Stadt Willich Pötschke bereitet sich auf Frühling vor

Stadt Willich · Das Gartencenter an der Büttgener Straße hat am 21. Januar Insolvenzantrag gestellt. Der Geschäftsbetrieb läuft jedoch wie gewohnt weiter. Geschäftsführer und Insolvenzverwalter sind zuversichtlich, die Firma weiterführen zu können.

 Markus Jungbluth (links) und seine Mitarbeiter Hartmut Blinne und Annette Gommans bieten bereits Frühlingsbepflanzung für Garten und Balkon an.

Markus Jungbluth (links) und seine Mitarbeiter Hartmut Blinne und Annette Gommans bieten bereits Frühlingsbepflanzung für Garten und Balkon an.

Foto: Wolfgang Kaiser

Dass das Gartencenter Pötschke an der Büttgener Straße Insolvenz angemeldet hat, bekommen die Kunden nicht mit. Von ihnen sind derzeit zwar nur wenige zu sehen, doch das liegt auch an der Jahreszeit und am derzeit oft ungemütlichen Wetter. Wer hat bei Schneeregen und Matsch schon Lust auf Gartenarbeit? Dabei machen die Auslagen im Gartencenter Lust auf Frühling, sogar Osterdeko ist schon zu sehen. Die Regale sind gut gefüllt, das Café hat geöffnet, Beete sind bepflanzt, ja hier drinnen herrscht fast Frühling. Der Geschäftsbetrieb läuft trotz Insolvenzantrag wie gewohnt weiter.

"Fatal wäre es daher, wenn jetzt die Kunden wegblieben, weil sie denken, uns gäbe es nicht mehr", sagt Geschäftsführer Markus Jungbluth besorgt. Denn viele dächten, Insolvenz sei gleichbedeutend mit Schließung. Dass dem nicht so ist, betont auch Insolventverwalter Axel Kleinschmidt. Inzwischen seien schon vereinzelt Kunden da gewesen, die auf satte Rabatte gehofft hatten. Doch von Ausverkauf ist nichts zu sehen - im Gegenteil, neue Ware wird bestellt. Am Wochenende war Jungbluth erst auf einer "Weihnachtsmesse" in Frankfurt, um sich schon auf das kommende Fest vorzubereiten. "Das zeigt, dass wir optimistisch sind", sagt der Geschäftsführer. Und der Messebesuch ist auch ein Signal an die Lieferanten, die sehen sollen, dass die Firma Pötschke noch da ist. "Die grüne Branche hält zusammen. Wir haben unheimlich viele Hilfsangebote von Lieferanten bekommen, aber auch von anderen Gartencentern", freut sich Jungbluth. Und so will es das Unternehmen nach Möglichkeit aus eigener Kraft schaffen, die Pleite zu vermeiden. Dennoch sei man offen für Partner und Vorschläge, so Insolvenzverwalter Kleinschmidt.

Für die finanziellen Probleme des bis dahin laut Jungbluth kerngesunden Traditionsunternehmens habe ein geplatztes Immobiliengeschäft gesorgt, erklären Kleinschmidt und Jungbluth. Eine Gesellschaft wollte die Pötschke-Immobilie für 2,9 Millionen Euro kaufen und dann an das Gartencenter verpachten, andere Teile des Geländes sollten anderweitig genutzt werden. So sollte auch die Nachfolge in der Geschäftsführung geregelt werden. Denn bisher hält der 46-jährige Thomas Jungbluth 25 Prozent am Unternehmen, der 78-jährige Dieter Wiegand 75 Prozent. Jungbluth hätte das dann komplett entschuldete Gartencenter ganz übernehmen sollen. Doch trotz gültiger Verträge sei das Geschäft geplatzt. Die Firma Pötschke blieb auf einigen Ausgaben sitzen, die zur Vorbereitung angefallen waren. "Zudem wurden in Erwartung des Zuflusses der 2,9 Millionen Euro weitere Ausgaben getätigt", so Kleinschmidt. Und das alles vor der Saison, in der ohnehin wenig Umsatz gemacht wird. "Da habe ich die Reißleine gezogen und Insolvenz beantragt, weil ich unsere Lieferanten nicht mit in die Falle laufen lassen wollte", sagt Jungbluth.

Den rund 30 Mitarbeitern wurde die Nachricht auf einer eigens einberufenen Betriebsversammlung übermittelt. "Das hat sie über Nacht getroffen und war natürlich ein Schock", sagt Markus Jungbluth. So auch für Hans-Willi Schmitz, der für die Haustechnik zuständig ist: "Ich bin seit 39 Jahren im Unternehmen, habe hier angefangen, als ich 15 Jahre alt war. Aber jetzt bin ich zuversichtlich, dass es weitergeht", sagt Schmitz. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind über das Insolvenzausfallgeld gesichert.

Bis Ende März wollen Kleinschmidt und Jungbluth nach Möglichkeit eine Lösung dafür gefunden haben, wie das 50 Jahre alte Unternehmen weitergeführt werden kann. "Aber auch darüber hinaus können wir die Firma fortführen, weil dann der Frühling kommt und die Umsätze steigen", sagt Kleinschmidt. Das Wetter muss dabei allerdings auch mitspielen.

(RP)
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