Stadt Willich Probleme mit dem Ökostrom

Stadt Willich · Die Anrather Familie Röttger hat sich für den Ökostrom "Watergreen" der Stadtwerke Willich entschieden. Doch ganz einfach war die Buchung der Zusatzleistung nicht.

 Sabine und Eckhard Röttger zeigen den Vertrag mit den Stadtwerken Willich, in dem sie das Angebot "Watergreen" buchten".

Sabine und Eckhard Röttger zeigen den Vertrag mit den Stadtwerken Willich, in dem sie das Angebot "Watergreen" buchten".

Foto: Norbert Prümen

Wenn Sabine und Eckhard Röttger auf das Schreiben der Stadtwerke Willich samt dem Vertrag für das Angebot des Ökostroms "Watergreen" schauen, dann kann das Anrather Ehepaar nur den Kopf schütteln. "Die Stadtwerke heben immer hervor, wie umweltbewusst sie eingestellt sind. Wir können das nicht so ganz glauben, denn dieser Ökostrom ist das einzige Produkt der Stadtwerke, das Kunden nur für ein Jahr abschließen können. Danach muss dieser Vertrag komplett erneuert werden. Alle anderen Verträge haben längere Laufzeiten und verlängern sich zudem automatisch, wenn man sie nicht kündigt", berichtet Eckhard Röttger.

Das ist aber nicht die einzige Erfahrung, die er mit dem Ökostrom gemacht hat. Der Anrather buchte das Angebot schon vor sieben Jahren, weil es ihm persönlich wichtig ist zu wissen, dass sein Strom komplett aus regenerativen Anlagen stammt. Am 1. September 2011 startete sein "Watergreen"-Vertrag, den er als Zusatzleistung zu seinem bestehenden Stromvertrag buchte. Mit einem halben Cent Aufpreis pro Kilowattstunde sind die Mehrkosten dabei erschwinglich und betragen auf das Jahr gerechnet durchschnittlich 20 Euro.

Der Anrather und seine Frau waren der Meinung, das Angebot liefe durch, da sie nie ein Schreiben der Stadtwerke erhielten, in dem ihnen etwas Gegenteiliges mitgeteilt wurde oder sie darauf aufmerksam gemacht wurden, dass der Vertrag ausläuft. Doch die Überzeugung, nach wie vor Ökostrom-Kunde zu sein, war ein Irrglaube, wie Eckhard Röttger im vergangenen Jahr feststellte, nachdem er seine Abrechnung nicht wie gewohnt kurz überflogen, sondern sich einmal intensiv mit ihr beschäftigt hatte. Er stellte voller Überraschung fest, dass er gar kein Nutzer mehr von "Watergreen" war.

Ihn und seine Frau führte der Gang daher im Januar sofort zum Kundencenter der Stadtwerke an der Peterstraße in Willich. Zwei freundliche Mitarbeiterinnen kannten das Angebot des Ökostroms zwar, konnten ihm aber kein Anmeldeformular dafür mitgeben. Sie bestätigten aber, dass ein solcher Vertrag als einziges Angebot der Stadtwerke tatsächlich befristet sei. Kurz darauf folgte ein Schreiben der Stadtwerke mit der Information "Die Zusatzvereinbarung Ökostrom - Watergreen zu unserem Stromsondervertrag (stw Strom direkt) sieht eine jährliche Laufzeit vor. Mit Ablauf des jeweiligen Kalenderjahres zum 31. 12. endet auch das Ergänzungsprodukt Ökostrom zu diesem Zeitpunkt. Die Fortführung des Ökostromproduktes erfolgt durch Abschluss der neuerlichen Zusatzvereinbarung im folgenden Kalenderjahr". Die Röttgers finden das im Gegensatz zu der sonstigen Vertragsvorgehensweise der Stadtwerke sehr umständlich und fragen nach dem Warum.

Das ist laut Christian-Mario Sagner, Bereichsleitung Vertrieb und Marketing, eigentlich nicht mehr nötig. "Die Stadtwerke befristeten seinerzeit den Ökostrom, weil das Risiko der Beschaffung vorlag. Wir konnten nicht längerfristig einen Preis garantieren und haben daher die Befristung aufgenommen", informiert Sagner. Das ist seit einigen Jahren nicht mehr der Fall. Der Preis für den Ökostrom hält sich seit 2014 stabil, und laut Aussage von Sagner müssten die Stadtwerke überlegen, ob sie das Prozedere für den Ökostrom ändern und damit vereinfachen. "Wir schreiben die Kunden allerdings immer an, um sie auf das Ende der Laufzeit und die Möglichkeit der weiteren Buchung aufmerksam zu machen", sagt Sagner.

Bei Sabine und Eckhard Röttger war dies allerdings nicht der Fall. Sagner entdeckte bei seiner Recherche, dass aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen ein Mitarbeiter am 31. März 2012 den Vertrag aus dem System genommen hat. Eine Information ging den Röttgers dazu allerdings nie zu. Sie lebten im Glauben, Ökostrom zu verbrauchen.

Von den 26.000 Stromkunden der Stadtwerke Willich nutzen gerade einmal 48 Bürger den Ökostrom. Mit dem neuen Vertrag von Sabine und Eckhard Röttger ist die Zahl auf 49 Kunden geklettert. Der normale Strom der Stadtwerke setzt sich inzwischen zu 46,9 Prozent aus regenerativen Energien zusammen. Watergreen ist hingegen hundertprozentiger regenerativer Strom.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort