Persönlich Querdenker mit Ausdauer und klarer Sprache

Julius Louven hat viel erreicht in seinem Leben. Er war beruflich schon erfolgreich, als er in die große Politik einstieg. Als Landtagsabgeordneter hatte er von Düsseldorf für den Kreis Viersen bereits viel bewegt, als er auf dem Bonner Politik-Parkett so richtig durchstartete. Als sozialpolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion erlangte der St. Huberter bundesweit Bekanntheit. Sein Wort hatte Gewicht - nicht nur in der Union, auch der politische Gegner schätzte Louvens Ideen und Anregungen, seine klare Sprache. Louven sagte unverblümt seine Meinung. Manchmal handelte sich der St. Huberter dafür Kritik ein, wurde auch schon mal als "Sozial-Rambo" tituliert. Für den St, Huberter war das eher ein Kompliment als eine unflätige Diskriminierung.

Louven gehörte in seiner Fraktion auch zu den Kritikern von Bundeskanzler Helmut Kohl. Er konnte gut mit Norbert Blüm, auch wenn die beiden Christdemokraten nicht immer einer Meinung waren. Louven hätte es seinerzeit gern gesehen, wenn der heutige Bundtagspräsident Wolfgang Schäuble Kohl als Bundeskanzler abgelöst hätte.

Mit seinem SPD-Bundestagskollegen Erwin Stahl aus Tönisberg und später - in Stahls Nachfolge - mit Walter Schöler aus St. Tönis hat Louven sehr viel Positives für den Heimatwahlkreis erreicht. Legendär ist ein Coup, der Louven in den 1990er-Jahren gelang. Er schaffte es in zähen Verhandlungen mit dem als hartem Hund bekannten Staatssekretär Karl Jung, 20 Millionen Euro aus Bundesmitteln für eine neue Abteilung "Fachübergreifende Frührehabilitation" am Kempener Krankenhaus locker zu machen. Louven selbst hatte den Fördertopf für Projekte der Pflegereform entdeckt. Zu Hilfe kam ihm auch sein gutes Verhältnis zum früheren Bundesgesundheitsminister und heutigen CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer.

Auf lokaler und regionaler Ebene war Louven stets präsent. Zu seinen Freunden zählt bis heute der ehemalige CDU-Kreisvorsitzende Fritz Meies aus Viersen. Die beiden Christdemokraten sind aus ähnlichem Holz geschnitzt, sind Männer, die eben ein klares Wort schätzen. Dazu zählt auch Kempens langjähriger Stadtdirektor und Alt-Bürgermeister Karl Hensel. Auch er ist Louven bis heute freundschaftlich verbunden. Louvens Nachfolger als CDU-Kreisvorsitzender Christian Weisbrich gehört in die Runde seiner Gesprächspartner ebenso wie der frühere Landrat Peter Ottmann (CDU - beide aus Lobberich). Auch mit dem früheren ehrenamtlichen Landrat Hanns Backes aus Kaldenkirchen oder Kempens langjährigem Bürgermeister Karl-Heinz Hermans und Ex-CDU-Politiker Rudi Alsdorf aus Kempen verband und verbindet ihn freundschaftlich viel.

Louven blieb auch im hohen Alter seiner Linie treu. Er tauchte immer wieder bei Parteiversammlungen auf Kreisebene oder im Kempener Stadtverband auf. Er stocherte zuweilen in alten Wunden, empfand viele seiner politischen Nachfolger eher als Weicheier, auch wenn er diesen Ausdruck nie öffentlich benutzt hätte.

Was Louven besonders wurmte, war die Tatsache, dass die Stadt Kempen in der Kreisgemeinschaft zunehmend an Gewicht verlor und dass sein CDU-Stadtverband innerhalb des Kreisverbandes der Christdemokraten kaum noch Einfluss besaß. Mit dem neuen Vorsitzenden CDU-Kreistagsfraktion, Peter Fischer aus Kempen - seit einigen Wochen im Amt - dürfte das jedoch jetzt wieder anders werden.

Nicht zuletzt: Julius Louven ist bis ins hohe Alter ein sehr sportlicher Mensch geblieben - begeisterter Radfahrer und Tennisspieler in der TG Casino in Kempen.

ANDREAS REINERS

(RP)
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