Quartett „Quadrivium“ Die Suche nach neuen Ausdrucksformen

Neersen · „Quadrivium“ spielte in der Motte von Schloss Neersen. Die Musik des Quartetts lässt zweierlei erkennen: die Suche nach Neuem genauso wie die Wurzeln in der Tradition. Beim Publikum fanden die Musiker viel Anklang.

 Die Musik des Quartetts lässt zwei Dinge erkennen: die Suche nach Neuem, genauso wie die Wurzeln in der Tradition.

Die Musik des Quartetts lässt zwei Dinge erkennen: die Suche nach Neuem, genauso wie die Wurzeln in der Tradition.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Zuerst zählt einer auf Englisch zwei Takte vor, und dann geht es gemeinsam mit Volldampf los. Doch so, wie im Jazz jahrelang die Konzerte anfingen, muss es heute nicht mehr zugehen. Auch nicht im Schloss Neersen.

In der Motte war zunächst nur der Halteton eines Cellos zu hören, bis sich behutsam einige einzelne Klaviertöne wie entfernte Kirchenglocken dazu gesellten. Dezent wurden leichte Beckenschläge und leise Trompetenklänge eingemischt. Erst allmählich entwickelte sich ein dynamisches Zusammenspiel. Mit der Jazz-Suite „Far into the stars“ gab das Quartett „Quadrivium” eine Kostprobe seiner bisher einzigen CD.

Die vier Musiker sind stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Da sind sie durchaus erblich belastet. Trompeter und Bandleader Markus Stockhausen ist Sohn des Pioniers der elektronischen Neuen Musik Karlheinz Stockhausen (1928–2007). Auch der Vater des Cellisten Jörg Brinkmann hat die Musik zu seinem Beruf gemacht. Während Vater Stockhausen das Komponieren zu seinem beruflichen Mittelpunkt machte, arbeitete der Kempener Bernd Erich Brinkmann im Hauptberuf als Musikpädagoge an einem Krefelder Gymnasium.

Die Musik des Quartetts lässt beides erkennen, die Suche nach Neuem genauso wie die Wurzeln in der Tradition. Musikalische Bildung gehört mit dazu, darauf verweist schon der Name des Ensembles. Das Wort Quadrivium, abgeleitet vom lateinischen quattuor (vier), bezeichnete einen Teil des mittelalterlichen Bildungskanons. Gemeint waren die vier Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik.

Ein sehr ansprechendes Stück, in dem traditionelle Momente noch deutlich wahrzunehmen waren, hatte den sympathischen Namen „ein Lächeln“. Es erinnerte an barocke Stimmführung. Zumal in den Soli des Pianisten Angelo Comisso ließ Johann Sebastian Bach grüßen.

Die Verzahnung alter und neuer Stilmittel zeigte sich schon in der Besetzung. Trompete und Kornett gehören von Anfang an zu den Instrumenten des Jazz, das Schlagzeug genauso. Das Klavier kam etwas später dazu, hat aber seinen festen Platz in einer Band inzwischen längst gefunden. Aber ein Cello ist doch eine seltene Ausnahme.

Cellist Jörg Brinkmann, erläuterte Stockhausen, muss musikalisch „mehrere Rollen“ spielen. Mal spielte er romantische Kantilenen, mal agierte er wie auf einem Zupfbass. Dank seiner Virtuosität kann er auch Melodien und schnelle Läufe zupfen, so wie ein Flamenco-Gitarrist. Auch das Schlagzeug wird sehr differenziert eingesetzt. Christian Thomé ist zum einen der sichere Jazz-Drummer, der dem Ganzen den metrischen Halt gibt und für Swing sorgt. Aber genauso sorgt er immer wieder für klangliche Varian­ten.

Darüber hinaus, darin ganz dem Neuen aufgeschlossen, werden klangliche Varianten auch über moderne Technik entwickelt. So konnte eine Cello-Passage ihr eigenes Echo hören. Die interessante Mischung der komponierten und improvisierten Elemente sowie der traditionellen und elektronischen Klangerzeugung fanden beim Publikum viel Anklang.

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