Stadt Willich Strick-Café ist im Trend

Stadt Willich · Lange war's verpönt, galt als eine Marotte der 70er Jahre. Heute liegt das Stricken wieder voll im Trend. Und so klappern montags die Stricknadeln im Anrather Café Klatsch. Dann ist das Strick-Café am Werk.

"Kakao mit Sahne, einmal Capuccino, bitte schön", vorsichtig platziert Claudio Ingrassia, Inhaber vom Anrather Café Klatsch, die beiden Tassen zwischen jeder Menge Wollknäuel. Strickanleitungen und Umrechnungstabellen auf dem großen Tisch. "Der Erste Hilfe Koffer für Stricknadelunfälle steht auch schon bereit", lacht er in die Frauenrunde. "Hier fliegen gleich die Wollknäuel", kontert Hilde Bruns. Die acht Frauen und Ingrassia lachen, dann setzt das Stricknadelgeklapper erneut ein.

Masche fallengelassen

Nur bei Bruns ruhen die Nadeln. Skeptisch betrachtet sie den Herrenpullover, an dem sie gerade arbeitet. Auch Andrea Otto blickt mit einem leichten Kummerblick auf den Pullover. "Da können wir nichts mehr retten. Fallengelassene Maschen und ein Fehler im Muster. Das heißt aufriffeln", erklärt Otto. Während Bruns schweren Herzen gut 20 Zentimeter des Pullovers aufriffelt, erklärt Elke Kops gerade Wilma Kornblum, wie die Ferse einer Wollsocke gestrickt wird. "Die Nadeln eins und vier müssen als Käppchen zusammengefasst werden. Ein Trick ist der Markierungsfaden", informiert sie und macht es auch praktisch vor. "Ich habe solange keine Socken mehr gestrickt, dass ich es ganz verlernt habe. Aber im Strick Café lerne ich es wieder", sagt Kornblum lächelnd.

Einmal in der Woche treffen sich strickbegeisterte Frauen für drei Stunden in dem Anrather Café, wo sie mit Hilfe fachlicher Anleitung von Otto und Kops, die beide im Wäsche-, Mieder- und Wollgeschäft Schuffelen arbeiten, ihre Strickwünsche realisieren. Die Idee zu dem außergewöhnlichen Angebot ist auch in dem Geschäft entstanden. "Fachliche Nachfragen bekommen wir immer. Dabei haben wir festgestellt, dass viele Frauen auch gerne einmal komplizierte Sachen stricken möchten, aber nicht wissen wie es genau geht und sich deshalb nicht rantrauen", berichtet Geschäftsinhaberin Birgit Felde. Sie kam gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen auf den Gedanken einer Strickrunde, bei der immer Hilfe vor Ort ist. Und das ist jetzt das zwanglose Strick Café, das im Café Klatsch realisiert werden konnte, erzählt Heike Felde, die Tochter der Inhaberin.

Los ging es Ende letzten Jahres mit sechs Frauen, heute sind es insgesamt schon 15, die mit ihren Stricknadeln und Wolle anmarschieren. "Es ist einfach schön, dass immer jemand da ist, denn man fragen kann, wenn es mal nicht so klappt oder das Umrechnen für einen Pullover Schwierigkeiten macht", bemerkt Ursula Partenheimer, die an einer Strickjacke arbeitet. An solch komplizierte Sachen hätte sie sich früher nie herangetraut, da wurden nur Schals gestrickt. Außerdem mache es viel Spaß in der geselligen Runde zu stricken, denn zu lachen hat man hier immer etwas.

(RP)
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