Stadt Willich Plötzlich Erstwähler

Stadt Willich · Die Kommunalwahl sollte eigentlich am 7. Juni sein. Dann hätten Anna Bark und Markus Klötergens nicht wählen dürfen. Jetzt soll aber erst am 30. August gewählt werden. Und bis dahin sind die beiden auch schon 16 Jahre alt.

Markus Klötergens dürfte keine Woche jünger sein. Am 23. August wird er 16 Jahre alt. Rechtzeitig genug, um in diesem Jahr seine Stimme bei der Kommunalwahl abgeben zu dürfen. Die Stadträte und Bürgermeister werden in NRW nach derzeitigem Stand am 30. August gewählt. Eigentlich sollte die Wahl bereits am 7. Juni sein – zusammen mit der Europawahl. Der NRW-Verfassungsgerichtshof erklärte diesen Kommunalwahltermin aber unlängst als nicht verfassungsgemäß. Jetzt wird voraussichtlich 13 Wochen später gewählt.

Auswirkungen des Urteils

Das Urteil hat bei allem politischen Gezänk auch Auswirkungen auf die Wahlberechtigten. Wer zwischen dem 8. Juni und dem 30. August 1993 geboren wurde, darf plötzlich auch wählen. Wie Markus Klötergens. "Ich war ganz erstaunt, als ich hörte, dass ich jetzt wählen darf", sagt er. Markus erfuhr erst durch die RP davon, dass er durch das Gerichtsurteil zum Kreis der Erstwähler gehört.

Der noch 15-Jährige besucht die Klasse 9b am Schiefbahner St. Bernhard-Gymnasium. Er ist Klassensprecher – gemeinsam mit Anna Bark. Auch sie ist noch 15. Am 24. Juni feiert sie aber ihren 16. Geburtstag. Für den ursprünglichen Kommunalwahl-Termin wäre sie 17 Tage zu jung gewesen. Jetzt wird sie rechtzeitig wahlberechtigt. "Man denkt plötzlich anders über das Thema Wahlen nach, wenn man weiß, dass man selber seine Stimme abgeben darf", sagt sie.

Ebenso wie ihr Mitschüler hatte auch sie das Gerichtsurteil nur am Rande verfolgt. Jetzt wollen beide aber wählen gehen. "Es ist gut, dass wir uns jetzt beteiligen können", findet Anna. In der Kommunalpolitik gehe es schließlich auch des öfteren um die Belange von Jugendlichen. "Da ist es nur richtig, dass wir als Betroffene mitbestimmen dürfen."

Nicht nur Jugendpolitik sehen

Gleichwohl wollen sie ihr Augenmerk bei der Auswahl der "richtigen" Partei und Kandidaten nicht nur auf die Jugendpolitik legen. "Uns interessieren ja auch die Dinge, die unsere Mitmenschen betreffen", sagt Markus. Bis zur Wahl wollen sich die beiden Erstwähler noch über die Parteien und die Kandidaten informieren. "Es ist wichtig, dass ich weiß, was ich wählen möchte", findet Anna. Im Politikunterricht gab es bereits ein Rollenspiel, in dem man seine eigene Partei gründen musste. "Von den Eltern bekommt man auch eine Menge mit", findet Markus. Und Anna betont: "Ich habe aber eine komplett eigene Meinung und lasse mich nicht beeinflussen."

Trotz ihres 16. Geburtstages in diesem Jahr gibt es zwei weitere Wahlen, bei denen sie ihre Stimme noch nicht abgeben dürfen: die Europawahl am 7. Juni und die Bundestagswahl am 27. September. Enttäuscht sind die beiden darüber nicht. "Für den Einstieg", sagen sie schmunzelnd, "ist eine Kommunalwahl schon ganz gut."

(RP)
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