Stadt Kempen Schüler engagieren sich fürs Leben

Stadt Kempen · Über eine rege Nachfrage freute sich gestern das Rhein-Maas Berufskolleg Kempen bei der Registrierungsaktion für die Deutsche Knochenmarkspendendatei. Der Differenzierungskursus Gesundheit hatte die Aktion organisiert.

 Auch Hannah Gharib (links) und Kim Luitjens machten bei der Typisierungsaktion im Kempener Berufskolleg mit.

Auch Hannah Gharib (links) und Kim Luitjens machten bei der Typisierungsaktion im Kempener Berufskolleg mit.

Foto: Kaiser

Die sterile Verpackung der beiden Teststäbchen bereitet Hannes ein kleines Problem. Er kann keine Markierung zur Öffnung erkennen, um an den Inhalt zu gelangen. "Wie geht das auf?", möchte der 17-jährige Schüler des Rhein-Maas Berufskolleg Kempen wissen. "Einfach aufreißen", antwortet Andreas, der ihm gerade die Verpackung überreicht hat. "Eine Minute gründlich entlang der linken Wange schaben", sagt Andreas mit Blick auf die Eieruhr. Kaum ist die Minute rum, wiederholt sich die Prozedur mit dem zweiten Stäbchen an der rechten Wangeninnenseite. Danach ist zwei Minuten Trocknen angesagt. Während Hannes mit den Stäbchen in der Hand vor seinem Mitschüler Andreas sitzt, füllt dieser das Datenblatt der Deutschen Knochenmarkspendendatei (DKMS) aus. Geburtstag, Größe, Gewicht, Adresse und Telefonnummer werden eingetragen, danach darf Hannes seine Angaben und die auf dem Blatt zu lesenden Informationen der DKMS unterschreiben.

Am Nebentisch ist Louis bereits mit dem Verpacken seiner beiden Teststäbchen in einen Spezialumschlag beschäftigt. Es fehlt nur noch der Barcode von seinem unterschriebenen Blatt. Den zieht Alena gerade sorgfältig ab und klebt ihn auf den Umschlag. "Beide Sachen kannst du vorne bei Nadine, Pierette und Leonie abgeben", sagt Alena.

Bei den drei Schülerinnen des Berufskollegs, die die Umschläge in Empfang nehmen und die Originale sowie Durchschläge abheften oder eines dem möglichen Spender überreichen, hat sich eine erste Schlange gebildet. Kaum dass die Registrierung für die DKMS am Berufskolleg begonnen hat, nutzen die ersten Schüler bereits die Gelegenheit, sich registrieren zu lassen, um im Falle eines Falles einem an Leukämie erkrankten Menschen mit ihren eigenen Stammzellen helfen zu können.

"Das ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich jetzt eventuell einem kranken Menschen helfen kann", meint Hannes, der seine Unterlagen gerade abgibt. Etwas, das Pierrette und Nadine nachvollziehen können. Die Beiden haben sich schon vor zwei Jahren bei einer Registrierungsaktion der Uniklinik Düsseldorf am Berufskolleg in die Spendenkartei eintragen lassen. Als nun das Thema Leukämie im Differenzierungskursus Gesundheit des beruflichen Gymnasiums am Berufskolleg aufkam und Mitschüler Tim die Durchführung einer erneuten Registrierungsaktion vorschlug, waren sie von der Idee begeistert und meldeten sich direkt zum Helferteam an.

Aus Ober- und Mittelstufenschülern entstand so ein knapp 30-köpfiges Helferteam, das nun gemeinsam mit Nicolai Rosier, einem Mitarbeiter der DKMS die Aktion im Berufskolleg durchführt. Während im Konferenzraum die Stäbchen im Einsatz sind, stellt Rosier die DKMS in der Cafeteria der Schule vor. Schüler aus verschiedenen Klassen lauschen dem Vortrag, der genau beleuchtet wie das gesamte Prozedere der Spendensuche und Typisierung bis hin zur eigentlichen Stammzellenentnahme abläuft. "Ich habe die Möglichkeit, etwas zu bewegen, zu verändern. Ich hatte bereits die Chance zu helfen und würde es immer wieder machen", berichtet Jennifer Calmund.

Die 25-Jährige hat bereits Stammzellen gespendet und erzählt nach Rosiers grundsätzlichen Informationen von ihren eigenen Erfahrungen. Es ist mucksmäuschenstill. Eindrucksvoll schildert die junge Frau, die sich ebenfalls schon als Schülerin registrieren ließ, ihre Erlebnisse. Im Gebäude der Cafeteria wird es indes immer voller. Die Schüler für den nächsten Vortrag trudeln ein, andere werden vom süßen Waffelduft angezogen, der durch das Foyer zieht. Die Ober- und Mittelstufenschüler des Gesundheitskurses haben nämlich eine kleine Cafeteria aufgebaut, wo sie selbst gemachten Kuchen und Waffeln zugunsten der DKMS verkaufen. Mit dem Erlös sollen Typisierungen ermöglicht werden.

Im Konferenzraum selber sind alle Tische besetzt, Teststäbchen werden in Umschlägen gesteckt und die Boxen am Abgabetisch füllen sich. In den kleinen Paketen steckt dabei möglicherweise die Chance auf Lebensrettung.

(RP)
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