Stadt Willich Streitpunkt Streifengänge

Stadt Willich · Für die einen ist es ein Signal, für andere ein Tropfen auf den heißen Stein. Unterschiedlich fallen die Reaktionen der Bürger gestern bei der Mobilen Redaktion der RP auf den baldigen Einsatz von privaten Streifendiensten aus.

 Im Gespräch mit RP-Redakteur Christian Heidrich (r.) tauschten die Ratsmitglieder Hans-Joachim Donath (l.), Wolfgang Dille (3.v.l.) und Christian Pakusch (2.v.r.) sowie Werbering-Chef Bernhard Kinold (2.v.l.) ihr Positionen aus.

Im Gespräch mit RP-Redakteur Christian Heidrich (r.) tauschten die Ratsmitglieder Hans-Joachim Donath (l.), Wolfgang Dille (3.v.l.) und Christian Pakusch (2.v.r.) sowie Werbering-Chef Bernhard Kinold (2.v.l.) ihr Positionen aus.

Foto: Hüskes

Die Bürger in Willich fühlen sich zum größten Teil sicher in ihrer Stadt. Das geht hervor aus Meinungsäußerungen bei der Mobilden Redaktion der Rheinischen Post auf dem Markt in Willich am gestrigen Nachmittag zum Thema Innere Sicherheit in Willich.

Katja Ormann, die seit 21 Jahren mit ihrer Familie in Schiefbahn wohnt, sagt: "Wir sind zwar hier nicht im Garten Eden, aber trotz eines Einbruchs in unser Haus fühle ich mich hier sicher aufgehoben." Wenn sich junge Leute durch Randale oder Pöbeleien Luft verschaffen, sei das ein gesellschaftliches Problem: "Denen muss grundlegend eine bessere Perspektive gegeben werden."

Etwas anders sieht das Eva Wansleben. Sie geht oft im Stahlwerk Becker spazieren, wo sie von Jugendlichen schon auf das Übelste beschimpft worden sei. Daher findet sie den gerade mit der Unionsmehrheit beschlossenen Einsatz von Streifen privater Sicherheitsunternehmen in einem begrenzten Zeitraum gut. Diese Auffassung teilt auch Markus Pankin. Er hat am Markt ein Schuh-Fachgeschäft: "Eine stärkere Einsatz von Ordnungsleuten hier auf diesem neuralgischen Platz ist immer zu begrüßen." Pankin nennt aber auch eine für die Stadt kostengünstigere Lösung: "Die Polizei müsste verstärkt ran, zumal die Dienststelle direkt um die Ecke ist."

Bernhard Kinold, Vorsitzender des Werberings, sieht Streifen privater Sicherheitsunternehmen grundsätzlich kritisch. Sicherheit sei eine Pflichtaufgabe der Kommune und damit eine hoheitliche Aufgabe. Dem stimmt FDP-Fraktionschef Hans-Joachim Donath ausdrücklich zu. Einem kommunalen Ordnungsdienst, den CDU-Ratsherr Dieter Lambertz ab 2013 für möglich hält, will Donath nicht grundsätzlich ausschließen. Seine Fraktion habe für das private Sicherheitsunternehmen gestimmt, weil endlich gehandelt werden müsse, sagt Guido Görtz (CDU).

Die 41-jährige Ur-Willicherin Tatjana Grützner wohnt in unmittelbarer Nähe des Alt-Willicher Zentrums an der Hüldonkstraße. Ihr Kommentar: "Hier fühle ich mich immer noch sehr zuhause, viel lieber lebe ich hier als in einer Großstadt." Erst seit einem Jahr wohnt Andrea Kampmann (40) mit ihrer Familie und den beiden Kindern, zwei und vier Jahre alt, in Alt-Willich. Auch sie fühlt sich hier wohl. Gerd Nünning, der in Willich Bürgerbus fährt, meint, dass vor allem an Montagen in Willich am Markt viel Abfall herumliege.

CDU-Ratsherr Christian Pakusch könnte sich vorstellen – und er bekommt dabei Unterstützung von FDP-Fraktionschef Donath, dass die Stadt zum Beispiel Pfand für Pizzakartons einführt. Bürgermeister Josef Heyes sieht darin erhebliche Probleme.

Dietmar Winkels, Chef der SPD in der Stadt Willich, meint, Probleme wie Sauberkeit und Vandalismus müssten sorgfältig getrennt werden. CDU-Ratsherr Wolfgang Dille warnt, das Problem nur an Jugendlichen festzumachen. SPD-Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid sagt, es gehe um Vermittlung von Werten, da müsse man Familien und Eltern erreichen. Das, so meint Dieter Lambertz (CDU), gehe vor allem über Kindergärten und Schulen, sie könnten das Anliegen in die Familien tragen. Streetworker müssten verstärkt auf der Straße präsent sein, meint Donath (FDP), Winkels (SPD) fragt, ob die Freizeitangebote für Jugendliche stimmen.

Der 68-jährige Hans Gerd Buchkremer hat lange Zeit am Marktplatz gewohnt. Buchkremer erinnert sich: "Früher haben wir auch palavert und waren ein bisschen laut." Dies dürfe aber nicht zu persönlichen Beleidigungen und Sachbeschädigungen führen, sagen andere. FRAGE DES TAGES

(RP)
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