Willich Reif für den Oscar der Hochschulleiter

Willich · Prof. Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein, gehört zu deutschlandweit sechs Hochschulleitern, die für den Titel "Hochschulmanager des Jahres" nominiert sind - eine Art Oscar in der Branche. Schon im vergangenen Jahr war er den Juroren aufgefallen und galt als Aspirant auf diese Auszeichnung.

Willich: Reif für den Oscar der Hochschulleiter
Foto: Lammertz Thomas

Es ist eine Ehre und ein Indiz für die Qualität der Hochschule Niederrhein: Deren Präsident, Prof. Hans-Hennig von Grünberg, ist mit fünf anderen Hochschulleitern aus Deutschland für den Titel des "Hochschulmanager(in) des Jahres 2017" nominiert worden. Der Wettbewerb wird vom "Centrum für Hochschulentwicklung" (CHE) und der Wochenzeitung "Die Zeit" verantwortet.

Eine Jury hat sechs Leiter deutscher Hochschulen für die Auszeichnung nominiert, die "alle mit außergewöhnlicher Führungsleistung die Entwicklung ihrer Hochschule geprägt und innovative Veränderungsprozesse initiiert haben" heißt es in einer Erklärung vom CHE.

Bei Grünberg loben die Juroren, unter seiner Leitung habe sich das Hochschulprofil in Bereichen des Wissens- und Technologietransfers "neu und nachhaltig" entwickelt. Er bringe nicht nur seine Hochschule voran, sondern setze sich darüber hinaus deutschlandweit für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ein. Grünberg trete für ein eigenständiges und selbstbewusstes Modell von Fachhochschulen ein, das den Transfer in den Mittelpunkt rücke und sich von den Universitäten abhebe.

Die Tatsache, dass er an der HN 2015 mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit bis 2020 wiedergewählt worden sei, wertet das CHE als "Anerkennung seines Führungsstils und seiner Führungsleistung" durch Kollegen. Sie beschrieben ihn als "visionär, begeisternd, zukunftsorientiert".

Grünberg habe ganz besonders die Lehrqualität und die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft im Fokus. In seiner Amtszeit habe die HN erfolgreich Mittel aus mehreren großen Förderprogrammen eingeworben. Dabei sei auch die Betreuung der Studierenden durch Studienverlaufsberater und ein umfangreiches Tutorenprogramm professioneller gestaltet worden.

Mit Grünberg wurden nominiert: Prof. Wolfgang-Uwe Friedrich (Universität Hildesheim), Prof. Karim Khakzar (Hochschule Fulda); Prof. Anne Lequy (Hochschule Magdeburg-Stendal), Prof. Hans Jürgen Prömel (TU Darmstadt) sowie Prof. Ulrich Rüdiger (Universität Konstanz).

Die Nominierung beruht unter anderem auf einer datengestützten Vorauswahl, bei der unter anderem Daten vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, von der "Alexander von Humboldt"-Stiftung und dem CHE-Hochschulranking ausgewertet wurden. So wurden Hochschulen identifiziert, "die besonders starke positive Veränderungen aufweisen und daher als besonders entwicklungsstark anzusehen sind", erläutert das CHE weiter.

Grünberg hat sich immer wieder als bestechender Analytiker des deutschen Hochschulwesens erwiesen. Überfüllte Lehrsäle an Hochschulen führt er zum Beispiel auf falsche Anreize in der Finanzierung der Universitäten zurück: So würden Hochschulen Zuschüsse pro Student bekommen, müssten dann aber von diesem Geld auch ihre Forschung finanzieren. Da Forschung für Professoren und für das Renommee einer Universität wichtiger sei als qualitätvolle Lehre, gebe es den Effekt, möglichst viele Studenten anzunehmen und dann möglichst viel Geld in die Forschung umzuleiten.

Grünberg plädiert dafür, beide Förderkreisläufe zu trennen und berufsausbildende universitäre Bildung viel stärker in die Hand der Fachhochschulen zu geben; Universitäten sollten sich auf Forschung konzentrieren können. Er selbst hat, um die Qualität der Lehre sicherzustellen, für Krefeld auf die Versuchung verzichtet, mehr und mehr Studenten anzunehmen. Als Vater von fünf Kindern ist er auch ein wacher Beobachter des Schulwesens. Unter seiner Führung wurden die Mathematik-Vorbereitungskurse für Studenten immer weiter ausgebaut - Hintergrund ist die Beobachtung, dass die Mathe-Leistungen der Schüler immer schlechter werden. Er macht dafür auch falsch verstanden Aktionismus an den Schulen verantwortlich - Aktionismus, der immer wieder den Ausfall normalen Unterrichts provoziert. "Es gibt meinem Eindruck nach", sagte er im RP-Interview, "viele Tage, Projekte und Aktionen an Schulen, an denen der normale Unterricht ausfällt. Darauf wäre stärker zu achten: dass man den normalen Unterricht, das normale Arbeiten von Woche zu Woche hoch schätzt und mit möglichst wenigen Ablenkungen durchzieht."

Die Entscheidung, wer Hochschulmanager des Jahres wird, wird am 16. November bekannt gegeben.

(RP)
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