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Stadt Willich Möhren sind ein Trendgemüse

Stadt Willich · Von wegen "gesundes Essen nur für Kinder": Möhren gehören heute selbstverständlich auch in die "Haute Cuisine". Viele stammen vom Niederrhein und werden in ganz Deutschland gegessen.

 Katrin und Josef Hiller (rechts), die seit 22 Jahren den Kaiserhof in Schiefbahn leiten, haben mit ihrem Team aus den drei Möhren-Sorten sogar ein komplettes Menü entwickelt. Ute Maaßen und Hans Brocker von der Brocker-Gruppe freuen sich zu sehen und zu schmecken, wie "ihr" Gemüse zubereitet wird.

Katrin und Josef Hiller (rechts), die seit 22 Jahren den Kaiserhof in Schiefbahn leiten, haben mit ihrem Team aus den drei Möhren-Sorten sogar ein komplettes Menü entwickelt. Ute Maaßen und Hans Brocker von der Brocker-Gruppe freuen sich zu sehen und zu schmecken, wie "ihr" Gemüse zubereitet wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

Sie gilt als "vernünftiges, anständiges Gemüse", man gibt sie gern schon ganz kleinen Kindern, die mit fester Nahrung beginnen- die Möhre. Sie ist gesund, es gibt sie in unzähligen Baby-Gläschen-Variationen oder frisch zubereitet, sie ist bei Erwachsenen beliebt als Schonkost, wenn der Magen mal nicht mitspielt oder auch wenn das Alter dazu führt, dass das Essen bekömmlicher sein sollte. Auch Möhrensaft wird gern getrunken, selbst wenn die orangefarbenen Flecken wirklich schwer wieder ausgewaschen werden können. Der Grund dafür ist einer der wesentlichen Inhaltsstoffe der Möhre, das Betacarotin (auch Provitamin A). Dieses wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, das für das Knochenwachstum und die Augen gut ist - aber eben auch ein hartnäckiger Farbstoff. Auch der hohe Anteil an Vitamin B und C macht das Gemüse so gesund.

 Die Möhrensuppe mit Ingwer und Curry eignet sich hervorragend als Vorspeise zum Möhren-Menü.

Die Möhrensuppe mit Ingwer und Curry eignet sich hervorragend als Vorspeise zum Möhren-Menü.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Der Niederrhein ist in Deutschland eine der Hauptanbau-Regionen für Möhren, und in Schiefbahn ist einer der größten Möhrenerzeuger Deutschlands ansässig: die Brocker-Gruppe. Sie baut seit Jahrzehnten mit einer Vielzahl von Partner-Landwirten Möhren an. "Der Niederrhein bietet hier so gute Anbaumöglichkeiten, weil die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten den Anbau verschiedener Möhrensorten ermöglichen", erklärt Josef Deselaers, einer der Geschäftsführer der Brocker-Gruppe.

Auch roh ein Augenschmaus: verschiedene Möhrensorten, kunstvoll zu einer Tischdekoration arrangiert.

Auch roh ein Augenschmaus: verschiedene Möhrensorten, kunstvoll zu einer Tischdekoration arrangiert.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Frühmöhren, die ab etwa Anfang Juni gerodet werden, wachsen auf leichteren Böden, die einen höheren Sandanteil haben. Sie erwärmen sich schneller, und die Möhren wachsen früher. Auf den schwereren Böden mit einem höheren Lehmanteil werden Lagermöhren angebaut, die ab Herbst gerodet und in großen, genau klimatisierten Kühlhallen gelagert werden.

Bei den Anbau-Methoden unterscheiden die Landwirte zwischen kontrolliert-integriertem Anbau und Bio-Möhren. Ersteres bedeutet, dass Düngung und Pflanzenschutz strikt nach dem Prinzip "so wenig wie möglich, nur so viel wie nötig" verwendet werden. Dazu kommen regelmäßige Kontrollen, die sicherstellen, dass keine Rückstände in den Möhren enthalten sind. Als Folge hat der Betrieb seit 2012 das Zeichen "Betrieb der umweltverträglichen Landbewirtschaftung". Bio-Möhren gehören seit 1998 zum Anbau - im Verbund mit der Bio West bauen 40 Landwirte für die BrockerGruppe an. Diese wiederum übernimmt für alle Partner-Betriebe nach der Ernte die Lagerung und die Verarbeitung: waschen, wiegen, abpacken in verschiedene Packungsgrößen, Etikettierung und Auslieferung bundesweit - nach den täglich eingehenden Bestellungen der großen Lebensmittel-Märkte.

Die Möhre ist aber nicht nur vernünftig und gesund, sondern auch ein Trendgemüse, denn in den letzten Jahren haben sich neue Sorten etabliert. Landwirte und Verbraucher haben beim Gemüse sogenannte alte Sorten wieder entdeckt. "Bis ins 19. Jahrhundert gab es weiße, gelbe, violette oder schwarz-rote Möhren. Aus Kreuzungen einer violetten Möhre mit der heutigen orangefarbenen ist beispielsweise die Möhre Violett entstanden", so Deselaers: Sie ist im Inneren orange und hat einen rund zwei Millimeter starken dunkellila Rand. Diese Sorte ist süßer, im frischen Zustand saftiger, hat dazu einen hohen Anthozyan-Gehalt und bis zu 40 Prozent mehr Betacarotin. Sie wird meist als Rohkost gegessen und peppt jeden Salat optisch und geschmacklich auf. "Sie hat aber auch in der gehobenen Küche ihren Platz gefunden, etwa als Belage kombiniert mit Süßkartoffeln zu einem Steak", beschreibt Deselaers. Die cremefarbene "Crème de Lite" hat viele Ballast-Stoffe und ein mildes, süßes Aroma. Sie enthält viel Lutein: Dieser Stoff filtert kurzwelliges Licht und schützt die empfindlichen Sehzellen.

In der gehobenen Küche wird die klassische orangefarbene Möhre etwa zum kulinarischen Highlight, wenn sie mit exotischen Gewürzen zubereitet wird. Ein "Möhrensüppchen mit Ingwer und Curry" und gerösteten Pinienkernen ist eine ideale, leichte sommerliche Vorspeise zu einem Menü. Katrin und Josef Hiller, die seit 22 Jahren den Kaiserhof in Schiefbahn leiten, haben mit ihrem Team aus den drei Möhren-Sorten sogar ein komplettes Menü entwickelt. Sie bieten als Vorspeise Cappuccino von Möhren mit Ingwer und Sahnehäubchen an. "Das Besondere ist, dass wir die Suppe nur aus dem Möhrensaft herstellen, dazu gewürzt mit Ingwer-Saft. Es wird dann beim Kochen reduziert", erklärt Josef Hiller. Der Hauptgang wird herzhaft: Karreé vom Duke-of- Berkshire-Schwein mit dreierlei Möhre - die orangen und cremefarbenen Möhren als Püree, dazu kleine violette Möhren. Süß kann die Möhre dann auch, zum Dessert gibt es eine Crème brûlée von der Crème de Lite, ein Rübli-Muffin und ein Sorbet von der Möhre Violett - "wenn das Sorbet die richtige Temperatur hat, schmeckt man die Möhre intensiv", rät der Restaurant-Chef zu einem langsamen Genuss.

(djm)
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