Stadt Willich Mit offenen Armen empfangen

Stadt Willich · Auf Einladung der Willicher Tschernobyl-Hilfe erholten sich 16 Kinder aus Weißrussland vier Wochen am Niederrhein. Am Sonntag treten sie wieder die Heimreise an.

 Der Besuch aus Weißrussland feierte jetzt Abschied. Morgen wird die Heimreise angetreten.

Der Besuch aus Weißrussland feierte jetzt Abschied. Morgen wird die Heimreise angetreten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das weißrussische Städtchen Kalinkavitschy liegt rund 80 Kilometer von Tschernobyl entfernt, wo es im April 1986 zur Explosion des Kernkraftwerks kam. "Noch immer sind bei uns viele Kinder krank, haben ein schwaches Lungen- und Immunsystem", sagt Lehrerin Anna Schachnova. Jetzt geht für 16 Kinder aus Kalinkavitschy ein vierwöchiger Urlaub zu Ende. Eingeladen wurden sie erneut von der Willicher Tschernobyl-Hilfe und von vielen Gastgeberfamilien.

Frische Säfte und Frücht

Anna Schachnova (36) und Veronika Makartschuk (28) unterrichten an einer von neun allgemeinbildenden Schulen in Kalinkavitschy auch die deutsche Sprache. Beide begleiten die zwischen acht und 16 Jahre alten Kinder und Jugendlichen zum 6. Mal. Mit dabei ist auch der zwölfjährige Nikita, ein quirliger Neffe von Anna Schachnova. "Er hat eine Schilddrüsenerkrankung und bekommt dagegen immer stärkere Medikamente", sagt Anna Schachnova. Zum achten Mal ist die 16-jährige Alina Malaschenko nach Willich gekommen. Und auch die 15-jährige Marina Worobey war schon einige Male hier. Was findet sie gut in Willich? Ihr spontane Antwort: "Das Deutschsprechen, die vielen frischen Säfte und Früchte und die Straßen und Plätze sind viel sauberer als bei uns."

Ihrer gleichaltrigen Freundin Anastasia fällt noch etwas ein: "Hier kann man viel Radfahren und schwimmen gehen." Marina will später einmal Jura studieren, Anastasia vielleicht Psychologin werden. Die jungen Leute aus Weißrussland haben mit den Gastgeberfamilien aus Willich, Mönchengladbach, Kempen, Meerbusch und Tönisvorst in den vergangenen vier Wochen viel unternommen. Darüber hinaus hat die Willicher Tschernobyl-Hilfe vier freiwillige Angebote gemacht: zwei gesellige Treffs im evangelischen Anrather Gemeindezentrum, ein Besuch im "Phantasialand" in Köln-Brühl und eine Schlufffahrt. Lutz und Hannelore Cornelissen sind seit acht Jahren als Gastgeberfamilien dabei. Den jungen Leuten muss es bei den Schiefbahner Eheleuten gefallen. Denn vor etwa einer Woche kam mit dem Flieger aus Minsk die inzwischen 19-jährige Nadja Belskja wieder zu ihnen. Sie kennt die Eheleute Cornelissen schon lange, brachte diesmal auch gleich ihre Mutter Nadja mit. Die Mutter hatte im Januar diesen Jahres ihren unheilbar an Lungenkrebs erkrankten Mann Alexander verloren.

Im tadellosen und glänzenden Deutsch beschreibt die Tochter, die in Minsk Deutsch und Internationalen Tourismus studiert, ihre Eindrücke: "Ich werde hier immer mit offenen Armen empfangen und fühle mich in Willich jedesmal sehr wohl." Die Beiden bleiben noch bis Ende August. Am 1. September beginnt für Nadja das fünfte Semester. Am morgigen Sonntag geht es für die anderen mit dem Bus ins etwa 2300 Kilometer entfernte Kalinkavitschy zurück. Die Fahrt dauert etwa 35 Stunden. "Vielleicht werden wir im nächsten Jahr einen Flieger chartern", sagt Peter Küppers, Vorsitzender der Tschernobyl-Hilfe.

(wsc)
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