Stadt Willich Muslimische Flüchtlinge feiern am Abend gemeinsam Fastenbrechen

Stadt Willich · Ein Flüchtling aus Syrien schaute noch einmal auf sein Handy, "Sonnenuntertag in Willich: 21.54 Uhr" stand im Display. Wenige Minuten später brachten Männer und Frauen im Garten der Flüchtlingsunterkünfte an der Kochstraße in Alt-Willich die Speisen und Getränke heran. Unter anderem hatten Ahlam, Nebal, Amal und Ibrahim Köfte, Blätterteig mit gefülltem Käse gemacht, Reis mit Hühnchen oder eine Joghurtsuppe gemacht. Die gläubigen Muslime durften essen und trinken, die Sonne war untergegangen.

Im Garten der Flüchtlingsunterkunft an der Kochstraße wurde am Freitagabend nach Sonnenuntergang gemeinsam gegessen.

Im Garten der Flüchtlingsunterkunft an der Kochstraße wurde am Freitagabend nach Sonnenuntergang gemeinsam gegessen.

Foto: ACHIM HÜSKES

Am 6. Juni hatte der Fastenmonat Ramadan begonnen. Und es gibt die strenge Regel, dass von Sonnenaufgang bis zum Untergang Genüsse, egal welcher Art, nicht erlaubt sind. Dazu gehört unter anderem das Trinken, das Essen, das Rauchen und der Sex.

"Nicht alle halten sich daran, rauchen zum Beispiel tagsüber mal eine Zigarette, aber etwa 70 Prozent der in der Unterkunft lebenden Menschen sind gläubige Muslime", sagt der städtische Integrations-Mitarbeiter Nabil Daadouai, der die größtenteils aus Syrien, dem Irak oder Äthiopien kommenden Flüchtlinge betreut. Daadouai, der marokkanische Wurzeln hat, fastet ebenfalls mit seiner Familie, darunter auch seine 14-jährige Tochter Yasmin. "Sie macht das freiwillig. Sie hat mir noch gestern erzählt, dass sie beim Sportunterricht doch ziemlich geschwächt gewesen sei", erzählt der Willicher. Die meisten stehen um 3 oder 4 Uhr morgens auf, um sich vor dem Sonnenaufgang noch schnell zu stärken, so auch die beiden Freundinnen Fatma (12) aus Syrien und Sarah (15) aus dem Irak. Die beiden, die die Willicher Gesamtschule besuchen, hatten sich am Tag zuvor frühmorgens um vier Uhr getroffen. "Meist schaffe ich das, aber wenn es mir nicht so gut geht, trinke oder esse ich auch eine Kleinigkeit zwischendurch", war Sarahs ehrlicher Kommentar.

"Das hat mich schon sehr überrascht, welche Strapazen die Menschen in Kauf nehmen", sagte die 39-jährige Monica Barth. Die Arzthelferin bringt gemeinsam mit Monika Anders den jungen wie erwachsenen Flüchtlingen dort einmal in der Woche Deutsch bei. Die zwei sind nur einige der vielen ehrenamtlichen Helfer des "Arbeitskreises Fremde". Die Fastenden müssen noch bis Anfang Juli durchhalten. Dann wird das Fest des Fastenbrechens groß gefeiert. Ähnlich wie Weihnachten werden dann die Kinder für ihre Mühen und für ihr Durchhalten beschenkt. Dieses Zuckerfest ist nach dem Opferfest der zweithöchste islamische Feiertag.

(wsc)
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