Tönisvorst Stricken macht glücklich

Tönisvorst · Wenn Maria Wartenberg zu den Stricknadeln greift, dann strahlen ihre Augen. Seit mehr als 20 Jahren strickt die 90-jährige Vorsterin für die im Ort ansässige Rumänienhilfe Mützen und Pullover.

Rund um den bequemen Fernsehsessel im Wohnzimmer von Maria Wartenberg stapelt sich Wolle in unterschiedlichen Farben und Garnstärken in Tüten und Kisten. In einer großen Klarsichtbox, die links neben dem Sessel auf einem Beistelltisch thront, parken Stricknadeln und weitere Wolle. Und etwas versteckt lugt eine Pralinenschachtel unter der Wolle hervor. "Ich muss mich ja zwischendurch auch stärken", sagt Maria Wartenberg mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, während sie die Stricknadeln klappern lässt.

Gerade ist es ein hellgrüner Kleinkindpullover, der unter ihren geschickten Händen mit je zwei Maschen rechts und dann zwei Maschen links entsteht. Auf Stricknadeln und Wolle schauen muss die 90-Jährige dabei nicht. Die Augen sind zwar noch gut, aber "stricken kann ich blind", verrät Maria Wartenberg. Das Stricken ist seit 23 Jahren ihre Leidenschaft und das auch noch für den guten Zweck. Die Vorsterin stellt Pullover und Mützen für die Vorster Rumänienhilfe her. Wie viele hunderte von Pullovern und Mützen sie dabei schon gestrickt hat, kann Maria Wartenberg nur vermuten. Gezählt hat sie sie nicht. "Für einen Pullover brauche ich rund eine Woche, für eine Mütze einen Tag", erzählt die fleißige Handarbeiterin. Gestrickt hat sie eigentlich schon immer, aber in früheren Jahren lediglich für den Eigenbedarf: Socken, Kleider, Pullover, Schals und Mützen für die eigenen Kinder. Als ihr Mann vor 23 Jahren starb, besuchte sie zum ersten Mal die Altenstube. Die anderen Frauen strickten und Maria Wartenberg griff auch wieder zu den Stricknnadeln. "Es hat sich dann irgendwie so ergeben, dass ich angefangen habe, für die Rumänienhilfe zu stricken", erinnert sie sich.

Langeweile ist seitdem ein Fremdwort für die Seniorin. Mit Begeisterung macht sie es sich in ihrem Fernsehsessel bequem und verarbeitet Wolle zu Pullovern und Mützen, während der Fernseher läuft oder sie selbst singt, was sie nämlich ebenfalls mit viel Freude macht. In den Pausen zwischendurch liest sie oder löst Kreuzworträtsel. Wollmangel kennt Maria Wartenberg nicht. Das Pfarramt bringt regelmäßig Wolle vorbei und nimmt die fertigen Werke mit. Wenn Wolle irgendwo im Angebot ist, kann die Vorsterin aber nicht wiederstehen und kauft selber einoder schickt ihre Tochter Doris oder Sohn Willi zum Einkaufen. "Wenn ich nicht stricken kann, bin ich nicht glücklich. Dann können die mich gleich begraben", sagt die 90-Jährige, die neben der Strickfreude viel Spaß an der Farb- und Musterzusammenstellung ihrer Produkte hat.

Der schönste Dank ist das Lob der anderen. Wenn sie die Bilder sieht, die die Mitglieder der Hilfsorganisaion Jahr für Jahr in Rumänien machen und auf denen Kinder ihre Pullover und Mützen tragen. "Dann weiß ich, wofür ich stricke", sagt Maria Wartenberg.

(RP)
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