauchtum". Die "Schlossgeister" haben für Januar fünf Karnevalsveranstaltungen im Wahlefeldsaal geplant, von der Kinderprinzen-Proklamation bis zur Galasitzung. "Die Verträge mit den Künstlern müssen eigentlich raus, aber das Risiko ist derzeit zu hoch", sagt Nicola. Auch der Festausschuss Willicher Karneval, der dort am 11. November den närrischen Auftakt feiern und die Willicher Prinzengarde, die ihr 35. Prinzenbiwak eigentlich am 12. Januar im Bruderhaus veranstalten wollte, sind derzeit ratlos.

Indes verstärken sich die Vorwürfe gegen die Stadt. "Die hätte die erweiterte Nutzungsgenehmigung viel intensiver prüfen müssen", beklagt Nicola. Hans-Joachim Donath, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Willich, sieht nach der Orangerie im Schlosspark mit dem Wahlefeldsaal erneut eine erfolgreiche Klage gegen Einrichtungen in der Stadt. Offensichtlich seien in beiden Fällen die Baugenehmigungen fehlerhaft gewesen. Alle Bürger hätten aber einen Anspruch auf ein rechtsfehlerfreies Verwaltungshandeln. Die Stadt soll nach Auskunft des gegnerischen Anwalts schon vor der eigentlichen Genehmigung anderen Gemeinschaften die Nutzung des Saales stillschweigend erlaubt haben.

Bei der Klägerin tauchen immer mehr Vereinsvertreter auf, die für ihre Veranstaltung eine Sondergenehmigung haben möchten. Auch bei der Verwaltung hatte es gerade eine Krisensitzung gegeben. Bürgermeister Josef Heyes: "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung." Ein Großraumzelt ist nach Ansicht von Nicola keine Alternative: "Zu nass, zu kalt, zu teuer."

(wsc)
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