Tönisvorst Rainer Hunold trat in St. Tönis auf

Tönisvorst · "Verwandte sind auch Menschen" hieß die Komödie, mit der der Stadtkulturbund sein Abonnenten-Programm für diese Saison beendet hat. Vor der Sommerpause gibt es am 15. Juni noch "Night wash on tour".

Zwei prominente Männer sind es, die dafür sorgen, dass das Corneliusforum am Samstagabend mit 440 Menschen vollbesetzt und die Komödie "Verwandte sind auch Menschen" ausverkauft ist. Der eine ist schon lange tot und heißt Erich Kästner, der andere erfreut sich bester Gesundheit und heißt Rainer Hunold.

Kästner ist bekannt für seine humorigen Kinderbücher. Aber auch als Dramatiker und Feuilletonist machte er sich einen Namen. Als 1937 die Bühnenfassung des Lustspiels "Verwandte sind auch Menschen" erschien, hatte Kästner bereits Berufsverbot. Vielleicht ist das Stück deshalb völlig unpolitisch und ohne jeden moralischen Wink.

Seinerzeit galt es als witzig und elegant, 65 Jahre später wirkt es ehr nostalgisch und brav. Im Mittelpunkt steht der Diener Leberecht Riedel (gespielt von Dieter Ballmann, der auch Regie führt). Er empfängt die Verwandtschaft des angeblich verstorbenen Stefan Blankenburg, der in den vergangenen 40 Jahren in Amerika gelebt hat und dort sehr reich geworden ist.

Einst ist er ausgewandet, weil seine Geschwister ihn bei einer Erbschaft übers Ohr gehauen haben. Erst als Blankenburg zum Millionär geworden war und sein Name berühmt, meldeten die Geschwister sich wieder mit der ein oder anderen finanziellen Bitte.

Nun sind die Hinterbliebenen oder Nachfolger dieser Geschwister in die deutsche Villa von Blankenburg eingeladen, um der Testamentseröffnung des angeblich verstorbenen Blankenburg beizuwohnen. Nach und nach erfährt der Zuschauer, dass Riedel, der den Diener gibt, in Wahrheit eben jener Blankenburg ist. Er will seine Verwandtschaft austricksen und eine späte Rache genießen.

Bis alle Personen vorgestellt und die Handlung klar ist, vergeht eine Stunde. Aufgefangen wird diese zähe Zeit von den guten Schauspielern, allen voran Egon Klauser, der mit herrlicher Mimik die Rolle des Professor Dr. Christan Blankenburg ausfüllt. Auch Isolde Polztin als resolute Tante Paula und Sybille Kleinschmidt als Pack-an-Frau Emma mit Berliner Schnauze und dem Herz am rechten Fleck, tragen dazu bei, dass das Publikum in die Geschichte gezogen wird, die nach und nach an Fahrt aufnimmt. Es wird lustig und spannend.

Wie sich herausstellt, ist die Verwandtschaft ganz in Ordnung, und Stefan Blankenburg alias Diener Riedel kommt in Bedrängnis ob seiner Rachepläne. Sein Freund Klöckner, als Justizrat mit der Testamentseröffnung betraut, rät ihm, reinen Tisch zu machen. Gespielt wird der Justizrat von dem Fernsehdarsteller Rainer Hunold ("Dr. Sommerfeld", "Ein Fall für zwei"). Er gibt sich in der Bühnenrolle ungewohnt knochig und kantig.

Natürlich gibt es noch einige Verwechslungen und falsche Vermutungen, am Ende aber geht alles gut aus. Stefan Blankenburg erkennt, "Verwandte sind auch (nur) Menschen" und öffnet das reich gefüllte Geldsäckchen.

(ws03)
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