Nach einem den Nationalsozialismus verherrlichenden Vorfall Projektwoche gegen Diskriminierung am St.-Bernhard-Gymnasium

Schiefbahn · Das St.-Bernhard-Gymnasium hat ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und rechte Gewalt gesetzt. Einer Projektwoche zum Thema folgte jetzt eine Abschlussaktion mit klarer Aussage und beeindruckenden Reden.

 Schulleiter Andreas Päßler und einige Schüler zeigen eines der gefertigten Werke, die auf das Thema Diskriminierung aufmerksam machen sollen.

Schulleiter Andreas Päßler und einige Schüler zeigen eines der gefertigten Werke, die auf das Thema Diskriminierung aufmerksam machen sollen.

Foto: Norbert Prümen

Es sind Hunderte farbiger Hände auf dem großen Banner zu sehen. In den Farben Pink, Orange, Grün und Blau rahmen sie die Schriftzeile „Hand in Hand gegen Diskriminierung“ ein. Mit diesem Hingucker begrüßte das St.-Bernhard-Gymnasium alle Teilnehmer der Abschlussveranstaltung zu den Sonderprojekttagen gegen Diskriminierung und rechte Gewalt. Diese waren aufgrund eines Vorfalls vom 20. April angesetzt worden. Damals zeigten in Abwesenheit des Lehrers in einem Erdkundekurs der Stufe EF Schüler Videos, die brennende Hakenkreuze zeigten und den Nationalsozialismus verherrlichten. Gesänge mit Geburtstagsgrüßen für Adolf Hitler und das Zeigen des Hitler-Grußes sollen gefolgt sein.

Der darüber informierte Schulleiter Andreas Päßler wandte sich an die Polizei, was einen Einsatz des Staatsschutzes zur Folge hatte. Das alles führte am Schiefbahner Gymnasium, das seit einem Jahr den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ trägt, zu dem Entschluss, sich mit der gesamten Schülerschaft intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Bei der Projektwoche gingen die Schüler altersgemäß an die Thematik heran. „Es sind tolle Arbeiten entstanden. Dass wir unter anderem die Alltagskommunikation unter die Lupe genommen haben, hat auch etwas Gutes. Es hat uns gezeigt, wie schnell und unbedacht diskriminierte Äußerungen gemacht werden und wie wichtig es ist, daran zu arbeiten“, sagte Päßler.

So gab es bei der Abschlussveranstaltung einen beindruckenden Redebeitrag zweier Sechstklässler, der selbst erfahrene Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe widerspiegelte. In der Villa des Gymnasiums zeigten Stellwände mit Plakaten die verschiedenen Formen der Diskriminierung. Nationalsozialismus, Holocaust, Konzentrationslager und das Leben der Häftlinge — auch die Geschichte war präsent. Aussagestarke Bilder rundeten die Ausstellung ab. Ob die bunten Fingerprints, die ein weißes, durchgestrichenes Hakenkreuz einrahmen, oder das Bild vom Weg des Lebens mit wichtigen Parametern wie Gleichberechtigung, Respekt, Gleichheit, Frieden und Gemeinschaft — die Schüler haben ihre persönlichen Gedanken zu Papier gebracht. Bei der Abschlussveranstaltung wurden einzelne Arbeiten vorgestellt.

Päßler hob in seiner Rede nochmals hervor, dass das Tragen des Siegels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nicht heiße, dass es keine diskriminierenden, rassistischen und verfassungsfeindlichen Äußerungen gebe. Es heiße vielmehr, dass man gemeinsam daran arbeite, dass es sie am St. Bernhard perspektivisch nicht geben solle, und es heiße vor allem, dass man hinsehe, hinhöre und jenen ein Gehör gebe, die Ausgrenzungen wahrnehmen. „Diskriminierung gibt es überall, und es gibt sie auch dann, wenn man selber nicht davon betroffen ist, und gerade dann ist es wichtig hinzuschauen, den Mund aufzumachen und zu handeln. Genau das haben wir in den letzten Wochen gelernt. Denn wir mussten uns mit Problemen und Herausforderungen auseinandersetzen, von denen wir bisher dachten, nicht betroffen zu sein“, sagte die Schülersprecherin des St.-Bernhard-Gymnasiums.

Dass man Hand in Hand gegen Diskriminierung steht, machten die Schüler mit dem einfachen Zeichen des Händehaltens deutlich. Die Abschlussworte Päßlers erinnerten in ihrer Form an die berühmte Rede von Martin Luther King von 1963. Nur sprach Päßler statt Träumen von Wünschen: „Ich habe den Wunsch, dass es vollkommen normal ist zu sagen, Stopp: Das ist nicht in Ordnung. Ich habe den Wunsch, dass wir weiterhin ein Klima etablieren, in dem wir zwar mutig sind, zugleich jedoch keinen Mut brauchen, wenn wir gehört werden wollen.“ Für die Zukunft hat er zudem den Wunsch, dass es künftig jährlich einen solchen Tag geben soll. Ein Tag, an dem die Schulgemeinde ein Zeichen setzt und deutlich macht, was gewollt ist und was nicht. Ein Tag, der zeigt, wo Linien verlaufen, die nicht überschritten werden dürfen.

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