Stadt Willich Randale und Drohungen in Willich

Stadt Willich · Lukas Maaßen, der stellvertretende Parteivorsitzende der SPD Willich, wurde in der Nacht zu Samstag massiv bedroht. In der Nacht zuvor randalierten Unbekannte auf der Baustelle für Flüchtlingshäuser am Mutschenweg in Neersen.

 Etwa 5000 Euro hoch ist der Schaden, den Randalierer an der Baustelle am Mutschenweg anrichteten. Durch die Zerstörungen wurden die Arbeiten um einige Tage zurückgeworfen.

Etwa 5000 Euro hoch ist der Schaden, den Randalierer an der Baustelle am Mutschenweg anrichteten. Durch die Zerstörungen wurden die Arbeiten um einige Tage zurückgeworfen.

Foto: Kurt Lübke

Jugendlicher Übermut, vom Alkohol befeuerte Streitlust oder doch besorgniserregende Aggressivität und Grenzüberschreitung? Zwei Vorfälle in den vergangenen Tagen lassen den sonst unerschütterlich erscheinenden Ersten Beigeordneten der Stadt Willich, Willy Kerbusch, fast resigniert wirken: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas in Willich geben würde."

Doch dann zeigt er sich gewohnt engagiert: "Hier wurde eine Grenze überschritten, die ich nicht akzeptieren kann." Ursache für Kerbuschs Verärgerung waren zunächst Randalierer, die in der Nacht zu Freitag auf der Baustelle am Mutschenweg in Neersen gewütet hatten, wo Häuser für Flüchtlinge entstehen sollen. Gestern erfuhr Kerbusch dann von einem weiteren Vorfall: Der stellvertretende Parteivorsitzende der SPD Willich, Lukas Maaßen, wurde in der Nacht zu Samstag von mindestens fünf Personen im öffentlichen Raum in Alt-Willich massiv bedroht.

Der 25-jährige Lukas Maaßen war am Freitagabend mit Freunden in Alt-Willich unterwegs, als es vor einer Kneipe zum Streit mit einer Gruppe Anfang-20-Jähriger kam. Nach eigener Aussage wurde er von den ihm zum Teil bekannten Personen unter anderem als "Hurensohn" beleidigt, zudem drohten die Personen ihm mit Sätzen wie "Du wirst schon sehen, was du von deiner Politik hast!", "Wir wissen, wo du wohnst!" und "Du wirst bald überfahren werden!". "Eine dermaßen aggressive Stimmung habe ich noch nicht erlebt", sagte Maaßen gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Es habe nicht viel gefehlt, und es wäre sogar zu körperlichen Angriffen gekommen. Über eine halbe Stunde lang habe die Auseinandersetzung gedauert, schließlich sei er zur nahegelegenen Polizeiwache gegangen, um Anzeige zu erstatten, und mit einem Beamten zurückgekehrt. Die Polizei konnte zwei der Beschuldigten noch an Ort und Stelle stellen, nachdem einer der jungen Männer versucht hatte, sich zu entfernen. "Die haben dann sogar vor der Polizeiwache noch weiter Randale gemacht", sagt Maaßen. Die Polizei bestätigte gestern auf Nachfrage im Wesentlichen Maaßens Angaben, die Kripo werde nun ermitteln.

Lukas Maaßen will sich zwar einerseits durch die verbalen Attacken nicht einschüchtern lassen "und weitermachen wie bisher", gibt aber zu, dass er nun ein mulmiges Gefühl habe, wenn er das Haus verlässt. "Wenn ich ins Auto steige, schaue ich vorher nach, ob die Reifen zerstochen sind", sagt er. Nachts allein durch Willich gehen wolle er in der nächsten Zeit lieber auch nicht.

Nicht gegen eine Person, sondern gegen eine Baustelle und womöglich gegen die Entscheidung der Politik, an der Ecke Niersweg/Mutschenweg in Neersen Reihenhäuser für Flüchtlinge zu bauen, richteten sich die Randalierer, die in der Nacht zu Freitag Gerüste und Verschalungen wegrissen und so die Arbeiten um ein paar Tage verzögert haben. Eigentlich sollte am Freitag mit dem Gießen der Bodenplatten begonnen werden. Den Schaden schätzt Willy Kerbusch auf etwa 5000 Euro. Dass es sich um die Taten von Kindern oder Jugendlichen handelt, glaubt Kerbusch nicht: "Die Fußabdrücke, die dort gefunden wurden, weisen auf Schuhgröße 43 bis 44 hin." Auch kann er sich nicht vorstellen, dass keiner der Nachbarn etwas gehört hat.

Das Vorhaben, an dieser Stelle Flüchtlingsunterkünfte zu errichten, war bei den Anwohnern von Anfang an auf wenig Gegenliebe gestoßen. Am Ende argumentierten sie, dass es sich bei dem Grundstück um ein Landschaftsschutzgebiet handele - damit hatten sie zwar recht, der Kreis Viersen, die Bezirksregierung und das NRW-Umweltministerium hatten jedoch keine Bedenken gegen die Bebauung. Schließlich war das Grundstück jahrelang als Acker benutzt worden. Auch ein Bodengutachten ergab, dass es sich nicht etwa um wertvollen Boden handelt. Das kam jetzt auch bei den Bauarbeiten ans Tageslicht, so Willy Kerbusch: Der Boden ist voll mit Schutt.

Auch einige Tage nach diesem Vorfall ist Kerbuschs Wut nicht verraucht. Die Stimmungsmache gegen Flüchtlinge zeige sich hier ganz deutlich. Vor allem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der sich vehement und laut Kerbusch nicht immer sachlich gegen das Bauvorhaben ausgesprochen hatte, verlange er nun, dass dieser sich "ganz klar von dem Vorfall distanziert". Almut Grytzmann-Meister, Vorsitzende des BUND Stadt und Kreis Viersen wollte auf Nachfrage unserer Redaktion nicht viel zu Kerbuschs Forderung sagen, außer: "Wir haben das unserem Rechtsanwalt übergeben. Der wird nun der Stadt schreiben."

Dazu, welche Motivation die Täter haben, kann die Kreispolizeibehörde Viersen noch nichts sagen - "schließlich wissen wir nicht, wer es war", sagt Sprecherin Antje Heymanns. Allerdings sei der Staatsschutz eingeschaltet, da nicht auszuschließen sei, dass die Randale einen fremdenfeindlichen Hintergrund habe. Ermittelt wird jetzt zunächst wegen des Verdachts der Sachbeschädigung.

(RP)
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