Stadt Willich Neersen: Ein Fall für Michael Schanze

Stadt Willich · Warmer, herzlicher Applaus für das Ensemble von "Ein Fall für Pater Brown" bei den Schlossfestspielen. Die Inszenierung von Jan Bodinus setzte voll auf die Hauptfigur und bot sichere, gute Unterhaltung.

 Sarah Elena Timpe, Michael Schanze, Bettina Dornheim und Andreas Wirth bei der Teatime im neuen Pfarrhaus. Gut zu erkennen sind auch die liebevollen Details der Ausstattung wie der Tropfenfänger an der Teekanne.

Sarah Elena Timpe, Michael Schanze, Bettina Dornheim und Andreas Wirth bei der Teatime im neuen Pfarrhaus. Gut zu erkennen sind auch die liebevollen Details der Ausstattung wie der Tropfenfänger an der Teekanne.

Foto: STEFAN BÜNTIG

Sofort, als Michael Schanze zum ersten Mal auf der Bühne erschien, brandete Applaus auf. Und er machte seine Sache gut. Sein komödiantisches Gespür gab der Kriminalkomödie "Ein Fall für Pater Brown" die richtige Würze. Schanze spielte Pater Brown als eine Mischung aus gütigem Dorfpfarrer mit guter Menschenkenntnis und pfiffigem Kombinierer mit kriminalistischem Instinkt. Aber die Neersener Aufführung allein auf den Star Michael Schanze zu verengen, wäre ungerecht. Ebenbürtig trug Bettina Dornheim als Pfarrhaushälterin Mrs. Miller zum Gelingen dieser Aufführung bei. Dazu gesellte sich Claudia Dölker als wunderbar überdrehte Wirtin der Inselkneipe mit dem einzigen Telefonanschluss auf der Insel.

Die Inszenierung von Jan Bodinus ist gediegene Hausmannskost, gute Unterhaltung, so wie man sie aus den Vorabendserien des Fernsehens her kennt. Für Bodinus ist der Stoff auch kein Neuland, hat er das Stück schon 2011 für den Rathauskeller Essen inszeniert, wie er überhaupt den Stoff frei nach den Geschichten von Gilbert K. Chesterton zusammen mit Florian Battermann 2007 auf die Bühne der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig gebracht hat. Die erste von Chestertons Kurzgeschichten zu "Father Brown" erschien 1910. Durch die Verfilmung mit Heinz Rühmann in den 1960er Jahren wurde der Stoff in Deutschland ungemein populär. Auch Bodinus verlegt die Handlung von Pater Brown in die 60er Jahre, was Ausstattungsleiterin Silke von Pattay in der Mode der 60er Jahre schwelgen lässt.

Leider geht dabei der englische Hintergrund verloren. Chesterton, der als Protestant selber zum Katholizismus konvertierte, spielt mit dem katholischen Milieu in einem anglikanischen Land. Auch der Konflikt, dass die Tochter des Küsters ihren protestantischen Lover nur heimlich treffen kann, weil ihr Vater die Verbindung aus konfessionellen Gründen nicht billigt, geht in diesem Kontext völlig unter.

Egal, nehmen wir die Kriminalkomödie einfach als eine Folie für gute Unterhaltung. Und das Komödiantische in diesem Stück lebt einmal davon, dass der Pater auch nach der x-ten Strafversetzung immer wieder in neue Kriminalfälle tappt und das Ermitteln nicht lassen kann. Aber noch wichtiger ist das tragende Element des liebevollen Kebbelns der Haushälterin Mrs. Miller mit ihrem Pater. Bodinus will noch eins draufsetzen und macht aus dem etwas tumben Inspektor Slack eine Lachfigur. Sven Post muss die Rolle als eine Karikatur von Inspector Columbo nach der US-TV-Serie spielen und agiert dabei "dümmer als die Polizei" erlaubt. Sympathisch jung und verliebt spielen Andreas Werth und Sarah Elena Timpe das heimliche Liebespaar. Timpe, die in der ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" die quirlige Sabrina Görres spielte, wirkte auf der Bühne in der Trauer um ihren ermordeten Vater aber weniger glaubwürdig. Hartmut Scheyhing, im vergangenen Jahr wunderbar vielseitig in "Ganze Kerle" zu erleben, blieb auch in seinen beiden Rollen als Fischer und Bischof hinter seinen Möglichkeiten zurück. Einen Sonderapplaus für Silke von Patay, die wirklich pfiffig einen Geheimgang auf die Bühne zauberte. Nach dem rasanten Finale spendete das Publikum warmen, herzlichen Applaus für alle.

(RP)
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