Stadt Willich Vielfältige Positionen eingebettet in gelungene Gesamtschau

Stadt Willich · Im Stahlwerk Becker zeigen 17 Kreative des Willicher Kunstvereins Beispiele einer Auseinandersetzung mit dem Thema "Eingebettet".

 Die Mitglieder des Willicher Kunstvereins stellen ihre Werke bis zum 11. Oktober im Gründerzentrum beim Stahlwerk Becker aus. Das Thema heißt in diesem Jahr "eingebettet".

Die Mitglieder des Willicher Kunstvereins stellen ihre Werke bis zum 11. Oktober im Gründerzentrum beim Stahlwerk Becker aus. Das Thema heißt in diesem Jahr "eingebettet".

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Renate Fellner gibt für den Ankommenden optisch den Takt vor. Ihr Werk begegnet ihm als erstes in einer Ausstellung, die geschickt Anknüpfungspunkte und Brücken zwischen sehr unterschiedlichen Positionen zum Thema "Eingebettet" inszeniert. Fellner hat dieses Mal auf die von ihr bevorzugte Bronze verzichtet und hölzerne Objekte als Ausdrucksträger gewählt. Damit zeichnet sie prägnant verkürzt wesentliche Phasen des menschlichen Lebens nach, von der Geburt bis zum Tod: Von der Wiege führt eine sich verjüngende Leiter als Sinnbild für die sich mit zunehmenden Jahren verkürzende Lebensdauer zum Sarg. Das Werk gibt zugleich über die leicht diagonale Position eine Einführung in die Ausstellung als Ganzes. Diese bietet vielfältige Nischen zum Entdecken und fügt sich zugleich zur großzügig entfalteten Gesamtschau.

Vereinsvorsitzende Jutta Otto-Gesterling dankte zur Vernissage der Stadt für das Gastrecht in dem wie für die Kunst geschaffenen Gründerzentrum. Bürgermeister Josef Heyes lobte die Beteiligten für die Bereicherung der hiesigen Kunstlandschaft. In der komprimierten Einführung würdigte Monika Götz das breite Spektrum der thematischen Vorgabe und ihrer Umsetzung. Eigens zum Thema geschaffene Werke werden ergänzt um die symbolisch aufgeladenen Ölbilder des verstorbenen Künstlers André Helluin. Dessen Witwe war aus der Normandie angereist, um den Beitrag zu ermöglichen.

Raffaele Horstmann zeigt eine Serie von einseitigen Drucken auf PVC, die sie in der Gesamtheit visuell zum raumgreifenden, sich vehement in den Raum schiebenden Dreieck bündelt. Zentrales Motiv ist immer wieder der Mensch - für sich und im Miteinander, oft mit Assoziationen an die dramaturgischen Elemente eines Schauspiels und der Mythologie. Bewegung assoziiert Gabriele Schulz´ Installation der Schuhe aus Filz. Große und kleine Schuhe symbolisieren Lebensalter und Gangarten. Sie werden zu Abbildern von Unterwegssein und Flucht sowie des Wunsches nach Ankommen und Eingebettet-Sein. Vor der Hallenrückwand baumeln traubengleich Dagmar Reichels Kissenbezüge der Installation "Gute Nachtfragen" mit dem unmittelbaren Bezug zum Bett sowie den Gedankenketten durchwachter Nächte. Rike Oetzel umspielt mit Guckkastenbühnen und der geradezu episch erzählende Arbeit "Weltbühne ausgebreitet" die Vorstellung von der Welt als ein Theater. Mit Anspielungen auf das Marionettentheater lässt sie König, Gaukler, Maler und Alltägliches auftreten.

Auf dem Weg über die Treppe auf die Galerie gilt es achtsam zu sein: Zum Bindeglied der Etagen werden Schulz´ Nester, die in naturhaft anmutender Erscheinung am Rand des Galeriebodens anhaften. Im oberen Bereich locken Nischen, um etwa Annelies Schwedts schwebend anmutenden Tuschezeichnungen mit Ölfarbe oder Wolfgang Wolters grafische Spurensuche zu entdecken. Hilde Dietz´ Hochformat "Experience" begleitet den Betrachter, wenn er die Stufen der anderen Treppe im Gründerzentrum hinabsteigt. Wenn er dies tut, hat er sich hoffentlich zuvor Zeit genommen für eine weite Entdeckungsreise oder das Vorhaben wiederzukommen.

(anw)
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