Stadt Willich Teure Hilfe zur Erziehung

Stadt Willich · Im letzten Jahr sorgten die Kosten für die Jugendhilfe für mehrere unliebsame Überraschungen im Haushalt der Stadt Willich. Sie will jetzt Maßnahmen ergreifen, um künftig mehr Planungssicherheit zu haben.

Die Stadt Willich setzt häufiger das Instrument "Hilfen zur Erziehung" ein als Vergleichskommunen in NRW und Rheinland-Pfalz bzw. auch im Bundesdurchschnitt. Außerdem ist der "mittlere Fallaufwand" — also die Durchschnittskosten — für eine Hilfe zur Erziehung in Willich bis 2009 deutlich mehr gestiegen als im Bundes- und Landesvergleich. Die übergeordneten Vergleichszahlen für 2010 liegen nicht vor. Das sind zwei Kernergebnisse eines interkommunalen Vergleichs, den die ISS Beratungs- und Entwicklungs GmbH aus Frankfurt im Auftrag der Stadt Willich erstellt hat. ISS-Mitarbeiter Benjamin Landes stellte die Zahlen am Dienstagabend im Jugendhilfeausschuss vor.

Ausgaben höher als Durchschnitt

Weitere Ergebnisse der Auswertung des Zahlenmaterials (die RP berichtete): Auch die Pro-Kopf-Ausgaben für Hilfen zur Erziehung und für eine Eingliederungshilfe seelisch behinderter Kinder und Jugendlicher sind in Willich in den Jahren 2007 bis 2009 höher gewesen als im Bundesdurchschnitt bzw. in den Jahren 2008 und 2009 in NRW (für 2010 gibt es noch keine Bundes- oder Landesvergleichswerte). Die Höchstsumme in Willich wurde im Jahr 2009 erreicht, mit 605,52 Euro (Bundesdurchschnitt: 410,37 Euro). Für 2010 ist ein leichter Rückgang auf 557,04 Euro pro Kopf zu verzeichnen.

Landes stellte in der Ausschusssitzung weitere Infos zur Verfügung, die allerdings alle erst einmal die Ergebnisse des interkommunalen Vergleichs nur beschreiben. Um die Daten zu interpretieren, müssten weiter Informationen herangezogen werden, so das Institut. Der Willicher Rat und die Verwaltung hatten die Untersuchung beauftragt, um erste Erklärungsansätze und Vergleiche für ein Phänomen zu finden, das große Haushaltsprobleme verursacht: Allein für 2010 musste der Rat für die "Hilfen zur Erziehung" (ambulante Erziehungshilfe, Tagesgruppen, Vollzeitpflege, Heimerziehung oder betreute Wohnformen, Eingliederungshilfen und Hilfe für junge Volljährige) überplanmäßige Gelder in Höhe von rund 500 000 Euro bewilligen. Die Ausschussmitglieder waren von den Zahlen sichtlich beeindruckt und sahen Handlungsbedarf, weil sich aus der beschreibenden Darstellung viele Fragen zu den Gründen und zu möglichen Veränderungen ergaben. Sie folgten einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung, trotz der angespannten Haushaltslage eine Fachfirma zu beauftragen, die inhaltlichen Gründe zu analysieren und daraus Einsparungsempfehlungen zu entwickeln.

Geschäftsbereichsleiterin Susanne Kamp teilte mit, dass die Verwaltung bereits unverbindliche Angebote eingeholt habe. Diese lägen zwischen 5000 und 25 000 Euro. Sie schätze, dass für eine Studie mit den erforderlichen fundierten Aussagen Kosten in Höhe von rund 20 000 Euro entstünden. Der Kämmerer habe in der Sitzung des Verwaltungsvorstands bereits signalisiert, dass er das Geld bewilligen werde, so Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger.

(RP)
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