Stadt Willich Tote Igel: Bürger sollen aufmerksam sein

Stadt Willich · Die Polizei glaubt: Im Fall der in Willich verbrannt entdeckten Igel hat sie nicht alle Hinweise erhalten, die relevant sind.

Spuren an den Tatorten haben sie so gut wie gar nicht sichern können. Daher sind die Ermittler der Kriminalpolizei, die dem Täter das Handwerk legen wollen, der in Willich Igel bei lebendigem Leibe anzündet, auf Beobachtungen aus der Bevölkerung angewiesen. Doch die Hinweislage ist dürftig.

Dass das so ist, führt Antje Heymanns. Sprecherin der Kreispolizeibehörde Viersen, auf ein Phänomen zurück, dass die Polizei auch im Zusammenhang mit anderen Straftaten beobachtet: Zeugen würden ihre Beobachtungen selber bewerten, anstatt es den Ermittlern zu überlassen, sie in ein Gesamtbild einzuordnen. Das führe oft dazu, dass Wahrnehmungen von Zeugen als nicht so wichtig eingestuft würden, als dass man sie melden müsse, sagt Heymanns.

Von Anfang an seien die Ermittler wegen der großen Zahl toter Igel davon ausgegangen, dass ein Unbekannter gezielt diese Tiere fängt, um sie zu töten, sagt Heymanns. Das Ergebnis der pathologischen Untersuchung ist zudem, dass die Tiere bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Die Polizei vermutet auch, dass die Fundorte wahrscheinlich auch die Tatorte waren. Darum sind die Ermittler zur Überzeugung gelangt, dass die Taten nicht unbeobachtet geblieben sein können.

Denn die Tiere würden fürchterlich schreien, wenn sie angezündet würden. Abends im Dunkeln, so vermutet die Polizei, fängt der Täter die Tiere, um sie dann zu verbrennen. "Wer abends Tierschreie hört, soll uns bitte anrufen", sagt Heymanns. Und wenn sich dann herausstelle, dass es lediglich der Schrei einer Katze oder eines Käuzchen gewesen sei, sei das nicht schlimm.

Im Nachgang von Straftaten, etwa bei Einbrüchen, hören die Ermittler nach Angaben von Antje Heymanns oft, dass Nachbarn zwar etwas komisch vorgekommen sei, sie diese Beobachtung aber nicht gemeldet hätten, weil sie ihnen nicht bedeutsam genug erschien. Solche persönlich vorgenommenen Bewertungen vermutet Heymanns auch als Ursache für die dürftige Hinweislage. Dass mögliche Zeugen im Falle der Igel nichts mit der Polizei zu tun haben wollen und deshalb nichts sagen, obwohl sie etwas beobachtet haben, schließt Heymanns aus. Sie glaubt, dass es in der Gesellschaft einen Grundkonsens gebe: Das, was der Täter mit den Igeln tue, gehe entschieden zu weit. Von daher würde niemand aus dem Bestreben heraus, nichts mit der Polizei zu tun haben zu wollen, zögern, eine entsprechende Beobachtung zu melden.

Was im Falle der verbrannten Igel für die Polizei erschwerend hinzukommt, ist, dass sie keine belastbaren Hinweise zur möglichen Motivation des Täters hat. Zwar sagten Experten, so Heymanns, dass der mutmaßliche Täter möglicherweise selber Gewalterfahrungen gemacht haben könnte, aufgrund deren er nun anderen Lebewesen Gewalt zufügen wolle. Auch könnten sich Experten vorstellen, dass es sich bei dem Täter um einen Menschen mit krankhaften Minderwertigkeitskomplexen handele, die ihn veranlassten, Macht über andere Lebewesen auszuüben. Das seien aber nur Vermutungen, die die Polizei derzeit nicht weiterbrächten. Relativ sicher seien sich die Ermittler aber darin, sagt Heymanns, dass es sich um einen lokalen Täter handele.

Eine weitere Schwierigkeit sieht die Polizeisprecherin in dem Fall. Einerseits wolle die Polizei dem Täter nicht durch zu viel Öffentlichkeitsarbeit eine Bühne bieten. Andererseits habe sie aber keine andere Chance, als durch Öffentlichkeitsarbeit die Bürger zu sensibilisieren, Augen und Ohren offen zu halten. Nur so könnten die Ermittlungen vorankommen.

(RP)
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