Willich Urknall mit Ziel?

Willich · Es war eine hochkarätig besetzte Runde: Unter anderem diskutierten gestern ein Weihbischof, ein Superintendent und ein Vorstandsmitglied des Humanistischen Verbandes mit Schülern über die Frage: „Gibt es Gott?“

Mit Ja oder Nein und einem grundlegenden Beweis lässt sich die Frage nicht beantworten – aber die Schüler der Robert Schuman-Gesamtschule in Willich erhielten viele Informationen zu den verschiedenen Ansätzen des Themas, und sie stellten reichlich Fragen an die jeweiligen Glaubens- und Auffassungs-Vertreter.

Schulseelsorger Joachim Ritzka hatte zwei „Pole“ besetzt: Der Aachener Weihbischof Dr. Johannes Bündgens und Superintendent Falk Neefken vom Kirchenkreis Krefeld-Viersen vertraten die „gottesgläubige“ Seite. Jürgen Springfeld (Vorstand des humanistischen Verbands NRW) sowie die Lehrer Michael Wanko (Biologie) und Matthias Glade (Mathematik/Philosophie) bildeten die „atheistische“ – wobei sie die humanistischen und naturwissenschaftlichen Ideen erläuterten.

„Keine fertigen Lösungen“

„Wir sind nicht gekommen, um fertige Lösungen anzubieten, sondern um Argumente auszutauschen“, erklärte Ritzka. Springfeld vertrat die Auffassung, es werde kein „Gott“ gebraucht, aber „man braucht Vereinbarungen, um sich zu treffen“. Wanko erläuterte die Veränderungen im Gottesbild mit dem mehr an Wissen, das die Naturwissenschaften erbracht hätten: „Frühere Kulturen hatten wenig Wissen, das reflektiert sich in der Kultur.“ Neefken vertrat die Auffassung, dass der Glaube an Gott und die Gebote nicht zu Intoleranz gegenüber Andersdenkenden führen dürfe. Bündgens als Vertreter der katholischen Kirche fand es faszinierend, wie sich das Gottesbild mit den Erkenntnissen aus der Naturwissenschaft verändert habe: „Aber die Wissenschaft kann über das Wesen Gottes nichts sagen.“ Das falle nicht in ihre Kompetenz.

Die „atheistische“ Seite des Podiums erklärte die Entwicklung der Welt und des Menschen mit „genetischen Zufällen“, die kirchliche bestätigte zwar die Theorien von Darwin und die des Urknalls zur Entstehung des Universums, sah aber hinter allem eine Gott zuzuschreibende Zielhaftigkeit. Die Fragen der Schüler zeigten, dass sie das Thema sehr ernsthaft angingen: Eine Frage lautete, ob der „Glaube an Gott nicht ein Ausweg sei, um an irgendetwas zu glauben?“

„Ich folge Jesus nach“

Für Weihbischof Bündgens war klar, dass es nicht egal sei, an was er glaube, sondern dass Jesus von Nazareth der Beweis sei, dass es Gott gibt: „Ich folge ihm nach.“ Ernsthaft beschäftigten sich alle auch mit der Frage, ob der Atheismus als Ursache für die steigende Jugendkriminalität zu sehen sei – die Antwort darauf lautete Nein. Die Veranstaltung endete nach zwei Stunden mit vielen Anregungen für alle.

(RP)
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