Unwetter im Kreis Viersen Orkanartige Böen und Starkregen treffen Willich

Kreis Viersen · Entwurzelte Bäume, Stromausfall, schutzsuchende Schlossfestspiel-Besucher. Mit voller Wucht brach das Unwetter über Willich herein.

 Umgestürzte Bäume gab es vor allem in Willich, aber auch auf der Landstraße zwischen Kempen und Grefrath fiel ein Baum auf die Fahrbahn.

Umgestürzte Bäume gab es vor allem in Willich, aber auch auf der Landstraße zwischen Kempen und Grefrath fiel ein Baum auf die Fahrbahn.

Foto: Günter Jungmann

Kreis Viersen (jbu/ure) Diesmal war es also passiert. Viele Male sagten Wetterprognosen für Willich in den vergangenen Monaten schwere Unwetter voraus, immer zogen sie irgendwie vorbei. Doch am Donnerstag, kurz nach 18 Uhr wurden Teile von Alt-Willich und das Gewerbegebiet Münchheide I schwer getroffen. Bürgermeister Christian Pakusch war gerade auf einer Feier im Stahlwerk Becker, als plötzlich monsunartige Regenfälle und extreme Windböen über das Gründerzentrum hereinbrachen, wie ein Facebook-Video dokumentiert. „Das kam wie aus dem Nichts, der Wind fegte vorbei wie bei einem Tornado“, sagt Pakusch unserer Redaktion. Tatsächlich wollen Augenzeugen eine Windhose im Gewerbegebiet beobachtet haben, erzählt Thomas Metzer, Wehrführer der Willicher Feuerwehr und stellvertretender Brandmeister für den Kreis. „Die Unwetter kamen gewöhnlich aus den Niederlanden und haben sich an den Süchtelner Höhen geteilt, diesmal kamen sie aus dem Süden und waren für die Wetterdienste schwierig zu ermitteln“, so Metzer.

Die Folge: 70 Feuerwehrleute der Löschzüge Schiefbahn, Anrath und Willich hatten 35 Einsätze zu bewältigen. „Wir hatten Wassermengen von 25 bis 35 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zehn Minuten, ein paar Keller sind vollgelaufen. Prägnanter waren aber die Windgeschwindigkeiten.“ Mehr als die Hälfte aller Einsätze im Kreis konzentrierten sich auf den Westen von Alt-Willich, wo zahlreiche mächtige Bäume mit Durchmessern von zwei Metern aus der Erde gerissen wurden und auf Grundstücke krachten. Eine Frau wurde von einem Ast getroffen und musste ins Krankenhaus. „Alles spielte sich südlich der Anrather Straße ab, es war, als hätte jemand eine Schnur gespannt“, sagt der Wehrführer. Die Aufräumarbeiten dauerten bis 2 Uhr nachts, weil die Feuerwehr für das Zersägen großer Bäume kein passendes Gerät parat hatte und eine Stromleitung freigelegt worden war. Das verursachte in Schiefbahn und Alt-Willich einen anderthalbstündigen Stromausfall, ehe die Stadtwerke über Umschaltungen die Netze wieder versorgten.

Der Bürgermeister, der zwischenzeitlich der Unwetterlage entkommen war, verschob, weil sich die nächste Wetterfront ankündigte,  die letzte „Brandheiß“-Aufführung bei den Schlossfestspielen um eine Stunde auf 21.30 Uhr. Die 500 Gäste wurden eingeladen, solange im Ratsaal und Ratskeller von Schloss Neersen Obdach zu suchen.

Die Grefrather Feuerwehr hatte einen relativ ruhigen Abend. Auf der Landstraße von Oedt nach Süchteln war der Blitz in einen Alleebaum in Höhe Auffeld eingeschlagen. Der Baum geriet in Brand. Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, wurde der Baum gesichert. Er habe nicht mehr sicher gestanden, so Sprecher Edmund Laschet.

Die Kempener Feuerwehr räumte einen umgestürzten Baum auf der B509 auf die Seite. Zwar habe der Baum auf Grefrather Gebiet gelegen, doch helfe man sich in solchen Situationen gerne untereinander, so Laschet. Tönisvorst blieb vom Unwetter verschont.

(jbu/ure)
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