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Stadt Kempen Musikalisch aus dem Vollen geschöpft

Stadt Kempen · Das große Geburtstagsfest von Kempen Klassik: Zum Geburtstagswandelkonzert im Kulturforum Franziskanerkloster kamen 360 Musikfreunde. Sie erlebten ein Spitzenprogramm mit viel Abwechslung und begeisternde Musiker.

 Mit dem Astor Trio war im Innenhof eine ungewöhnliche Kammermusikbesetzung zu hören: Geige, Gitarre und Kontrabass.

Mit dem Astor Trio war im Innenhof eine ungewöhnliche Kammermusikbesetzung zu hören: Geige, Gitarre und Kontrabass.

Foto: NORBERT PRÜMEN

20 Jahre Kempen Klassik sind ein Grund zum ausführlichen Feiern. Dazu gehörte auch ein festliches Wandelkonzert, zu dem 360 Zuhörer kamen. "Wir brauchten keinen abzuweisen, aber viel mehr Karten wollten wir auch nicht verkaufen", erläuterte Peter Landmann die Situation. "Es hätte Unmut erzeugt", ergänzte der künstlerische Leiter von Kempen Klassik, "wenn interessierte Teilnehmer mit gültigen Karten nicht mehr in die Räume gepasst hätten". In der Tat: Die vorhandenen Plätze im Franziskanerkloster waren bei fast allen Konzerten besetzt.

 Pianist Benyamin Nuss und der Kempener Konstantin Reinfeld an der Mundharmonika rissen das Publikum im Rokokosaal zu Begeisterungsstürmen hin.

Pianist Benyamin Nuss und der Kempener Konstantin Reinfeld an der Mundharmonika rissen das Publikum im Rokokosaal zu Begeisterungsstürmen hin.

Foto: Prümen Norbert

Zunächst galt es erst einmal, Missverständnisse zu vermeiden. "Es gibt zwei Arten von Wandelkonzerten", kommentierte Landmann die Konzeption. "Die Variante, bei der man während der Konzerte wandelt und unverbindlich überall mal kurz hineinschnuppert, meinen wir nicht. Wir wandeln zwischen den Konzerten". Deswegen begannen alle 45 Minuten an fünf verschiedenen Orten des Franziskanerklosters 30-minütige Konzerte, bei dem Störungen durch Kommen und Gehen nicht stattfinden sollten und auch nicht stattfanden. Das war gut so, denn das Niveau der eingeladenen Darbietungen war sehr hoch und verdiente konzentriertes Zuhören.

 Das kleinste Format: der Klaviersalon der Pianistin Frederike Möller im 3. OG.

Das kleinste Format: der Klaviersalon der Pianistin Frederike Möller im 3. OG.

Foto: Prümen Norbert

Das galt gleich für die Eröffnung mit Bachs drittem Brandenburgischen Konzert. Das Ensemble Ruhr beeindruckte durch eine vitale, transparente Wiedergabe mit schnellen Tempi und springenden Bögen. Und dass sich die Gäste aus dem Ruhrgebiet auch aufs Romantische verstehen, stellten sie mit Tschaikowski eindrucksvoll unter Beweis.

Auch aus Kempen kommen Könner, so zum Beispiel Tobias Koch. Erwartungsgemäß spielte er im Uhrensaal vor vollen Stuhlreihen. Auch wenn er inzwischen in zahlreichen renommierten Konzertsälen auftreten durfte, freute er sich über sein "Heimspiel" im Franziskanerkloster: "Das Kramer-Museum war das erste Museum meines Lebens, es ist für mich immer noch etwas Besonderes, hier zu spielen".

Von Koch stammt auch die Idee eines Klaviersalons. Die Durchführung überließ er gern einer jungen Kollegin, der 1983 in Bielefeld geborenen Frederike Möller. Klein aber fein ist die Räumlichkeit, in der die unkonventionelle Veranstaltung stattfand. Außer dem Klavier passen in den winzigen Raum im dritten Stock gerade noch zwei bequeme Sessel für zwei Zuhörer.

Sechsmal findet das Klavierkonzert für zwei Zuhörer statt; weit mehr als zwölf Interessenten möchten teilnehmen. Doerte Schäfer, Vorsitzende von Kempen Klassik, weiß, was zu tun ist. Die Plätze werden ausgelost. Die Gewinner dürfen auf einer "Menükarte" drei Stücke auswählen. Als "Vorspeise" wünscht sich ein Ehepaar Schumanns "Von fremden Ländern und Menschen". Als "Hauptgang" erfreut sich Bachs "Prélude in c-moll" großer Beliebtheit". Unter den zweiminütigen Stücken für die "Nachspeise" ist Gershwins "Prélude No. 1" der Favorit.

Wie Koch stammt auch der 21-jährige Konstantin Reinfeld aus Kempen. Aus ihm ist inzwischen ein Meister der Mundharmonika geworden. Im voll besetzten Rokokosaal demonstriert er völlig ungewohnte Klänge auf seinem Instrument. Zusammen mit dem ausgezeichneten Pianisten Benyamin Nuss zeigt er aber auch, wie sich auf einer Mundharmonika Bach und Mendelssohn spielen lässt. Dass Rameau, Scarlatti und Bartók auch auf einem Knopfakkordeon klingen, ist im voll gefüllten Uhrensaal von Teodore Anzellotti zu hören.

Mit einen gehörigen Schrecken musste die auch überregional erfolgreiche Kempener Organistin Ute Gremmel-Geuchen fertig werden. Kurz vor der Veranstaltung erreichte sie eine krankheitsbedingte Absage der Trompeterin Rita Arkenau-Sanden, mit der sie in der Paterskirche gemeinsam auftreten wollte. Aber: Ende gut, alles gut. Ferenc Mausz, Solo-Trompeter der Bergischen Symphoniker und Preisträger des ARD-Wettbewerbs, sprang kurzfristig ein und erwies sich, von Gremmel-Geuchen vorzüglich begleitet, als ein Meister der Barocktrompete.

Fabelhafte Schlagzeuger waren mit "Splash Percussion NRW" zu hören, geleitet von Stephan Froleyks und Ralf Holtschneider, dem Leiter der Kreismusikschule Viersen. Zarte Harfentöne steuerte Nora v. Marschall bei, kultiviertes kammermusikalisches Singen die Kölner Vokalsolisten, hochqualifizierte Kammermusik das Doron Quartett und das Morgenstern Trio.

Gelegentliche Konflikte gab es im Innenhof zwischen Notenblättern und Wind. Glück im Unglück hatte dabei das hervorragende Astor Trio, besetzt mit Violine, Gitarre und Kontrabass. Erst mit dem Schlussakkord von Bachs Sonate in h-moll wehte der Wind das Blatt des Kontrabassisten vom Notenständer. Kein Problem: Natürlich konnte Stanislaw Anischenko den letzten Ton auswendig spielen.

(RP)
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