Eine Präventionsmaßnahme der Kreispolizei Eine WhatsApp für 130 Euro

Willich · 173 Vorkommnisse ergab die aktuelle Verkehrssicherheitsaktion im Kreis Viersen. Nicht nur die Geschwindigkeit spielte bei der Kontrollstation in Willich eine Rolle. Die Polizei ahndete auch das Benutzen von Handys.

 Die Polizeikontrollstelle auf dem Schützenplatz in Willich. Verkehrssicherheitsberater Heinz Dieter Bach kann mit Hilfe eines Bremswegteppichs erklären, wie lang es dauert, bis ein Auto zum Stillstand gekommen ist.

Die Polizeikontrollstelle auf dem Schützenplatz in Willich. Verkehrssicherheitsberater Heinz Dieter Bach kann mit Hilfe eines Bremswegteppichs erklären, wie lang es dauert, bis ein Auto zum Stillstand gekommen ist.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es ist gut eine halbe Stunde vergangen, und die erste Bilanz weist 36 Verkehrsteilnehmer auf, die sich verkehrswidrig verhalten haben. „Es kam eine WhatsApp und ich habe das Handy genommen und sie gelesen“, gibt der Niederländer, der gerade von den Polizeibeamten auf den Schützenplatz in Willich herausgewunken wurde, ehrlich zu. Dort steht schon eine ganze Reihe von weiteren Fahrzeugen, die entweder an der Geschwindigkeitsmessanlage der Korschenbroicher Straße durch zu schnelles Fahren aufgefallen sind oder von dem Beamten in Zivil bei Aktionen mit dem Handy ertappt wurden.

An der landesweiten Verkehrssicherheitsaktion beteiligte sich die Kreispolizei gleich mit vier Stationen in den unterschiedlichen Städten und Gemeinden des Kreises Viersen.

Eine Station war dabei die stark frequentierte Korschenbroicher Straße in Willich, wo ein Polizeiteam aus zehn Beamten kontrollierte. Nicht nur das zu schnelle Fahren wurde entsprechend der gemessenen Geschwindigkeit für die erwischten Verkehrsteilnehmer teuer, auch das Hantieren mit dem Handy schlug ordentlich zu Buche. 100 Euro Verwarngeld samt Verwaltungsgebühren von knapp 30 Euro sowie ein Punkt in Flensburg waren für etliche Autofahrer das Ergebnis. Handynutzung auf dem Rad lag indes bei 55 Euro.

Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Gefahr, die durch eine Ablenkung ausgeht, sei es durch die Nutzung eines Handys im Auto oder auf dem Rad oder eines Navigationsgerätes im Fahrzeug.

Bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern fährt ein Auto in nur einer Sekunde rund 14 Meter. Der Zwei-Sekunden-Blick aufs Display bedeutet bei dieser Geschwindigkeit einen fast 30 Meter langen Blindflug. Allein im Kreis Viersen wurden bislang in diesem Jahr 15 Verkehrsunfälle durch Autofahrer  verursacht, die durch ihr Mobiltelefon abgelenkt waren. Bis Ende August verwarnten Einsatzkräfte 728 Autofahrer und 633 Radfahrer wegen Telefonierens während der Fahrt.

„Uns geht es bei dieser Aktion insbesondere um das Aufklären. Wir wollen appellieren und nicht einfach nur sanktionieren“, betont Heinz-Dieter Bach. Dabei deutet der Verkehrssicherheitsberater auf den aufgebauten Bremswegteppich. Der zeigt den gesamten Anhalteweg an – und das zum besseren Verständnis unterteilt in entsprechende Farben. Zunächst ist die Länge des Reaktionsweges zu sehen. Dem schließt sich, ebenfalls farblich markiert, der Bremsweg an. Beide zusammen ergeben den Anhalteweg. Die vor Ort gewählten Beispiele verdeutlichen dabei eine Fahrt mit 30 und mit 50 Stundenkilometern. Der Anhalteweg beträgt bei der langsameren Geschwindigkeit bei trockener Fahrbahn 13 Meter und bei 50 Stundenkilometern 28 Meter. Für die angehaltenen Fahrer gibt es eine Drehscheibe, die von Tempo 20 bis 160 geht und die entsprechenden Anhaltewege zeigt.

„Eigentlich ist es gut, dass ich geblitzt worden bin. Das erinnert mich daran, achtsamer zu fahren“, bemerkt ein 61-jährige Schiefbahner, der mit dem Motorrad unterwegs ist und statt der vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer 69 Stundenkilometer fuhr. „Es ist wirklich so, dass sich die Verkehrsteilnehmer im Gespräch fast immer einsichtig zeigen. Wir möchten mit dieser Aktion das Bewusstsein schärfen. Welches Telefonat oder welche SMS mit dem Handy kann so wichtig sein, dass man dafür sein Leben und das anderer Menschen riskiert? Wir setzen auf Aufklärung, wenn wir die Verkehrsteilnehmer anhalten“, sagt Einsatzleiter Rainer Schaepkens.

Wie wichtig Präventionsmaßnahmen sind, zeigen die Zahlen. Im Zeitraum Januar bis August 2017 gingen Unfälle mit Schwerverletzten von 128 auf 126 in 2018 zurück. Die Zahl der Leichtverletzten fiel von 544 auf 512. Lediglich bei den verunglückten Radfahrern kam es zu einem Anstieg. Waren es im vergangenen Jahr 240, so sind es im gleichen Zeitraum in diesem Jahr 261.

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