Einer der Fahrer kommt aus Willich Raser-Prozess: „Glückwunsch, du hast jemanden totgefahren“

Willich / Mönchengladbach · Im Prozess um den „Raserfall“ vor dem  Landgericht Mönchengladbach verweigerte ein 23-Jähriger gestern die Aussage. Er saß zum Tatzeitpunkt am Steuer eines Golf GTI. Zunächst wurde auch gegen ihn wegen der Teilnahme an einem mutmaßlichen Autorennen ermittelt, diese Vorwürfe jedoch kurz darauf wieder fallen gelassen.

Ein Rettungssanitäter, der zur Unfallstelle gerufen wurde, spricht von viel „Action“ vor Ort. Er war dabei, als der Unfallfahrer sowie sein Bruder, der Beifahrer war, in ihrem Fahrzeug von der Polizei vernommen wurden und erinnert sich, dass beide „fertig mit der Welt“ gewesen seien. Auf die mehrfach gestellte Frage der Polizisten nach der Geschwindigkeit wären beide „sehr schmallippig“ gewesen und hätten erklärt, sie wären „etwas schneller als erlaubt“ unterwegs gewesen.

Bei dem Unfall in der Tempo 40-Zone war im Juni 2017 ein Fußgänger von dem Seat des 29-jährigen aus Schwalmtal erfasst und durch den Zusammenprall 37 Meter durch die Luft geschleudert worden. Er verstarb kurz darauf an seinen schweren Verletzungen. Ein Brandmeister, der ebenfalls als Zeuge aussagte, hatte am Tatabend versucht, mit dem Unfallfahrer den Tathergang zu rekonstruieren. Er erinnerte sich, dass ein junger Mann mit einer Baseballkappe zu ihnen getreten sei und über einen der Fahrer irgendetwas in Richtung von „der gehörte nicht zur Szene“ gesagt habe. Wer damit gemeint sei, ließ sich am gestrigen Prozesstag nicht eindeutig klären.

Auch ein Augenzeuge kam zu Wort: Michael M. (46) überquerte kurz vor dem Unfall die Fliethstraße, um zu seinem dort geparkten Auto zu gelangen. Plötzlich habe er aufheulende Motoren gehört und sich in die Richtung umgedreht, aus der diese erklangen. Er habe dann drei Autos gesehen, die sich seiner Meinung nach offensichtlich ein Rennen lieferten. „Das war wie in der Formel 1, wenn die Fahrer gegenseitig versuchen, sich zu überholen.“ Die Autos seien sehr schnell unterwegs gewesen, seien dicht an ihm vorbei gefahren. Ein dunkler Seat habe plötzlich in den Gegenverkehr ausgeschert, um die beiden anderen nebeneinander fahrenden Autos zu überholen. Er habe gesehen, wie der Verunfallte vom Auto erfasst und durch die Luft geschleudert wurde. Er sei sofort hingelaufen und habe einen Notruf abgesetzt. So, wie der Mann dagelegen habe, sei er davon ausgegangen, dass er tot sei. M. sei dann zu der Einfahrt gegangen, wo inzwischen mehrere junge Männer beisammen gestanden hätten. Er habe gefragt, wer das Auto gefahren habe, und zu dem Fahrer gesagt: „Herzlichen Glückwunsch, Du hast gerade jemanden totgefahren.“

Als die kurz darauf eintreffenden Rettungskräfte noch Puls bei dem Opfer feststellten, sei er nochmals zu dem Fahrer gegangen und habe gesagt: „Vielleich hast Du Glück, er lebt noch.“ Er sei schockiert, dass sich der Angesprochene nicht für das Opfer interessiert und zu diesem hingegangen wäre. Der Prozess wird am 14. November fortgesetzt.

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