Stadt Kempen Mit Philosophie gegen Verunsicherung

Stadt Kempen · Prof. Klaus-Peter Hufer schrieb mit dem Buch "Was soll ich tun, wie können wir handeln?" eine Einführung in die praktische Philosophie. Sie erschien jetzt im Kempener Verlag BVK.

 Autor Klaus-Peter Hufer (links) und Herausgeber Hans-Jürgen van der Gieth stellten im Hause des Buchverlages Kempen (BVK) an der St. Huberter Straße das neue Buch, eine Einführung in Philosophie und Ethik, vor.

Autor Klaus-Peter Hufer (links) und Herausgeber Hans-Jürgen van der Gieth stellten im Hause des Buchverlages Kempen (BVK) an der St. Huberter Straße das neue Buch, eine Einführung in Philosophie und Ethik, vor.

Foto: KURT LÜBKE

Mit einem wunderbaren Satz des britischen Philosophen Bertrand Russel, geschrieben im Alter von 95 Jahren, schließt dieses neue Buch: "So war mein Leben. Ich habe es lebenswert gefunden, und ich würde es mit Freuden noch einmal leben, wenn sich mir die Möglichkeit dazu böte." Drei Leidenschaften haben das Leben dieses Philosophen bestimmt: das Verlangen nach Liebe, der Drang nach Erkenntnis und ein unerträgliches Mitgefühl für die Leiden der Menschheit." Das Kapitel "Wofür es sich lohnt zu leben" steht am Ende eines überfälligen Buches, das dem Drang nach Erkenntnis, der Philosophie, gewidmet ist. "Was soll ich tun, wie können wir handeln?" ist der Titel des neuen Buches des Kempener Bildungswissenschaftlers und Philosophen, der damit auf überschaubaren 244 Seiten "eine Einführung in die praktische Philosophie/Ethik" geschrieben hat. Das Buch wurde nicht nur in Kempen geschrieben, sondern erschien auch hier: im BVK, im Buchverlag Kempen.

Verleger Hans-Jürgen van der Gieth gibt zusammen mit seiner Frau Hildegard im Verlag eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien heraus - für Kindergärten bis zu weiterführenden Schulen. Da auch das Fach Ethik immer wichtiger wird, fehlte ein Standardwerk, das die Grundlagen der Philosophie und Ethik für Schulen, aber auch für den allgemeinen Leser bietet. Anfang des Jahres sprach van der Gieth dann Hufer an, von dem im Verlag bereits das Kinderbuch "Trio Tollos Tantos - Aufruhr in der Stadt" erschienen war. Hufer, der in Darmstadt Politikwissenschaften, Geographie und Philosophie studierte und als Fachbereichsleiter Geisteswissenschaften bei der VHS Kreis Viersen einen philosophischen Gesprächskreis etablierte, hat sich mit viel Freude ans Buch gemacht. Aus den Philosophie-Kursen, die Hufer seit 1978 regelmäßig anbietet, kennt er ein großes Bedürfnis nach Orientierung. Das Buch ist eine Einführung, sie soll leicht lesbar, aber nicht oberflächlich sein, nicht belehrend, aber pädagogisch steuernd. Das ist in der Struktur des Buches gut gelöst. Es gibt Info-Boxen zu den Philosophen, die im Text erwähnt werden, Zusammenfassungen und Fragen zum eigenen Weiterdenken.

Auffallend ist das Cover des Buches mit einem Foto eines erleuchteten orange-farbenen Zeltes auf einer Ebene, die von einer Bergkette begrenzt wird und über die sich ein wunderbarer Sternenhimmel wölbt. Man muss nicht unbedingt Kants Ehrfurcht vor dem "bestirnten Himmel über mir und dem moralischen Gesetz in mir" kennen. Man kann an den Reiz des Entdeckens denken, an die Erleuchtung durch Philosophie oder die Unendlichkeit des Universums - alles ist erlaubt und nichts vorgeschrieben. Hufer und van der Gieth wissen nicht, wo das Foto entstanden ist. Es hat einfach "gepasst". Hufer hat dieses Buch an zwei Philosophie-Professoren zur kritischen Lektüre geschickt - und sehr positive Reaktionen erhalten.

Man kann das Buch von vorne nach hinten lesen, aber auch selektiv einzelne Kapitel und immer wieder nachschlagen. Allein die Kapitalüberschriften machen Lust aufs Lesen: "Wie kommt das Böse in die Welt?", "Was kann ich tun?" Höchst alltagstauglich sind auch moralische Fragen, etwa bei künstlicher Befruchtung, Genpatentierung oder Sterbehilfe. Dann wiederum bei der Diskussion des Gegensatzes von Autonomie (Willensfreiheit) und Determinismus (Vorbestimmtheit) überrascht uns der Neurowissenschaftler Gerhard Roth, dass das obere Stirnhirn als Sitz von Intelligenz und Verstand und das untere Stirnhirn als Instanz für moralisch-ethische Kontrolle, Risikobewertung und Gefühlskontrolle kaum miteinander interagieren. Das allein wäre schon wieder ein abendfüllendes Thema.

(RP)
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