Stadt Willich Vielfältige Hilfe für verfolgte Christen

Stadt Willich · Als Rechtsanwalt ist Wolfgang Boochs aus Neersen immer wieder gefragt, ägyptische Kopten in Asylfragen zu vertreten. Der studierte Ägyptologe ist auch ein Vertrauter von Bischof Anba Damian, Diözesanbischof von Norddeutschland.

 Rechtsanwalt Wolfgang Boochs aus Neersen mit dem koptischen Bischof Anba Damian im Gemeindehaus von St. Bonifatius in Duisburg.

Rechtsanwalt Wolfgang Boochs aus Neersen mit dem koptischen Bischof Anba Damian im Gemeindehaus von St. Bonifatius in Duisburg.

Foto: BRINKMANN

In der Koptischen Gemeinde in Deutschland ist Rechtsanwalt Wolfgang Boochs, der in Neersen lebt, ein bekannter Mann. Bischof Anba Damian begrüßt ihn ganz offiziell, Applaus brandet auf. Das kommt nicht von ungefähr, denn Boochs ist als Rechtsanwalt in vielen Asylverfahren von koptischen Christen tätig. Er ist auch Mitglied der Arbeitsgruppe Verfolgte Christen der CDU Deutschland - obwohl er kein Parlamentarier ist. Auch der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer ist Mitglied der Stephanus-Gruppe für verfolgte Christen. Dort kümmert man sich vor allem um Christen in Pakistan, Ägypten und China.

Im Moment stellt die Bundesrepublik keine Visa für Kopten aus. Einige Kopten sind über Georgien eingereist. Für viele Kopten, die über die französische Botschaft schneller ein Visum erhalten haben, über Frankreich eingereist und nach Deutschland gekommen sind, besteht jetzt die Gefahr, wieder nach Frankreich abgeschoben zu werden. Zwei Jahre lang war das Dublin-Abkommen ausgesetzt. Weil Ägypten als sicheres Herkunftsland gilt, werden Aufenthaltsgenehmigungen nicht mehr pauschal erteilt. In den vergangenen fünf Jahren hat Boochs bundesweit Kopten vor Verwaltungsgerichten vertreten.

 Gedenken in der Koptischen Kirche in Düsseldorf. Die Kopten trauern 2015 um die Opfer des Massakers durch die IS. Im Internet führte ein Video vor, wie 21 koptische Christen am Strand der libyschen Stadt Sirte enthauptet werden.

Gedenken in der Koptischen Kirche in Düsseldorf. Die Kopten trauern 2015 um die Opfer des Massakers durch die IS. Im Internet führte ein Video vor, wie 21 koptische Christen am Strand der libyschen Stadt Sirte enthauptet werden.

Foto: BAUER

Bei Gesprächen in Berlin mit dem damaligen Innenminister Thomas de Maizière war zugesichert worden, Kopten, die Arbeit haben, nicht abzuschieben. Das Auswärtige Amt warnt: "Es besteht landesweit weiterhin ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge und die abstrakte Gefahr von Entführungen." Bischof Damian spricht davon, dass rund 60 Kirchen von den Behörden aus Sicherheitsgründen geschlossen würden. In der Verfassung sei zwar Religionsfreiheit zugesichert, die Realität sehe aber anders aus. In der Armee seien koptische Soldaten besonders gefährdet. Bischof Damian: "Die Würde der koptischen Christen ist in Ägypten nicht gegeben."

In Deutschland leben über 7000 koptische Christen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Asylanten aus Syrien und Ägypten vergrößern sich die Gemeinden ständig. Boochs beschreibt die Kopten in Deutschland als sehr gut integriert. Unter ihnen finde man viele Ärzte. In den Kliniken seien sie als Fachärzte sehr gefragt. Auch Bischof Anba Damian, 1955 in Kairo geboren, kam 1981 als Mediziner nach Deutschland, um seinen Facharzt zu machen. 1991 gab er seine gesicherte Existenz als Arzt auf und ging in Äygpten ins Kloster. Seit Juli 1995 ist er Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland und damit wichtigster Repräsentant dieser Kirche in Deutschland.

Anfang April trafen sich Bischof Damian und Boochs in Duisburg. Die koptische Gemeinde übernahm in einer langen Feier die katholische St. Bonifatius-Kirche in Duisburg-Hochfeld. Anfang Juni wird Boochs nach Höxter reisen. Das Koptenkloster dort besteht seit 25 Jahren. Zu den Feierlichkeiten wird auch Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erwartet.

(RP)
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