Bürgermonitor Radmitnahme mit der Bahn ist schwierig

Willich · Reisen mit dem Fahrrad und der Deutschen Bahn gestaltet sich nicht einfach. Das musste Jutta van Amern jetzt feststellen, als sie ihren Urlaub plante. Die Willicherin stieg letztendlich aufs Auto um.

 Jutta van Amern packte ihr Fahrrad schließlich aufs Auto und machte Radtouren im Allgäu.

Jutta van Amern packte ihr Fahrrad schließlich aufs Auto und machte Radtouren im Allgäu.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich hatte Jutta van Amern im Mai eine CO2-neutrale Reise geplant – und das mithilfe der Deutschen Bahn und ihrem Fahrrad. Doch das stellte sich als unmöglich heraus. „Ich hatte geplant, mit der Bahn nach Freiburg zu fahren. Dort wollte ich auf mein Fahrrad steigen, durch den Schwarzwald und dann entlang des Bodensees ins Allgäu radeln. Dort lebt eine Freundin von mir. Vom Allgäu sollte es wieder mit der Bahn zurück nach Willich gehen“, sagt van Amern. Sie hatte die Strecke der Tour schon Wochen zuvor ausgearbeitet und alles vorbereitet. Es fehlte nur noch die Bahnfahrkarte. Und genau an der scheiterte das ganze Vorhaben.

Über das Internet versuchte die Willicherin, mit entsprechendem Vorlauf eine Fahrkarte mit der Option der Radmitnahme zu buchen. Doch das war nicht möglich – und das, obwohl sie äußerst flexibel hinsichtlich Reisetag und Uhrzeit war. „Ich habe an vier verschiedenen Tagen in einem Zeitfenster von jeweils sechs Stunden eine Möglichkeit gesucht, mein Fahrrad mitzunehmen. Es gab definitiv keinen einzigen Platz für mein Rad, egal mit welcher Verbindung ich es versuchte“, berichtet die 65-Jährige. Sie stellte fest, dass teilweise laut Angaben der Bahn nur fünf Räder für einen Zug vorgesehen sind. Und die waren alle bereits ausgebucht, obwohl van Amern nicht auf den letzten Drücker ihre Fahrkarte buchen wollte.

Eine Situation, die ihr nicht neu ist. Im vergangenen Sommer stand sie vor der gleichen Situation, obgleich sie auch damals mit mehrwöchigem Vorlauf buchen wollte. Sie fragt sich nun, warum nicht mehr Platz für die Mitnahme von Fahrrädern angeboten wird, wenn das Reisen mit der Bahn und dem Fahrrad so gut nachgefragt wird. „Die Bahn müsste doch anhand der Anfragen sehen, wo es eine starke Nachfrage gibt, und entsprechend reagieren. Vielleicht könnte ein Wagen für den Rädertransport angehängt werden“, sagt van Amern.

Was sie noch weniger versteht ist, dass zu genau der Zeit, als sie versuchte, mit der Bahn zu reisen, ein Sprecher der Deutschen Bahn mitteilte, dass das Unternehmen dringend staatliche Gelder benötige, da die Züge nur zu zehn Prozent ausgelastet seien. Die Willicherin stellt sich die Frage, wie sich ein Unternehmen in der heutigen Zeit so ignorant gegenüber den Bedürfnissen der umweltbewussten Bürger verhalten kann und dann noch klagt, dass die Kunden wegbleiben.

Jutta van Amern plante schweren Herzens um. Die Seniorin packte ihr Rad aufs Auto, fuhr zu ihrer Freundin ins Allgäu und machte von dort aus Radtouren. Doch eigentlich war ihr Ziel ja das klimaneutrale Reisen. Die Pressestelle der Deutschen Bahn empfiehlt auf Nachfrage unserer Redaktion, mit mehr Vorlauf zu planen und Reisen mit dem Rad frühzeitig zu buchen. Zwei Wochen im Voraus seien ein Minimum. Zudem verweist die Bahn auf die in den vergangenen Jahren erheblich erweiterten Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Die zur Verfügung stehende Zahl der Plätze sei von den jeweils eingesetzten Fahrzeugtypen abhängig. Die neuen ICE-4-Züge verfügen über acht Stellplätze für Fahrräder. Die ICE-T-Züge wurden im vergangenen Jahr nachträglich mit drei Fahrradstellplätzen ausgestattet. Dafür entfiel ein Gepäckregal. Im Intercity- und Eurocityverkehr mit klassischen Reisezugwagen stehen je nach Bauart acht bis 16 Stellplätze für Fahrräder zur Verfügung. Konstruktionsbedingt können in einem Teil der ICE-Flotte keine Fahrräder mitgenommen werden. Eine Fahrradkarte inklusive Stellplatzreservierung kostet acht Euro, mit der Bahncard verringert sich der Betrag auf 5,40 Euro.

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