Neersener Programm für 2021 steht Schlossfestspiele wollen Zeichen setzen

Neersen · „Traum und Wahrheit – jetzt erst recht!“ ist das Motto des Programms, mit dem die Neersener Schlossfestspiele im nächsten Sommer Corona trotzen wollen. Pro Aufführung werden weniger Karten verkauft, dafür gibt es mehr Veranstaltungen.

 Nach einem Jahr Zwangspause durch die Corona-Pandemie soll die im Jahr 2019 neu angeschaffte Zuschauertribüne im kommenden Jahr wieder aufgebaut werden.

Nach einem Jahr Zwangspause durch die Corona-Pandemie soll die im Jahr 2019 neu angeschaffte Zuschauertribüne im kommenden Jahr wieder aufgebaut werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Optimistisch blicken die Macher der Neersener Schlossfestspiele auf den nächsten Sommer. Zwar rechnen sie nicht damit, dass Corona dann Geschichte ist, aber Intendant Jan Bodinus und Sabine Mroch, Vorsitzende des Festspielvereins, sind sicher, dass Theateraufführungen wieder möglich sein werden. „Wir belegen nur 346 von 490 Sitzplätzen auf der Freilichttribüne und 73 Plätze statt 180 bis 238 im Ratssaal“, erzählt Sabine Mroch. So könnten die coronabedingten Sicherheitsabstände gewährleistet werden.

Sorge, keine Karte zu bekommen, müsse aber niemand haben, denn statt der sonst pro Spielzeit üblichen 67 Veranstaltungen wird es im nächsten Jahr 78 Aufführungen geben. „Alle Schauspieler haben sich bereit erklärt, für das gleiche Geld mehr Aufführungen zu spielen“, sagt die Vereinsvorsitzende, die weiß, wie sehr sich die Schauspieler darauf freuen, wieder auf der Bühne stehen zu können. Und nicht nur die: Viele treue Besucher der Neersener Schlossfestspiele standen bereits am Dienstag, dem ersten Tag des Kartenvorverkaufs, in einer langen Schlange vor der Theaterkasse. „Die 15 Vorstellungen für Schulklassen sind sogar schon fast ausverkauft“, meldet Sabine Mroch, die gerührt ist über so viel Zuspruch.

Der mag nach neun Monaten Zwangspause einerseits vom Hunger auf Kultur kommen, andererseits verspricht das Programm 2021 auch viele großartige Theatererlebnisse. Das 38. Jahr der Schlossfestspiele startet am 6. Juni, 15 Uhr, mit dem Kinderstück „Doktor Dolittle und seine Tiere“. Die Regie führt Sven Post, den Dolittle spielt der in Neersen ebenfalls bestens bekannte Kay Szacknys. Die beiden großen Abendstücke auf der Freilichtbühne vor dem Schloss sind „Floh im Ohr“ mit Kalle Pohl in einer Doppelrolle (Premiere am 19. Juni, 19 Aufführungen) und „Ein Sommernachtstraum“ von Altmeister William Shakespeare (Premiere am 24. Juli, 18 Aufführungen). Die Regie führt bei beiden Stücken Intendant Jan Bodinus.

Auch 2021 lohnt sich der Blick auf das Rahmenprogramm, das im Ratssaal stattfindet: Die Fernsehschauspieler Pierre Sanoussi-Bliss und Matthias Freihof sowie Ute Lubosch stehen am 19. Juli mit einer verkürzten Version des Kinofilms „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ auf der kleinen Bühne. Ebenfalls aus diversen Fernsehrollen bekannt ist Manon Straché, die aus ihrem bewegten Leben erzählt. „Leise jedoch kann ich nicht“ ist der Abend mit der Schauspielerin am 6. Juli überschrieben, die schon in der DDR ein Star war.

Auch der Poetry Slam wird wieder ausgetragen (21. Juni), ebenso die Impro-Battles der Nachwuchsschauspieler um Sven Post, die seit Jahren zum Rahmenprogramm gehören und besonders viele Jugendliche ansprechen. Eher das ältere Publikum spricht Chris Pichler an, die mit ihren Romy-Schneider-Abenden schon mehrfach begeisterte und 2021 mit dem Kammerspiel „Sissi – Kaiserin der Herzen“ kommt (9. August).

Aus Neersen stammt die mittlerweile bundesweit agierende Schauspielerin Daniela Michel, die unter der Regie von Birgit Voigt als Audrey Hepburn am 12. Juli durch das Seelenleben der berühmten Frau führt. Aufgenommen wird auch 2021 wieder die Kooperation mit dem Ensemble der Burgfestspiele Mayen, das am 1. August das sehenswerte moderne Theaterstück „Kunst“ auf der Freilichtbühne zeigt.

Ein besonderer Hinweis gebührt dem Projekt „Das Boot ist voll“ des Schauspielers Willy Schlüter. Das Stück erzählt die Geschichte von Vito Fiorino, der 2013 zufällig zum Retter von 47 gekenterten Bootsflüchtlingen vor der Insel Lampedusa wurde. In einer packenden und emotionalen szenischen Lesung erzählt Schauspieler Schlüter am 13. Juli, was eine solche Rettung bedeutet, sowohl für den Moment als auch im Nachhinein.

„Leider fällt das Café Vokal, der Mitsingabend mit Kerstin Brix, 2021 aus“, gibt Sabine Mroch schweren Herzens bekannt, „gemeinsames Singen bleibt ein Problem.“ Trotz dieses Wermuttropfens ist Intendant Bodinus sicher: „Zusammen werden wir weiterhin erfolgreiches Theater in der Region für die Region produzieren und anschauen können.“ Der Programm-Zusatz „Jetzt erst recht!“ sei mit voller Absicht gesetzt. „Wir sind überzeugt, dass wir als kulturelle Veranstaltung, als eine Art Fahnenträger der Kultur in der Region, ein deutliches Zeichen setzen müssen, dass Kultur systemrelevant und wichtig ist. Kultur ist Nahrung für die Seele!“, schreibt Bodinus in seinem Grußwort. Es gelte, ein Signal zu setzen, dass das Leben weitergeht, das Lachen, die Liebe.

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