Heimatfreunde-Museum „Kamps Pitter II“ feierlich eröffnet

Schiefbahn · In zwei Jahren Bauzeit wurde aus der ehemaligen Hausmeister-Herberge in Schiefbahn der zweite Teil des Willicher Heimatfreunde-Museums. 530.000 Euro kostete das Projekt, an dem sich viele Sponsoren beteiligten.

 Im Museum „Kamps Pitter II“ können die Besucher unter anderem erleben, wie unbequem die Schulbänke früher waren.

Im Museum „Kamps Pitter II“ können die Besucher unter anderem erleben, wie unbequem die Schulbänke früher waren.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der Freitag war ein großer Tag für die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich. Denn nach zweijähriger Planung und einer fast genauso langen und schweißtreibenden Arbeit wurde nun feierlich das zweite Museumsgebäude im ehemaligen Park des Unternehmers Albert Oetker seiner Bestimmung übergeben.

Mehr als hundert Gäste, darunter die Handwerker, waren zur Einweihung gekommen, bei der der Vorsitzende der Heimatfreunde, Ernst Kuhlen, auf die Entstehung des zweiten Gebäudes einging. Es gab viele Komplimente, unter anderem von Willichs Bürgermeister Josef Heyes und von Kreisdirektor Ingo Schabrich. Unter anderem sprachen zudem Verantwortliche von gleich drei Stiftungen, die das Großprojekt zu gleichen Teilen mit insgesamt 320.000 Euro mitfinanziert hatten. Für die Sparkassenstiftung war dies Siegfried Thomassen, für den Landschaftsverband der stellvertretende Vorsitzende der Rheinland-Verbandsversammlung, Professor Jürgen Wilhelm, und für die NRW-Stiftung „Natur – Heimat – Kultur“ der frühere NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg.

 Es „knubbelte“ sich, als mit weit über hundert Gästen die Einweihung des neuen Museums gefeiert wurde.

Es „knubbelte“ sich, als mit weit über hundert Gästen die Einweihung des neuen Museums gefeiert wurde.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich war das einst zerfallene Gebäude keinen Pfifferling mehr wert. Im 20. Jahrhundert war es gemeinsam mit der Verseidag errichtet worden und hatte den Hünfelder Oblaten als eine Art „Bauhof“ gedient. Seinen Namen „Kamps Pitter“ trägt es, weil dort zeitweilig der Schreiner- und Hausmeister Peter Kamps wohnte. Bis die Verantwortlichen um den agilen Vorsitzenden Ernst Kuhlen (70) vor etwa vier Jahren auf die Idee kamen, daraus ein auch über die Ortsteilgrenzen hinweg bekanntes zweites Museum zu machen. Das Planen war genauso anstrengend wie der Bau, zumal allerlei Unvorhergesehenes passierte. So mussten Stahlträger und Betondecken neu eingezogen, die Dachkonstruktion verändert und das Dach neu gedeckt werden.

„Ohne unsere Bau- und Umzugskolonne hätten wir dies niemals geschafft“, konstatierte Ernst Kuhlen. Denn über 9000 Stunden war die Kolonne um ihren Bauleiter Theo Nießen im Einsatz, um in ihrer „Freizeit“ die professionellen Handwerker zu unterstützen, unter anderem zu stemmen, zu verputzen oder Fliesen zu verlegen. Natürlich hatten auch die vielen ehrenamtlichen Archivare viel zu tun, Tausende von Exponaten aus einem Keller des Gymnasiums dorthin zu schleppen und zu katalogisieren. Durch das Engagement und die gute Vorplanung waren auch schnell übergeordnete Behörden und Stiftungen auf das Projekt aufmerksam geworden, das unter dem Strich rund 530.000 Euro kostete – mehr als 70.000 Euro teurer als zunächst kalkuliert, auch weil zwischen Erdgeschoss und erster Etage eine neue Betondecke eingezogen werden musste. Aber: „Der Bau ist bezahlt“, sagte mit ein wenig Stolz Ernst Kuhlen. Neben der Förderung durch die drei Stiftungen gab es Geld von der Stadt Willich, und der Verein brachte ein Eigenkapital von etwa 80.000 Euro auf, neben der eigenen „Muskelhypothek“ und einigen weiteren Sponsoren.

 Bürgermeister Josef Heyes (l.), Vorsitzender Ernst Kuhlen (3.v.l.) mit den „Sponsoren“  Jürgen Wilhelm, Siegfried Thomassen und Eckhard Uhlenberg.

Bürgermeister Josef Heyes (l.), Vorsitzender Ernst Kuhlen (3.v.l.) mit den „Sponsoren“  Jürgen Wilhelm, Siegfried Thomassen und Eckhard Uhlenberg.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentümer auch dieser Immobilie ist die Stadt Willich; die Heimat- und Geschichtsfreunde haben allerdings ein Dauernutzungsrecht. Auf drei Etagen soll jetzt außerdem jungen Leuten, Kindern und Jugendlichen die Orts- und Stadtgeschichte lebendig vor Augen geführt werden. Die Kellerräume des neuen Gebäudes werden hauptsächlich zu Archivzwecken genutzt. Im Erdgeschoss befinden sich das Museumsbüro, ein Arbeitszimmer, das auch die Besucher dienstags für eigene Recherchen nutzen können, sowie ein großer Raum für temporäre Ausstellungen.

Das Obergeschoss soll für eine ständige Ausstellung zur neueren und älteren Geschichte der Altgemeinden und der Stadt Willich genutzt werden, mit Dokumenten aus der römischen, fränkischen, preußischen und französischen Zeit, sogar mit Funden aus der Eiszeit. Ganz früher muss im Schiefbahner Bruch auch mal ein Mammut-Friedhof gewesen sein, denn man fand dort Kiefer, Backenzähne, Gelenk- und Schenkelknochen der Mammuts.

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