Stadt Willich Martelkreuz für Willicher Ärztin steht wieder

Stadt Willich · Die Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn haben am Anna-Rütten-Weg in Willich das sogenannte Martelkreuz für die 1945 ermordete Willicher Ärztin Anna Rütten wieder aufgestellt.

Ein aufmerksamer Bürger hatte es im Frühjahr auf einem Schutthaufen im Gewerbegebiet Münchheide entdeckt. Martelkreuze sind Gedenkkreuze für Mordopfer.

Ein Bautrupp des Vereins mit Theo Nießen, Gerd Wynands, Günther Wert, Friedel Mingers, Rainer Lück und Bernd-Dieter Röhrscheid restaurierte das Kreuz und baute auf städtischem Grund am Anna-Rütten-Weg ein Fundament. Dort wurde das Kreuz jetzt wieder aufgestellt.

Wie Stadtarchivar Udo Holzenthal und Bernd-Dieter Röhrscheid von den Heimat- und Geschichtsfreunden mitteilen, war das Kreuz ursprünglich um 1952 von früheren Patienten der Ärztin zu ihrer Erinnerung errichtet worden. Anna Rütten wurde 1911 in Willich geboren und wohnte 1945 auf der heutigen Hülsdonkstraße in Alt-Willich. Zum Kriegsende war sie die einzige Ärztin im Ort, ihre Kollegen waren eingezogen worden. Am Abend des 14. Juli 1945 wollte sie, so die Recherchen von Holzenthal und Röhrscheid, noch eine Wöchnerin auf den Holterhöfen besuchen.

Sie nahm mit ihrem Fahrrad die Abkürzung durch das Münchheider Feld. In der Nähe des Mertenshofs muss sie ihrem Mörder begegnet sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine sogenannte "Displaced Person". So hießen nach Deutschland verschleppte Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter. Vermutlich war ein ehemaliger russischer Kriegsgefangener der Täter.

Denn kurz vor der Tat hatte ein russischer Kriegsgefangener, der auf der Suche nach Lebensmitteln war, einen benachbarten Bauernhof aufgesucht. Wenig später fanden Passanten die Ärztin mit einem Genickschuss tot im Feld, das Fahrrad war verschwunden.

Das Schicksal von Anna Rütten, die im Willich in der Nähe des Hochkreuzes begraben liegt, war kein Einzelfall. Allein in Willich sollen "Displaced Persons" in der Zeit von März bis August 1945 vier Morde und weitere 40 schwere Körperverletzungen begangen haben.

(RP)
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