Stadt Willich Lepra – die vergessene Krankheit

Stadt Willich · Der Weltlepratag wird am Sonntag, 25. Januar, zum 56. Male begangen. Von der immer noch existierenden Krankheit in Indien konnte sich Katja Hirzmann, hauptamtliche Bürokraft des Entwicklungshilfevereins "Aktion Mission und Leprahilfe Schiefbahn", im Januar vergangenen Jahres selber ein Bild machen. Sie unternahm eine private Reise nach Ost- und Südindien und besuchte bei dieser Gelegenheit das von der Leprahilfe seit Jahren unterstützte Leprahospital "Gandhiji Seva Niketan" (Gandhis ausgestreckte Hand) in Bhubaneswar, das unter der medizinischen Leitung des Franzosen Dr. Remy Rousselot Versorgung der vielen Leprakranken leistet.

Im vergangenen Jahr hat er mit seinem Team 628 Operationen zur Behebung von Folgeschäden der Lepra wie beispielsweise verkürzte Muskel und Sehnen durchgeführt. Das Besondere an diesem Hospital: Die Krankenpfleger sind allesamt selber geheilte Leprakranke. Diese Tatsache lässt sie ganz unbefangen mit den Kranken umgehen und die Patienten bekommen das Gefühl, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Den meisten der von der Lepra geheilten Krankenpfleger merkt man gar nicht an, dass sie selber unter dieser Krankheit, die in Indien noch immer mit einem Stigma belegt ist, litten. Bei anderen, die zu spät zur Behandlung kamen, etwa weil ihre Familie sich des Kranken schämte, war eine Amputation unumgänglich. So wie bei Amina, dem jungen Pförtner der Lepraklinik, der inzwischen eine Prothese trägt und sogar Fahrrad fahren kann.

Leprahospital-Chef Dr. Rousselot behandelt die Kranken seit mehr als 20 Jahren ohne Handschuhe, ein Zeichen der Akzeptanz für die vom Rest der indischen Gesellschaft in Isolation lebenden Leprakranken. Lepra ist eine Krankheit der Armut, die unter anderem. durch mangelnde Hygiene verursacht wird. Ein Mensch mit gesundem Immunsystem kann nicht an Lepra erkranken.

Die Leprahilfe Schiefbahn unterstützt das Hospital mit jährlich rund 25 000 Euro zum Unterhalt der Klinik und zur Durchführung des Leprapräventionsprojekts, in dessen Rahmen vom Hospital einmal monatlich an die sechs großen Leprakolonien Bhubaneswars – Wohnsiedlungen, in denen ausschließlich Leprakranke in totaler Isolation vom Rest der Bevölkerung leben – Verbände, Salbe, Seife und Desinfektionsmittel ausgegeben werden. Dieses Projekt wird in diesem Jahr erstmalig in Mitfinanzierung mit der Tönisvorster "action medeor" abgewickelt. Die Versorgung eines Leprakranken in den Kolonien kostet pro Monat nur 1,40 Euro.

(RP)
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