Neersen Festspiele lassen Heinz Erhardt auferstehen

Neersen · Keine großen Stars, aber große Stücke bietet das Programm der Schlossfestspiele Neersen im nächsten Jahr. Mit dem Kinderstück „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ wird die Theatersaison am 16. Juni eröffnet.

 Doris Thiel (v.l.), Sabine Mroch, Jan Bodinus und Svenja Küppers-Heinrich stellten das Festspielprogramm vor.

Doris Thiel (v.l.), Sabine Mroch, Jan Bodinus und Svenja Küppers-Heinrich stellten das Festspielprogramm vor.

Foto: Norbert Prümen

Es gibt einige Neuerungen bei den Schlossfestspielen. Zwar halten die Macher am gewohnten Rahmen – Eröffnung mit einem Kinderstück und zwei große Abendstücke – fest, aber die Spiele bekommen ein neues Gesicht, oder besser gesagt, viele neue Gesichter. Von den 16 Ensemblemitgliedern sind acht neu im Team. Dafür werden große Darsteller wie R. A. Güther nach vielen Jahren auf der Freilichtbühne nicht mehr zu sehen sein.

Auch Silke von Patay, die geniale Ausstatterin, die in den vergangenen zehn Jahren immer wieder mit ihren kreativen Kostümen und Kulissen begeistert hat, hat das Ensemble verlassen. Und im Programm gibt es ebenfalls Neues zu entdecken: Erstmals bieten die Schlossfestspiele einen Poetry Slam an, für den Markim Pause die besten Slammerinnen und Slammer der Region zusammentrommeln will. Mit „Shakespeare and Opera“ tritt die Deutschen Oper am Rhein auf der Hauptbühne auf, in der Abendveranstaltung „Café Royal“ lädt Kerstin Brix zum Mitsingen ein.

Bei genauerer Betrachtung gibt es auch wieder einen „Star“ auf der Bühne. Stefan Keim lässt Heinz Erhardt auferstehen. Am 22. Juni feiert „Der Mustergatte“ Premiere. In den 1930er-Jahren wurde das Stück mit Heinz Rühmann verfilmt. Die Neersen-Fassung nimmt zwar die Handlung auf – piefiger, ewig gestriger Gatte versus aktive, moderne Frau – lässt die Szenen aber in den 1970er-Jahren spielen und versieht sie mit Originaltexten aus der Feder von Heinz Erhardt, den der Schauspieler Stefan Keim in Sprache und Habitus kopiert. Oder anders: Ein Schauspieler spielt einen Schauspieler in einem Schauspiel, das dieser nie gespielt hat.

Los geht es wie immer mit einem Kinderstück. 2019 ist das „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ nach Hans Christian Andersen, die sich in einen Menschen verliebt und sich für diese Liebe in ein wildes Abenteuer stürzt. „Spannung und Abenteuer sind garantiert“, verspricht Intendant Bodinus und verrät auf Nachfrage, dass das Märchen – anders als im Original – in Neersen ein glückliches Ende nimmt. „Nach Mogli in diesem Jahr wollten wir im nächsten Jahr wieder eine weibliche Hauptfigur im Kinderstück haben“, sagt Bodinus und fügt schnell hinzu, das Stück gefalle aber bestimmt auch den Jungen.

Als drittes Hauptstück steht „Monsieur Claude und seine Töchter“ auf dem Festspielprogramm. Eine französische Komödie mit ernstem Thema, die bereits erfolgreich verfilmt wurde. Der konservative Monsieur Claude hat vier Töchter. Sie stellen nach und nach ihre Verlobten vor: ein Muslim, ein Jude, ein Chinese und ein Franzose mit afrikanischen Wurzeln. „Nationale Ressentiments und kulturelle Vorurteile treten bei den Eltern, die sich immer weltoffen gegeben haben, plötzlich deutlich zu Tage“, sagt Intendant Jan Bodinus.

Und es gibt noch mehr zu sehen im nächsten Sommer: Heinz Hermann Hoff und Karrie Becker laden wieder zu „Theater, Theater“ ein, ein Abend mit vergnüglichen Plaudereien aus dem Theateralltag. Sven Post und Reinhild Köhnicke bieten die szenische Lesung „Die weiße Rose – Der Widerstand der Geschwister Scholl“ an. Chris Pichler kommt als „Romy Schneider“, Gregor Eckert erzählt aus dem Leben von Mark Twain, und Hans Jürgen Schatz liest Kurt Tucholskys „Meine Sorgen möchte ich haben“. Bei den Impro-Battels wetteifern die Nachwuchsdarsteller, und das Puppentheater Con Cuore kommt mit dem Kindermusical „Ritter Rost“.

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