Stadt Willich Training für das Derby

Stadt Willich · Rund um das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln sind am Samstag zahlreiche Polizeibeamte im Einsatz. Die Polizisten der Landesreiterstaffel bereiten sich in Anrath darauf vor.

Das Pferd bewegt sich nicht einen Millimeter, als Silke Hoffmann ihm den großen Plastikball, den manch ein Mensch gerne zum gesundheitsbewussten Sitzen nutzt, zuwirft. Kein Schritt zurück, kein Treten, nicht einmal ein Wiehern. Das Pferd bleibt völlig gelassen, köpft den Ball zurück zur Polizei-Oberkommissarin. Die anderen drei Pferde, die gerade in einer Reihe nebeneinander stehen, verhalten sich beim Ballwurf genau so.

Es ist Ausbildungstag auf der Anlage in Anrath, die der Landesreiterstaffel Rheinland als einer von zwei Standorten in Nordrhein-Westfalen dient. Seit zwei Stunden etwa sind zehn Pferde samt Reiter beim Training auf dem sandigen Viereck. Einmal in der Woche werden die Pferde für ihre Einsätze im Polizeidienst trainiert. "Wir müssen regelmäßig üben, um zu sehen, wie die Pferde drauf sind", erklärt Wilfried Neumann. Der 50-Jährige ist Polizei-Hauptkommissar und leitet die Landesreiterstaffel. Die Beamten können landesweit angefordert werden – etwa für Demonstrationen oder Fußball-Spiele.

Am Samstag wartet eine brisante Partie auf die Reiterstaffel. Am Rande der sportlichen Auseinandersetzung zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln ist es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Krawallen gekommen. "Wir sind in erster Linie dafür da, Präsenz zu zeigen", sagt Neumann. Die Erfahrung vieler Einsätze zeigt: Der natürliche Respekt des Menschen vor den 600 Kilo schweren Pferden macht mitunter selbst den schlimmsten Randalierer lammfromm. Darauf setzt die Polizei.

"Fußball-Spiele sind unsere schwierigsten Einsätze", sagt Neumann. Für die Tiere bedeutet der Einsatz rund ums Stadion eine große Reizüberflutung. "Dabei sind Pferde von Natur aus Fluchttiere und sehr schreckhaft", erklärt der Polizei-Hauptkommissar. Wie es dazu kommt, dass solche Tiere bei Polizeieinsätzen selbst den Kontakt zu ungehemmten Betrunkenen regungslos über sich ergehen lassen, wird durch einen Blick auf das Training der Reiterstaffel deutlich.

"Wir simulieren verschiedene Situationen, um die Pferde auf alle möglichen Umwelteinflüsse vorzubereiten ", erklärt Neumann. Folien auf dem Boden sollen die Pferde an unterschiedliche Untergrund-Beschaffenheiten gewöhnen. Die Beamten schwenken den Pferden Fahnen über den Kopf, mit Blechdosen wird versucht, eine ähnlich schrille und laute Geräuschkulisse zu erzeugen wie am Rande eines Fußballspiels. "So sollen die Pferde lernen, in Schrecksituationen ruhig zu bleiben", sagt Neumann.

Erst wenn ein Pferd vier Jahre alt ist, beginnen die Beamten mit dem Training. Die Pferde kommen dann zwei Monate zur Probe auf die Anlage nach Anrath. "Dann wissen wir, ob das Tier für den Polizeidienst geeignet ist", sagt der Leiter der Reiterstaffel. Ein gutes Jahr benötigt es dann noch an Training, bis erste Einätze möglich sind. "Wenn alles glatt läuft", sagt Neumann, "kann ein Pferd dann im Polizeidienst bleiben, bis es 20 Jahre alt ist."

(RP)
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