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Stadt Kempen · Mundartdichter Jupp Pasch veröffentlicht einen Sammelband mit einer Auswahl seiner Gedichte. Er bedauert, dass immer weniger Menschen Mundart sprechen oder verstehen. Das sei aber wohl nicht mehr rückgängig zu machen.

 Jupp Pasch hat einige seiner Gedichte in einem Sammelband herausgegeben.

Jupp Pasch hat einige seiner Gedichte in einem Sammelband herausgegeben.

Foto: wolfgang kaiser

Eigentlich wollte der St. Huberter Heimatdichter Jupp Pasch kein Buch mehr veröffentlichen - um jetzt doch sein neues Werk vorzulegen. Es heißt "Dat wor et - Das war's". Vom Titel her könnte es erneut das letzte Werk sein, warten wir ab. Das Buch hat 360 Seiten und enthält Gesichte auf Plattdeutsch plus einer Übersetzung ins Hochdeutsche.

Pasch schlägt wie meistens in seinen Büchern einen breiten Bogen. Er dichtet sich einmal quer durch das Jahr, vom "Ürschte Fröijohrsdag" bis zur "Neujohrsneiht". Ganz am Anfang, noch vor dem Vorwort, stellt der Autor sein Licht gewaltig unter den Scheffel. "Stöckwerk" heißt das Gedicht, in dem er sich selber bezichtigt, nur Stückwerk zu Papier gebracht zu haben, das deshalb besser ungesagt geblieben wäre: "Et wüer dröm beäter onjeseit jebli-eve." Das werden seine treuen Leser völlig anders sehen. Vieles, was er geschrieben habe, sei oft nicht gut bedacht gewesen, schreibt Pasch auf Plattdeutsch. Diese Ansicht muss man nicht teilen.

Neben den Jahreszeiten mit ihren jeweiligen Eigenheiten spielen in den Gedichten immer wieder Tiere eine Rolle, zu denen Jupp Pasch zeit seines Lebens eine besondere Beziehung hatte. Da geht es etwa um die "Jeet", eine ganz besondere ihrer Art. Thema sind auch "Spönne", die filigrane Fäden spinnen, aus denen am Ende ein Netz entsteht. Was man durchaus als eine Mahnung an die Menschen deuten kann, dass der einzelne Faden nichts zählt. Nur fleißiges Weben erzeugt ein Netz, das sicher hält.

Die Gesichte sind nicht neu, sie sind nur nach Themenkreisen geordnet in einem Sammelband zusammengefasst. Pasch bedauert, schreibt er im Vorwort, dass am Niederrhein "im Bereich der plattdeutschen Heimatsprache nicht mehr viel lebendige Substanz vorhanden ist". Die Benutzer der Mundart seien selten geworden. Der Dialekt werde nur noch von wenigen gesprochen und auch vielfach nicht mehr verstanden. Es bleibe eine Minderheit älterer Menschen, die sich noch der Mundart bedienten.

Pasch bedauert das, weiß aber auch, dass diese Entwicklung nicht mehr rückgängig zu machen ist: "Dieser Niedergang der Mundart, dieser Sprachverlust, ist nicht mehr aufzuhalten und gar umzukehren." Den Zauber und das Heimatliche der Mundart kann man dennoch erleben, wenn man sich die Gedichte selber leise vorliest. Man versteht, welchen Ratschlag der Wirt in "Bier tappe" bekommt und welch gutes Herz "Min Mädsche" hat.

Immer wieder kommt Pasch auf den Glauben zu sprechen, vom "Morjejebät" bis zum "Jebät öm Medderneiht". "Ek jlöw", schreibt Pasch und bittet Gott auf Plattdeutsch, ihn nicht zu hart für sein Unrecht zu strafen. Das klingt auf Platt weit melodischer als auf Hochdeutsch, weniger spröde und deutlich melodischer. Aber Platt, bedauert Pasch, sein nun einmal inzwischen eine Art "Gerontolekt", eine Sprache für Alte.

Dabei sei "Os Platt" ganz einfach "jonz effe", und mache Herz und Augen offen, "maak Hert und Ooge oepe". Es liegt uns tief im Herzen, "et legg os diep ent Hert" - den Jüngeren jedoch nicht mehr, die Platt für eine Museumssprache halten und die Nase rümpfen. Schade eigentlich.

Das Buch "Dat wor et - Das war's" ist für 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

(RP)
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