Willich Lindgren statt Miegel?

Willich · In der Schiefbahner Agnes-Miegel-Schule ist alles klar: Die Einrichtung will ihren Namen los werden. Er ist durch die Nähe der ostpreußischen Dichterin zum Nationalsozialismus für sie nicht mehr tragbar.

Schiefbahn Lehrerkonferenz und Schulpflegschaft haben sich einmütig für die Abschaffung des Schulnamens ausgesprochen. Kein Zweifel, dass die Schulkonferenz am 18. Februar einen Antrag auf Namensänderung bei der Stadt Willich stellen wird. Stephan Mumm, stellvertretender Schulleiter, hofft, dass die Änderung zügig erfolgt: „Wir wollen nicht die letzte Schule Deutschlands sein, die den Namen Agnes Miegel trägt.“ Die Zahl der Lehreinrichtungen mit ihrem Namen sei in Deutschland von 40 auf nur noch vier gesunken.

Mumm, Schulleiterin Karin Vogt und vor allem die Schulpflegschaftsvorsitzende Ursula Hegner haben sich in den vergangenen Wochen eingehend über Agnes Miegel informiert und Aufklärungsarbeit geleistet, um auch jene Eltern zu überzeugen, die etwa aus Traditionsgründen an dem Namen festhalten wollen. Er war 1964 – im Todesjahr Agnes Miegels – der damals evangelischen Schule Schiefbahns gegeben worden. Dies wahrscheinlich, um ein Zeichen der Verbundenheit mit den zahlreichen Vertriebenen im Ort zu setzen.

Viele seien beim Elternabend am vergangenen Montag äußerst betroffen gewesen, nachdem sie über Agnes Miegel erfahren hatten, dass sie nicht nur eine bekannte Heimatdichterin gewesen sei, berichtete Ursula Heger, deren Schwiegereltern aus Ostpreußen kommen. In einem Elternbrief hatte sie zuvor die Nähe Miegels zum Nationalsozialismus an einigen Punkten dargestellt: „Sie hat drei Gedichte zu Ehren Hitlers geschrieben. Sie hat einen vom Nazi- Regime geschaffenen Preis für das Gedicht ,An Deutschlands Jugend bekommen’, in dem sie die deutsche Jugend zum Kampf und zum Sterben im Krieg aufruft. Sie bekam durch die Fürsprache von Propagandaminister Goebbels einen Literaturpreis. Sie war seit 1937 Mitglied in der NS-Frauenschaft und ab 1941 in der NSDAP. Nach dem Krieg hat sie sich nie von ihrer Haltung zum Nazi-Regime distanziert.“ Bei ihren Recherchen hat Heger unter anderem auf die Untersuchung von Hans-Heinrich Holland „Agnes Miegel – Propagandistin des NS-Regimes“ zurückgegriffen.

Obwohl in den Gesprächen mit den Eltern die Ablehnung des Schulnamens immer deutlicher wird, will die Schule ihren Antrag auf Namensänderung bei der Stadt durch eine Unterschriftensammlung bei den Eltern der 270 Schüler untermauern. Zunächst berät über das Anliegen der Schulausschuss.

Einen neuen Namen wird die Schule noch nicht vorschlagen. Im Gespräch mit der Rheinischen Post sprachen sich Vogt, Mumm und Hegner für einen kindgerechten Namen (Astrid Lindgren, Erich Kästner) oder einen neutralen Namen (Schule Diepenbroich?) aus, vergleichbar mit der Willicher Schule im Mühlenfeld, Wekeln oder Willicher Heide. Hier will man dann aktiv werden, wenn auch die Stadt den Namen „Agnes-Miegel-schule“ zu den Akten gelegt hat.

(RP)
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