Stadtarchivar Udo Holzenthal Kabarett: Willich in zehn Jahren

Willich · Stadtarchivar Udo Holzenthal zeigt in seiner Ein-Mann-Show „Stadt in Gefahr“, wie es 2030 in Willich zugehen könnte — nicht alles davon ist erstrebenswert. Gelingt es den Handelnden, die Stadt zu retten?

 Willichs Stadtarchivar Udo Holzenthal brachte sein Kabarett „Stadt in Gefahr“ auf die Bühne.

Willichs Stadtarchivar Udo Holzenthal brachte sein Kabarett „Stadt in Gefahr“ auf die Bühne.

Foto: Norbert Prümen

Dass der Willicher Stadtarchivar Udo Holzenthal kein humorbefreiter Staubschlucker ist, war vielen längst bekannt. Aber mit der Geschichte „Willich in Gefahr“, mit der er am Wochenende im Neersener Ratssaal auftrat und die aus seiner Feder stammt, schaffte er es, sein Publikum zu begeistern. Das Interesse war so groß, dass es drei Termine gab.

So mancher professionelle Kleinkünstler könnte sich von ihm eine Scheibe abschneiden: Da war ein Spannungsbogen, der die Besucher bis zur letzten Sekunde in den Bann zog, hinzu kamen jede Menge Lokalkolorit, Running Gags, und immer wieder ging es auch um die große Politik.

Es war eine Ein-Mann-Show: Holzenthal hatte für sich die Rolle des Bürgermeisterferenten Stefan Schneider geschrieben. Schneider war im Stress, dauernd klingelte das Telefon. Auf dem Jahreskalender stand „2030“. Die Zuschauer erfuhren, was in der Stadt in den letzten zehn Jahren geschehen war – und dass ihr Fortbestand am seidenen Faden hing.

Da war Bürgermeister Dr. Virmond, ein Mann mit Visionen. Aus dem früheren Märchenwald in Schiefbahn machte er den Bärchenwald: Der Bärenzoo machte die Stadt zum Publikumsmagneten, es dauerte zwei Wochen, bis die Verlängerung der Regiobahn beschlossene Sache war. Aber als ein Bär ausbrach, wurde die Attraktion geschlossen.

Es ist nicht alles erstrebenswert, was Holzenthal mit dem Jahr 2030 in Verbindung bringt: Echt irre, wie er sich zwei Elektroden an beide Schläfen hält zwecks Wissenstransfers, einer Erfindung des städtischen Wissensmanagements. Der städtische Gesundheitsmanager bringt ihn gar dazu, Kniebeugen zu machen. Wiederholt sagte er: „Ich befürchte, das muss ich Ihnen erklären.“ Eine ebenfalls fragwürdige Erfindung: der 24-Stunden-Kindergarten. Da kann es schon mal passieren, dass Eltern gar nicht auffällt, dass der Nachwuchs im Flieger auf dem Weg in den Urlaub nicht neben ihnen sitzt.

Holzenthal hat Visionen und nicht zu knapp: Durch einen russischen Oligarchen, dessen Bruder zehn Jahre lang die Adresse Gartenstraße 1 in Anrath hatte, soll der Fußballverein Gazprom Anrath in der Bundesliga mitspielen, an der Donkkampfbahn wird ein Stadion für 32.000 Zuschauer gebaut. Aus der Hausbrauerei Schmitz Mönk wird ein Spielcasino – und Lukas Siebenkotten, der „Mieterflüsterer“, wird Bundespräsident.

Das Publikum erfährt auch, wie eine teure Berufsfeuerwehr verhindert werden kann: „Die Feuerwachen werden mit Knackis aus Anrath besetzt.“ Bei Brocker entdeckt man, dass die violetten Möhren eine potenzsteigernde Wirkung haben, was zu einem Ansturm auf dieses Gemüse führt. „Hattu Möhren?“, fragen Dealer – Ausnahmezustand in Niederheide.

Aber es gibt ein Problem: Dr. Virmond, der Mann mit den vielen Ideen, ist nicht loyal: Er unterstützt die Stadt Krefeld, die sich Willich einverleiben möchte, was es zu verhindern gilt. Holzenthal zieht alle Register. Das Ziel: Der „Ältestenrat“ muss blitzschnell tagen. Jetzt bekommt „Willich in Gefahr“ so richtig in Fahrt: Josef Heyes muss seine Straußenfarm in Tansania schnellstens verlassen. Nein, auf den Flieger, den Bundespräsident Lukas Siebenkotten bereitgestellt hat, verzichtet er – er kommt mit dem Rad.

Kämmerer Willy Kerbusch wird in einem Weingut in Frankreich aufgespürt, auch er ist bereit, Willich zu retten. Wie gut, dass die frühere Technische Beigeordnete Martina Stall gerade auf dem Golfplatz einlocht, auf dem sich auch Dr. Virmond aufhält. Jetzt geht es darum, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, damit er nicht seine Unterschrift unter den Vertrag mit der Stadt Krefeld setzen kann. Es ist spannend: Kann die resolute Ex-Beigeordnete Dr. Virmond mit ihrem Golfschläger vorläufig außer Gefecht setzen?

Übrigens: Das Ehrenamt spielt auch 2030 noch eine Rolle: Udo Holzenthal verriet, dass Bert Wollersheim dann in Willich den Bürgerbus fährt.

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