Stadt Kempen Thomaeum: Vor 25 Jahren begann das Solar-Zeitalter

Stadt Kempen · Die damals gegründete Arbeitsgemeinschaft hat sich jetzt wiedergetroffen. Die früheren Schüler blicken heute mit Stolz auf ihr Werk zurück. Sie betrieben Grundlagenforschung.

 Diese Ex-Schüler des Gymnasiums Thomaeum haben vor einem Vierteljahrhundert Pionierarbeit geleistet. Mit ihrem Lehrer Jürgen Käberich (3.v.l.) brachten sie die Solarenergie auf den Weg.

Diese Ex-Schüler des Gymnasiums Thomaeum haben vor einem Vierteljahrhundert Pionierarbeit geleistet. Mit ihrem Lehrer Jürgen Käberich (3.v.l.) brachten sie die Solarenergie auf den Weg.

Foto: norbert prümen

Mit einer Hand voll Enthusiasten fing vor 25 Jahren alles an. Das Ziel, eine Solaranlage aufs Dach des Kempener Gymnasiums Thomaeum zu setzen, war eine echte Herausforderung. Schier unendlich viele technische und vor allem bürokratische Hürden mussten überwunden werden. Die Photovoltaik steckte eben damals noch in den Kinderschuhen, war extrem teuer und auf dem Dach eines Gymnasiums eigentlich nicht vorstellbar.

Heute blicken die beteiligten Schüler stolz auf ihr Werk und ihr Engagement zurück. Jetzt traf sich ein Teil von ihnen zum Rück- und Ausblick. Sie stöberten in alten Bauanträgen, Zeichnungen, Videoaufnahmen und Zeitungsartikeln und statteten ihrem mehrfach ausgezeichneten Umwelt- und Wissenschaftsprojekt einen persönlichen Besuch ab. Physiklehrer Jürgen Käberich hatte die Arbeitsgemeinschaft seinerzeit ins Leben gerufen und war auch Initiator des Treffens. "Schnell war mir damals klar, dass das ein Erfolg werden wird. Alle waren mit einem solchen Einsatz bei der Sache, dass es beinahe schon unheimlich war. Alle hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen und brannten dafür", erinnert er sich. Er behielt recht: Nach kaum zwei Jahren stand das Sonnenkraftwerk auf dem Dach und lieferte Strom. Es war für lange Zeit die größte Solaranlage auf einem öffentlichen Gebäude in Nordrhein-Westfalen.

Erweiterungsbauten folgten, Grundlagenforschung wurde betrieben: So wurde eine Nachführtechnik erdacht und schließlich gebaut, mit der es möglich wurde, einzelne Kollektoren je nach Stand der Sonne optimal auszurichten. Neuartige Computerprogramme entstanden, die umfangreiche Messdaten lieferten - zum Wirkungsgrad unterschiedlicher Solarzellen-Typen bis hin zur Energieausbeute je nach Außentemperatur. "Im Laufe der Zeit wurde die Solaranlage mehr und mehr zum interdisziplinären Forschungsprojekt. Nicht nur in Informatik und Physik, auch in Erdkunde arbeiteten Lehrer und Schüler damit", erinnert sich Käberich. "Ganz nebenbei produzierte sie bis heute mehr als 60.000 Kilowattstunden Ökostrom. Ohne die Stadtwerke als Hauptsponsor und die Fördergelder vom Land wäre das alles nicht möglich gewesen."

Heute steht die Arbeitsgemeinschaft am Scheideweg: Käberich ist pensioniert, fast der komplette Lehrkörper von damals ebenfalls. Ein Nachfolger für ihn ist noch nicht in Sicht. Direktorin Agnes Regh, erst seit zehn Monaten im Amt, sagt: "Wir setzen auf einen engagierten Pädagogen oder Fachmann von außen, der das Projekt mit Herzblut weiterführen möchte." Für die Ehemaligen jedenfalls hat sich ihre Arbeit auch persönlich gelohnt. Auffällig viele von ihnen sind heute als IT-Berater, Ingenieure oder Software-Entwickler tätig, teilweise sogar in der Solarbranche. "Und neben dem Fachlichen haben wir hier sehr viel fürs Leben gelernt: Wie gehe ich an große Projekte heran? Wie organisiere ich Teams? Wie und wo hole ich mir Hilfe von außerhalb? Wie finanziere ich das alles? Das ist Projektmanagement wie aus dem Lehrbuch", bringt es Jürgen Hütter auf den Punkt. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern und war der erste Schülervorsitzende.

(RP)
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