Stadt Willich Schützen: Wir waren blauäugig

Stadt Willich · Die Neersener Sebastianus-Schützen hatten Ende der 90er Jahre gehofft, Umbau und Unterhalt des Wahlefeldsaales alleine stemmen zu können. Als das nicht funktionierte, sei der Saal schon früh an andere vermietet worden.

 Die Bruderschaft ist kompromissbereit, sagen Peter Vennen (l.) und Manfred Gumbinger. Seit Mai hat sie den Parkplatz am Wahlefeldsaal gesperrt, um unnötigen Krach durch Motorengeräusche oder Unterhaltung zu verhindern.

Die Bruderschaft ist kompromissbereit, sagen Peter Vennen (l.) und Manfred Gumbinger. Seit Mai hat sie den Parkplatz am Wahlefeldsaal gesperrt, um unnötigen Krach durch Motorengeräusche oder Unterhaltung zu verhindern.

Foto: Kaiser

Die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neersen darf einem verdienstvollen Schützen, der beim Umbau des Wahlefeldsaals Ende der 90er Jahre etliche Stunden mithalf, nicht erlauben, im November dort seine Goldhochzeit zu feiern. "Das tut verdammt weh", sagt Peter Vennen, Ehren-Brudermeister der St. Sebastianus-Bruderschaft. Gemeinsam mit dem Ehren-Präsidenten Manfred Gumbinger (76) kennt sich der 68-Jährige mit der Geschichte des Saales gut aus.

Hedwig Wahlefeld hatte ihn an die Bruderschaft verkauft. Damit war das Saalproblem in Neersen gelöst. In Tausenden von Arbeitsstunden packten etliche Schützen mit an, um aus einer Rumpelkammer einen Saal zu machen. Eineinhalb Jahre lang arbeiteten dort in der Woche 30 bis 40 Schützen, räumten 4000 Schubkarren Schrott aus, verarbeiteten etwa 50 Kubikmeter Beton und erledigten Maurer-, Elektro- und Putzarbeiten.

"Wir waren damals etwas blauäugig und glaubten, das Ganze alleine finanzieren und stemmen zu können", sagt Vennen heute. Das klappte nicht, so dass schon früh der Saal an andere vermietet wurde. "Dazu gehörte auch die Stadt, die dort zahlreiche Veranstaltungen durchführte", sagt Gumbinger. Die Bürgermeister, zunächst Lukas Siebenkotten, dann Josef Heyes, hätten mitgespielt.

Was Vennen ärgert: "Jetzt tut die Stadt so, als wäre sie von der frühen Fremdnutzung völlig überrascht gewesen." Nach der ersten Beschwerde durch die Klägerin habe die Bruderschaft 2009 einen Antrag auf eine erweiterte Nutzungsgenehmigung gestellt. Die Auflagen zu erfüllen, kostete 40 000 Euro. In diesem Zusammenhang, so Vennen, habe im September 2009 ein renommierter Sachverständiger ein Lärm- und Brandschutzgutachten erstellt. Auf dessen Aussage habe man sich verlassen. Es habe unter anderem eine 24 Meter lange Grenzmauer in einer Höhe von 1,50 Meter vorgesehen, die die Bruderschaft schon damals für nicht ausreichend gehalten habe. Sie wäre bereit, eine 2,50 Meter zu errichten. Dazu sei es noch nicht gekommen, da diese Mauer als eine sogenannte Baulast im Grundbuch der Klägerin eingetragen werden müsste.

"Wenn wir jetzt nicht mehr weiter vermieten dürfen, sind wir in absehbarer Zeit pleite, zumal wir monatlich für den Saal rund 1700 Euro aufbringen müssen", sagt Peter Vennen. Auch Gumbinger hofft auf ein Entgegenkommen der Klägerin.

(RP/ac)
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