Stadt Willich Stier auf Gleisen behindert Bahnverkehr

Stadt Willich · Ein ausgebüxter, sturer Stier hat gestern Vormittag knapp 20 Einsatzkräfte auf Trab gehalten und Hunderte Bahnreisende verärgert. Die Strecke zwischen Anrath und Viersen war seinetwegen von 8.20 Uhr bis 10.45 gesperrt. 17 Züge waren dadurch verspätet, zwölf wurden von Mönchengladbach über Neuss nach Krefeld umgeleitet, zwei wendeten vorzeitig, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn mitteilt.

 Mit Seilen versuchten die Einsatzkräfte, den entlaufenen Stier einzukreisen. Doch das Tier büxte aus und sprang auf seine Weide zurück.

Mit Seilen versuchten die Einsatzkräfte, den entlaufenen Stier einzukreisen. Doch das Tier büxte aus und sprang auf seine Weide zurück.

Foto: Thomas Kirchrath

Zugführern war das Tier, das sich an der Grenze zwischen Anrath und Viersen an den Gleisen aufhielt, aufgefallen - die Bahn reagierte schnell, sperrte die Strecke und informierte die Bundespolizei, die sogleich mit einer Streife ausrückte und mit dem Notfallmanager der Bahn und einem Tierarzt an Ort und Stelle auf die Suche nach dem Stier ging. Später wurde auch der Löschzug Anrath hinzugerufen. Wohl von den vielen Menschen erschreckt, flüchtete sich das Tier in die Böschung. "Wir haben es dann zurück auf die Gleise gescheucht. Zum Glück hatten wir einen Kameraden dabei, der selbst Bauer ist und weiß, wie man mit Tieren umgeht", sagt Lars Greiner, Sprecher des Löschzugs. Doch oben auf den Gleisen konnte der Stier natürlich auch nicht bleiben. Was also tun? "Wir haben überlegt, das Tier zu betäuben, aber dann hätten 400 Kilo Rind auf den Gleisen gelegen. Und da die Böschung wegen des starken Regens aufgeweicht ist, hätten wir es von dort nicht leicht wegbekommen", so Greiner weiter. "Und unser Anliegen war es ja, die Bahnstrecke schnell wieder freizubekommen."

Also versuchten die Kameraden, den Stier mit Seilen einzukreisen und einzufangen. Das gefiel dem Tier offensichtlich nicht, sodass es Anlauf nahm, durch die Gruppe der zur Seite springenden Feuerwehrleute preschte, die Böschung runterraste und mit einem beherzten Sprung über den Stacheldrahtzaun wieder auf seiner Weide landete. "Das war natürlich die eleganteste Lösung für alle Beteiligten", sagt Lars Greiner lachend.

Wieso und wie das Tier ausgebüxt ist, war laut Greiner auch dem Bauern, dem es gehört unerklärlich. Rinder können zwar gut springen, seien aber eigentlich Herdentiere, weshalb es ungewöhnlich sei, dass sich ein Stier allein auf den Weg mache. Die Bundespolizei ermittelt nun, wie es zu dem Vorfall kommen konnte und ob der Landwirt womöglich schuldhaft gehandelt hat. Dem Besitzer des Tieres drohen nun möglicherweise Regressforderungen der Bahn. "Dazu können wir jetzt aber noch überhaupt nichts Konkretes sagen", sagt der Bahnsprecher.

(RP)
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