Kreis Viersen Mehr als ein verstaubtes Ritual

Kreis Viersen · 22 Metallbauer und ein Feinmechaniker wurden jetzt losgesprochen. Nach dreieinhalbjähriger Lehrzeit und bestandenen Prüfungen wurden ihnen die Zertifikate überreicht.

 Eine junge Frau und 22 junge Männer feierten bei Schmitz-Mönk in Anrath ihre bestandene Gesellenprüfung.

Eine junge Frau und 22 junge Männer feierten bei Schmitz-Mönk in Anrath ihre bestandene Gesellenprüfung.

Foto: Norbert Prümen

"Lehrlinge, erheben Sie sich", sagte im Festsaal der Anrather Gaststätte Schmitz-Mönk Obermeister Leo Jürgens. Zu dem Zeitpunkt waren die 23 jungen Leute noch Auszubildende. Kurze Zeit später wurden sie, wie es schon im späten Mittelalter der Fall war, losgesprochen, wurden somit zu Gesellen. Diesmal ging es um die Metallbauer und um einen Feinwerkmechaniker, die sich nach größtenteils dreieinhalbjährigen Lehrzeiten und bestandenen Abschlussprüfungen ihre Zertifikate abholten.

"Das ist für mich immer etwas Besonderes, das alljährliche Zeremoniell klingt verstaubt, aber es ist viel mehr als ein altes Ritual", sagte der Obermeister der Kreishanderwerkerschaft Niederrhein, die die Interessen der Betriebe in Krefeld, im Kreis Viersen und im Rhein-Kreis Neuss vertritt. Und Leo Jürgens ergänzte: "Was sie heute bekommen, ist nach wie vor ein verlässliches Gütesiegel; von nun an können sie gestalten, tragen somit zu unser aller Lebensqualität bei."

Die jungen Leute waren erst einmal froh, es geschafft zu haben. Acht neue Gesellen kamen aus Krefeld, 15 aus der Stadt und dem Kreis Viersen. Sogar eine Dame hatte sich den Blaumann in ihrer Lehrzeit übergezogen: die Krefelderin Doreen Arendes. Kurz nachdem die 23-Jährige den Gesellenbrief bekommen hatte, erklärte sie der Rheinischen Post: "Schon mit 15 Jahren, als wir unser neues Haus bezogen, habe ich mitgeholfen, beispielsweise bei den Gipsbetonwänden oder bei der Verlegung der Fliesen. Mein Vater und mein älterer Bruder haben mir viel beigebracht." Froh war Doreen Arendes, dass sie vom Ausbildungsbetrieb übernommen wurde; sie möchte bald ihren Ausbilderschein machen.

Großeltern, Eltern, Geschwister, Vertreter der Ausbildungsbetriebe und natürlich der Prüfungsausschuss sowie einige Lehrer des Rhein-Maas-Berufskollegs Kempen waren gekommen. So Fachlehrer Dirk Ledwig, sein Kommentar vor der versammelten Mannschaft: "Ihr wart eine fantastische Klasse." Wenig später ließen die neuen Gesellen Jochen Elsen (Viersen) und Fabio Barbuto (Kempen) die Lehr- und Klassenzeit Revue passieren. Und Jochen Elsen gestand ein: "Aus uns allen sind ziemlich beste Freunde geworden." Der junge Mann sagte aber auch, dass die erste Zeit nicht einfach gewesen sei: "Erst bei der Zwischenprüfung sind wir uns bewusst geworden, dass wir mehr tun müssen."

Alle hatten bestanden. Mit der besten Note und vielen Einsen war Christian Rieckhof darunter. Der 20-Jährige hatte die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker bei der Kempener Hydraulikfirma von Heinz Kox gemacht. Heinz Kox stellt seit 1984 in jedem Jahr bis zu vier Auszubildende ein und stellte fest: "Die Verpeilten werden immer mehr." Er wollte damit sagen, dass einige jungen Leute, wenn sie mit der Lehre beginnen, nur wenig an Wissen mitbringen und sich mit allen möglichen Dingen beschäftigen, nur nicht mit dem, worauf es ankomme. "Dadurch geht viel Potenzial verloren", ergänzte Heinz Kox, der zum 1. August einen neuen Mechaniker anlernen möchte.

Prüfungsbester bei den Metallbauern war Frey Lange (Krefeld). Die Laudatio hielt bei der Lossprechung, an der auch der Haupt-Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Paul Neukirchen, teilnahm, MdL Ralph Bombis (FDP), der Vorsitzende der Enquete-Kommission zur Zukunft von Handwerk und Mittelstand. "Sie haben meinen Respekt, aber bilden Sie sich weiter fort und gucken Sie genau hin, wie die Politik mit Ihnen beziehungsweise mit den Betrieben umgeht."

Beklagt wurde natürlich, dass die Zahl der Auszubildenden zu gering sei, zumal in dem Dachverband 145 Betriebe organisiert sind. Dennoch wird die Zahl der Prüflinge wahrscheinlich im nächsten Jahr etwas ansteigen, dann werden es insgesamt 30 sein.

(RP)
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