Stadt Willich Rückflug wurde Chaos-Trip

Stadt Willich · Rund zwei Stunden dauert normalerweise der Flug mit Ryanair von Rom nach Weeze. Natalie Piepenbring und ihre Familie haben mit der irischen Fluggesellschaft rund 14 Stunden zurück an den Niederrhein gebraucht.

Es sollte ein schöner Familienausflug werden. Natalie Piepenbring, Sozialarbeiterin im Willicher Jugendheim "KaRo 11", verbrachte drei Tage mit ihrer Schwester und ihren Eltern in Rom. "Für meine Eltern war es der erste Flug überhaupt", erzählt die 28-Jährige. Zumindest den Rückflug werden ihre Eltern in unschöner Erinnerung behalten. Zwei Stunden hätte der Flug mit der irischen Fluggesellschaft Ryanair nach Weeze dauern sollen. Daraus wurden am Ende 14 Stunden Horror-Trip.

Die Familie wartet zunächst vergeblich am Abflug-Gate des Flughafens in der italienischen Hauptstadt. "Zufällig habe ich dann von einem Mitarbeiter der Fluggesellschaft erfahren, dass die Maschine rund drei Stunden Verspätung haben wird", erzählt Natalie Piepenbring. Durchsagen gibt es keine, Piepenbring selbst informiert die übrigen wartenden Passagiere. "Es gab danach auch keinerlei Informationen mehr für uns", sagt sie.

Bei mehrstündigen Verspätungen müssen die Passagiere laut EU-Verordnung normalerweise entsprechend mit Getränken und Nahrung versorgt werden. "Für uns gab es einen halben Liter Wasser und ein Sandwich pro Person", erzählt Piepenbring, deren Vater Diabetiker ist. "Das halte ich angesichts der Verspätung nicht für angemessen."

Fünf Minuten vor Mitternacht, mehr als sechs Stunden zu spät, startet der Flieger endlich. Kurz vor der Landung erfahren die Passagiere an Bord, dass der Flughafen Weeze nicht mehr angeflogen werden darf. Stattdessen setzt das Flugzeug in Hahn im Hunsrück auf. Piepenbring mutmaßt, dass die Fluggesellschaft die Passagiere bewusst erst an Bord über die Umleitung informierte. "Viele Passagiere wären lieber eine Nacht länger in Rom geblieben, wenn sie vorher gewusst hätten, dass sie in Hahn landen."

Eine Sprecherin von Ryanair sagt dazu: "Der Flughafen in Weeze operiert bis Mitternacht, und es bestand Grund zur Annahme, dass die Maschine bis ein Uhr eine Landeerlaubnis bekommen könnte, weil sie in Weeze stationiert ist. Ausnahmen der Landeerlaubnis werden in solchen Fällen vorgenommen, um den reibungslosen Ablauf am kommenden Tag zu gewähren."

Letztlich landete die Maschine aber erst eine halbe Stunde nach der vereinbarten verlängerten Landeerlaubnis — und deshalb eben in Hahn. "Dort mussten wir noch eine Stunde auf die Busse warten", erzählt Piepenbring. Vier Stunden dauert die Fahrt vom Hunsrück an den Niederrhein. Noch einmal eine Stunde braucht die Familie dann zum Elternhaus nach Wegberg im Kreis Heinsberg. Um halb acht morgens endet der Horror-Trip — ohne eine Minute Schlaf.

Ryanair hat die Verspätung des Fluges inzwischen mit dem außerplanmäßigen Austausch einer defekten Maschine erklärt. Ob den Passagieren in solch einem Fall eine Entschädigung zusteht, mag die Fluggesellschaft nicht beurteilen. Ryanair müsste dafür ein Verschulden nachgewiesen werden. "Einige Passagiere haben noch in der Nacht mit ihren Anwälten telefoniert", erzählt Piepenbring, die sich gar nicht so sehr über die Verspätung ärgert. "So etwas kann passieren", sagt sie. "Ich kritisiere vielmehr die mangelhafte Informationspolitik und Verpflegung der Passagiere." Auch sie will sich zumindest an das Kundencenter von Ryanair wenden.

(RP)
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