Freiwilligen-Zentrale sucht engagierte Jugendliche Eine Börse für Jung und Alt

Willich · Seit drei Jahren gibt es die Willicher Taschengeldbörse. Bei dem Projekt helfen Jugendliche für ein kleines Entgelt Senioren. Das Team im Freiwilligen-Zentrum Willich kann ein positives Resümee ziehen.

 Erika von Montfort lässt sich von Lennart Thiele bei der Gartenarbeit helfen.

Erika von Montfort lässt sich von Lennart Thiele bei der Gartenarbeit helfen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich war es ein Zufall, der Lennart Thiele an die Willicher Taschengeldbörse herangeführt hat. „Meine Mutter hat eine Spielgruppe beim Kinderschutzbund geleitet und einen Flyer vom benachbarten Freiwilligen Zentrum über die Taschengeldbörse mit nach Hause gebracht und mich gefragt, ob das nichts für mich wäre“, erinnert sich der Schüler. Der damals 14-Jährige musste nicht lange überlegen. In Sachen Taschengeldaufstockung trug er bereits Zeitungen aus. Die Möglichkeit, für ein kleines Entgelt Senioren bei Dingen wie zum Beispiel Gartenarbeit, Einkaufen und Hund ausführen zu unterstützen oder Hilfe am Computer oder Smartphone zu geben, sprach den Willicher an. Lennart meldete sich beim Freiwilligen-Zentrum Willich, dessen Träger der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen ist, und bekundete sein Interesse. Es kam zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch, denn das gehört bei dem Projekt dazu.

Sowohl die Senioren, die das Angebot nutzen möchten, als auch die Jugendlichen, die sich einbringen wollen, stellen sich persönlich vor und füllen einen Fragebogen aus. Die Senioren halten in diesem Bogen genau fest, wofür sie Hilfe benötigen. Die Jugendlichen tragen indes ein, was sie gerne machen würden und was nicht. „Unsere Aufgabe ist es dann, Jobanbieter und Jobsucher zusammenzubringen. Wir vermitteln Schülern einfache und unregelmäßige Jobs bei Senioren“, sagt Melanie Genz, die Leiterin des Freiwilligen-Zentrums Willich. Als Entgelt pro Stunde gilt eine Empfehlung von fünf Euro.

Sind sich Senior und Jugendlicher sympathisch, steht der Arbeit nichts mehr im Wege. Ganz wichtig ist natürlich das Einverständnis der Eltern. Lennart half auf diesem Weg bei der Gartenarbeit in Form von Unkraut zupfen und Rasen mähen, gab Basics in Sachen Smartphone und Tablet weiter und griff sogar einmal zum Bügeleisen. „Da war wirklich Not am Mann. Ich habe nach der Gartenarbeit einfach angeboten zu bügeln“, erzählt der 16-Jährige. Ein Angebot, das mit großer Dankbarkeit angenommen wurde.

Genau dieses zwischenmenschliche ist es auch, das den Willicher immer wieder anspricht. „Ich habe noch nie so viele neue Leute kennengelernt, die man sonst nie treffen würde. Der normale Kontakt zwischen Jugendlichen und Senioren ist in der Regel nicht so ausgeprägt. Bei der Taschengeldbörse ist das anders, und mir macht dies viel Spaß. Es ist nicht nur die Arbeit und das Geld verdienen an sich. Die Senioren erzählen, und man lernt sich kennen“, sagt der Schüler, der in Richtung Abitur unterwegs ist.

Das kann Erika von Montfort nur bestätigen. Die 79-Jährige nutzt das Angebot der Taschengeldbörse für ihren Garten. „Ein Bandscheibenvorfall macht mir zu schaffen, und in meinem kleinen Garten gibt es immer mal wieder etwas zu tun. Bevor es aber mit der Arbeit losgeht, wird erst einmal erzählt und nachher auch noch Kaffee getrunken“, berichtet die Seniorin.

Ursula Meisel und Anne Kilburg, die die Taschengeldbörse innerhalb des Freiwilligen-Zentrums betreuen, freuen sich über die gute Annahme des nunmehr seit drei Jahren bestehenden Angebotes. Aktuell stehen 56 Senioren und 43 Jugendliche in der Liste. „Jeder kann sich melden, der suchende Senior wie auch der helfende Jugendliche“, betont Meisel. Für Lennart ist es indes immer wieder erstaunlich, mit welchen Kleinigkeiten man einen Menschen glücklich machen kann. „Für mich ist es eine Kleinigkeit, für den Senior bedeutet es hingegen immens viel“, bemerkt er. Gerade im Bereich Neue Medien kann er feststellen, dass es für ihn absolut selbstverständliche Grundkenntnisse sind, die er weitergibt. Einem Senior eröffnen sie aber eine ganz neue Welt. „Die Taschengeldbörse ist für alle eine Win-win-Situation“, bringt es Genz auf den Punkt. Sie hofft, dass sich weiterhin viele Senioren und Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren melden, denn an diese Altersgruppe richtet sich das Angebot. Ab 18 Jahren würde es ein Mini-Job mit dem Mindestlohngehalt werden.

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